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Psychosomatische Reizblase: Was dahintersteckt und was hilft


Ventil der Seele
Reizblase kann psychosomatisch bedingt sein


Aktualisiert am 11.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Vor allem Frauen werden von Blasenschmerzen geplagt. Manchmal stecken psychosomatische Ursachen dahinter.Vergrößern des Bildes
Vor allem Frauen werden von Dranginkontinenz geplagt. Manchmal stecken psychosomatische Ursachen dahinter. (Quelle: sopradit/ Getty Images)

Häufiger Harndrang kann auf eine Blasenentzündung hindeuten. Doch hinter einer überaktiven Blase können auch psychosomatische Gründe stecken.

Das Leitsymptom einer sogenannten Reizblase ist ein häufiger, starker Harndrang. Er kommt überfallartig, oft in unpassenden Situationen. Manchmal schaffen es die Betroffenen nicht mehr bis zur Toilette und nässen sich ein. Mediziner sprechen in diesem Fall auch von Dranginkontinenz.

Rund 16 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind von einer Reizblase betroffen, Frauen etwas häufiger als Männer. Der Leidensdruck dieser Menschen ist oft sehr hoch und kann sogar in die soziale Isolation führen.

Wann spricht man von einer Reizblase?

Eine Reizblase oder überaktive Blase ist gekennzeichnet durch häufige Blasenentleerungen in kleinen Mengen (Pollakisurie). Als Faustregel gilt: Wer zehnmal oder häufiger innerhalb von 24 Stunden unkontrolliert Wasser lassen muss, hat eine überaktive Blase. Der Harndrang kommt oft plötzlich und ist unabhängig davon, ob die Blase gerade mit Flüssigkeit gefüllt ist.

Symptome ähneln denen eines Harnwegsinfekts

Wie bei der Reizblase kommt es auch bei einer Blasenentzündung (Zystitis) zu starkem Harndrang. Es kommt zu vermehrten Toilettengängen, bei denen nur kleine Mengen von Urin abgesetzt werden. Sowohl bei einer Reizblase als auch bei einem Harnwegsinfekt können Schmerzen zum Ende des Wasserlassens und Nachträufeln von Urin (terminale Dysurie) auftreten.

Allerdings steckt bei der Reizblase ein anderer Mechanismus dahinter: Anders als bei einer Entzündung, bei der Bakterien im Harntrakt den Harndrang auslösen, zieht sich bei einer Reizblase der Blasenmuskel plötzlich krampfartig zusammen. Angst, Stress und Belastungen können hierfür Auslöser sein. Da eine Reizblase aber auch ein Hinweis auf ernste Krankheiten sein kann, sollte bei entsprechenden Beschwerden frühzeitig ein Arzt aufgesucht werden.

Dranginkontinenz kann viele Ursachen haben

Eine Reizblase kann psychosomatisch bedingt sein. Aber es können auch andere Ursachen dahinterstecken. Hierzu gehören neurologische Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer oder Multiple Sklerose sowie Nervenschäden, zum Beispiel infolge von Operationen. Auch infolge dauerhafter Reizung der Blase durch Harnwegsinfekte oder Blasensteine, kann die Krankheit entstehen. Weitere Ursachen können Östrogenmangel, Hindernisse am Blasenausgang wie eine vergrößerte Prostata oder eine Harnröhrenverengung sein.

Reizblase: So stellt der Arzt die Diagnose

Am Anfang steht ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten. Anschliessend erfolgen Untersuchungen, um organische Ursachen auszuschließen. Zu diesen zählen eine urologische und/oder gynäkologische Untersuchung, eine Analyse des Urins, um einen bakteriellen Infekt auszuschließen und eine Ultraschalluntersuchung der Harnwege. Zusätzlich kann eine Blasenfunktionsprüfung durchgeführt werden.

