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Tesla-Werk Grünheide bei Berlin: Jetzt bekommt Elon Musk die Quittung


Arbeitsunfälle und Umweltverstöße
Jetzt bekommt Tesla die Quittung

MeinungVon Laura Mielke

20.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Elon Musk: Der Tesla-Chef plant aus der Fabrik in Grünheide das größte Werk Europas zu machen.Vergrößern des Bildes
Elon Musk: Der Tesla-Chef plant aus der Fabrik in Grünheide das größte Werk Europas zu machen.

In Grünheide soll das größte Autowerk Europas entstehen – dafür will Tesla das schon jetzt 300 Hektar große Werk ausbauen. Allerdings könnten die Nachteile deutlich überwiegen.

Schon jetzt ist das Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide die größte Autofabrik in Ostdeutschland – nun soll es die größte in Europa werden. Dafür soll die Gigafactory nach Teslas Willen um 170 Hektar wachsen. Allerdings spalten die Pläne für das riesige Werk die Einwohnerinnen und Einwohner in der Gemeinde.

Jetzt haben die Bürgerinnen und Bürger abgestimmt, wie sie zum Vorhaben stehen. Das Ergebnis der Befragung zeigt: Tesla hat die Zustimmung im Ort verspielt. Die 9.000 Menschen in Grünheide wollen das Werk nicht und haben Tesla nun einen Denkzettel verpasst. Das ist verständlich. Denn der Autoriese hat zu wenig dafür getan, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Zwar ist das Ergebnis nicht bindend, allerdings könnte es Tesla weiter schaden, wenn es die Wünsche und Bedenken der Anwohnerinnen und Anwohner ignoriert.

Das neue Tesla-Werk in Grünheide stand von Beginn an in der Kritik. Für den Bau der 300 Hektar großen Fabrik wurden etliche Bäume aus dem DDR-Kiefernwald gerodet. Mindestens weitere 100 Hektar würden nun für die Erweiterung geopfert. Aus Sicht von Umweltschützern ist das eine Katastrophe, denn nicht nur die Waldfläche fehlt, ein größeres Werk bedeutet für die Region auch mehr Lieferverkehr und dadurch eine höhere Feinstaubbelastung.

Umwelt- und Arbeitsschutz sind deutlich ausbaufähig

Der schwerwiegendste Punkt ist aber wohl der Wasserverbrauch der Riesenfabrik. Laut den Zahlen des Wasserverbands Strausberg-Erkner sei der Grundwasserspiegel ohnehin schon niedrig. Das Werk verbraucht nun weiteres Wasser und könnte den Grundwasserspiegel gefährden. Im Jahr 2022 benötigte das Werk 10,2 Millionen Kubikmeter Wasser. Dem gegenüber steht, dass der Verbrauch von Privathaushalten auf 37 Kubikmeter gedrosselt wurde. Tesla hingegen argumentiert, die Fabrik habe bereits eine eigene Wasserwiederaufbereitungsanlage. Mit der Erweiterung soll auch diese größer werden. So werde das Altwasser wieder genutzt und nicht ganz so viel Wasser verbraucht.

Experten warnen davor, dass die Tesla-Gigafactory die Qualität des Trinkwassers gefährdet. Seit der Eröffnung der Fabrik wurden allein 26 Umweltvorfälle gemeldet, wie der "Stern" berichtete: Aus einer Tankstelle liefen in anderthalb Jahren rund 250 Liter Diesel aus, an anderer Stelle 15.000 Liter Lack und 13 Tonnen Aluminium. Es hat mehrfach gebrannt, rund 300 Liter Löschwasser sind deswegen im Boden versickert. Alles in allem durchaus ein Problem für ein Wasserschutzgebiet.

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Profit um jeden Preis?

Auch in Sachen Arbeitsschutz läuft es in dem Unternehmen nicht gut. Das Landesamt für Arbeitsschutz registrierte allein zwischen Juni und November 2022 beinahe täglich Unfälle in dem Werk, bei denen Angestellte zu Schaden kamen – viele davon waren meldepflichtig. Heißt: Durch die Unfälle waren die Betroffenen mehr als drei Tage arbeitsunfähig. Und die Verletzungen haben es in sich: amputierte Gliedmaßen, Verbrennungen, Verätzungen mit Salzsäure.

Wegen der erhöhten Krankheitsquote von bis zu 40 Prozent soll auf die anderen Arbeiterinnen und Arbeiter Druck ausgeübt worden sein. Schließlich muss die Produktivität erhalten bleiben. Zu den Vorfällen äußerte sich Tesla laut dem Bericht des Landesamtes für Arbeitsschutz nicht. Die Umweltbedenken wies das Unternehmen ohne weitere Erklärung zurück. Guter und transparenter Umgang mit Kritik geht anders.

Das zeigt: Für die Verantwortlichen rangiert der Profit deutlich vor Arbeitsrechten und Umweltschutz. Sich als Unternehmen auf Profite zu konzentrieren, ist zwar nicht per se verwerflich, in einer sozialen Marktwirtschaft aber tragen große Arbeitgeber wie Tesla eine besondere Verantwortung für die Region.

Grünheide muss das Werk kritisch beobachten

Ja, der Ausbau des Tesla-Werks hat viele Vorteile für Grünheide und Umgebung. Restaurants und Kneipen haben sich angesiedelt, machen den Ort attraktiver, die Regionalbahn fährt häufiger. Der wohl stärkste Pluspunkt: Der Gemeinde brachte Tesla allein im Startjahr sechs Millionen Euro an Gewerbesteuern ein. Die größere Fabrik könnte die Zahl der Arbeitsplätze von bislang 11.000 auf 22.500 erhöhen. Doch zu welchem Preis?

Um zu beweisen, dass es das Vertrauen tatsächlich verdient, muss Tesla nun ordentlich nachjustieren. Denn egal, was man von Tesla und Elon Musk hält: Die Gigafactory kann ein riesiger Gewinn für die Gemeinde sein. Allerdings müssen Arbeits- und Umweltschutz eine größere Rolle spielen. Darauf sollten alle Beteiligten einen strengeren Blick werfen.

Verwendete Quellen
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