Konnten organische Erkrankungen und Infekte ausgeschlossen werden, sprechen Mediziner von einer ideopathischen Blase. In diesem Fall sind psychosomatische Ursachen denkbar. Vor allem dann, wenn die Symptome vorrangig in Stresssituationen und unter emotionaler Anspannung auftreten.

Die Rolle des vegetativen Nervensystems

Doch wie kommt es, dass manche Menschen auf psychischen Druck mit Harndrang reagieren? Der Schlüssel hierfür liegt im vegetativen Nervensystem, das zusammen mit dem Gehirn die Blase steuert. Über Nervenbahnen und Neurotransmitter sendet es Signale an den Blasenmuskel und den Beckenboden aus.

Da das vegetative Nervensystem sehr empfindlich auf Stress regiert, kann es zu einer Fehlleitung dieser Reize kommen. Die Betroffenen verlieren dann die Kontrolle über ihren Blasenmuskel.

Die Angst, unkontrolliert Urin zu verlieren, kann nicht nur dazu führen, dass Betroffene seltener das Haus verlassen und ihre sozialen Kontakte vernachlässigen, sondern sie kann die Dranginkontinenz sogar noch verstärken. So entsteht ein Teufelskreis, aus dem wieder herauszukommen schwer ist.

Psychosomatische Blase: Was hilft?

Je länger das Problem besteht, desto schwieriger wird es, es in den Griff zu bekommen. Daher sollten Menschen, die unter einer Reizblase leiden, frühzeitig einen Arzt aufsuchen. Denn häufige Toilettengänge führen dazu, dass die Blase schrumpft und schon bei kleinen Harnmengen mit Drang reagiert.

Um das gestresste Organ zu beruhigen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Hierzu gehören neben Stressabbau, der Verzicht auf Rauchen, Kaffee und Alkohol. Empfehlenswert ist auch eine Beckenbodengymnastik und ein Biofeedbacktraining. Bei dieser Technik aus der Verhaltenstherapie lernt der Patient, seine Anspannung gezielt wahrzunehmen und bei Stress wieder loszulassen.

Auch ein Verhaltens- und Toilettentraining können Besserung bringen. Dabei führen Betroffene ein Tagebuch über Toilettengänge und Trinkmenge. Der Trick besteht darin, die Abstände zwischen den Toilettengängen immer ein wenig zu vergrößern und so die Blase daran zu gewöhnen, länger durchzuhalten.

Weitere Maßnahmen: Medikamente und OP

Wenn die genannten Maßnahmen keine Besserung bringen, sollte über eine medikamentöse Behandlung mit "blasendämpfenden Medikamenten" – sogenannten Anticholinergika – nachgedacht werden.

Erzielt diese ebenfalls keine Besserung, ist eine endoskopische Operation meist der letzte Ausweg. Dafür wird das Nervengift Botulinum unter die Harnblasenwand gespritzt. Doch der Eingriff ist keine Dauerlösung, denn der Effekt hält meist nur sechs bis neun Monate an.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • www.amboss.de: "Dranginkontinenz". Online-Informationen des Amboss, stand: 12.5.2023, abgerufen am 7.7.2023
  • www.stiftung-gesundheitswissen.de: "Dranginkontinenz". Online-Informationen der Stiftung Gesundheitswissen, abgerufen am 7.7.2023
  • www.medizininfo.de: "Reizblase". Online-Informationen von MedizInfo® Gesundheitsportal für Verbraucher und Fachkräfte (Abruf: 5.7.2023)
  • www.uniklinik-freiburg.de: "Hilfe für die entzündete und gereizte Blase".Online-Informationen des Universitätsklinikulm Freiburg (Abruf: 6.7.2023)
  • www.medlexi.de: "Vegetative Dystonie". online-Informationen von MedLexi (Stand: 12.11.2021)
  • www.ksw.ch: "Reizblase / überaktive Blase". Online-Informationen des Kantonspitals Winterthur, abgerufen am 7.7.2023
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