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Stress in der Partnerschaft: Kann die Liebe daran zerbrechen?


Kann Liebe an Stress scheitern?
Wie viel Stress die Partnerschaft verträgt


Aktualisiert am 24.08.2021Lesedauer: 4 Min.
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Eine Frau wendet sich weinend von ihrem Partner ab. Alltagsbelastungen und Stress im Job können die Beziehung auf eine harte Probe stellen.Vergrößern des Bildes
Eine Frau wendet sich weinend von ihrem Partner ab. Alltagsbelastungen und Stress im Job können die Beziehung auf eine harte Probe stellen. (Quelle: fizkes/getty-images-bilder)

Stress in Alltag und Beruf ist belastend für die Partnerschaft. Nicht nur, dass in anstrengenden Lebensphasen oft die gemeinsame Zeit zu kurz kommt. Auch die mit Stress verbundenen negativen Gefühle beeinflussen das Miteinander.

Zeitmangel, Gereiztheit, Nervosität, das Bedürfnis, mehr Zeit allein zu verbringen, sind auf Dauer Gift für die Beziehung. In einer Statista-Umfrage aus dem Jahr 2018 gaben 43 Prozent der Befragten an, sich manchmal gestresst zu fühlen. Negativ empfundener Stress, auch Distress genannt, ist oft mit dem Gefühl von Überforderung, Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Ängsten verbunden.

Je stärker der Druck ist, desto ausgeprägter wird das Empfinden, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein. Dauerstress erschöpft nicht nur die eigene Person, sondern auch die Partnerschaft. Wie viel Stress eine Partnerschaft verträgt – und wann die Trennung droht.

Stress: Ein Problem für die Liebe

"Stress kann neben der persönlichen Belastung immer auch eine Belastung für die partnerschaftliche Beziehung sein. Insgesamt sind die äußeren Stressfaktoren, welche auf eine Beziehung wirken, ein häufiger, oft übersehener Grund für partnerschaftliche Probleme", sagt Dr. Andreas Hagemann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.

"Schwierig wird es insbesondere, wenn die Kommunikation zunehmend leidet, Nähe fehlt und beide sich stressbedingt immer mehr aus der Beziehung zurückziehen."

Streitrisiko: "Ich habe die Lösung für dein Problem"

Der Partner, der den Stress des anderen miterlebt und letzten Endes auch mitlebt, spürt die Belastung des anderen, sieht, was die Überforderung mit ihm macht und nimmt auch wahr, wie der Stress in die Partnerschaft dringt. Der natürliche Impuls ist, helfen zu wollen und eine Lösung zu finden. Doch genau hier kommt es oft zum Streit. "Es birgt ein großes Konfliktpotenzial, wenn einer die vermeintlich 'beste Lösung des Problems' zu kennen glaubt und versucht, einzugreifen“, sagt Hagemann. "Das Ergebnis ist meist Frust auf beiden Seiten."

Die Folge sind Streitigkeiten und das Gefühl, missverstanden und nicht ernst genommen zu werden. Der eine fühlt sich bevormundet, der andere nicht gehört. Hierunter kann die Unbeschwertheit in der Beziehung leiden. Zudem reagiert einer oder beide mit zunehmendem Rückzug – was die Distanz in der Beziehung zusätzlich fördert.

Stress in der Partnerschaft belastet besonders

Noch belastender als der Stress, der von außen auf die Beziehung einwirkt, ist Stress innerhalb der Beziehung, etwa durch Streitigkeiten, Uneinigkeiten, eine schwere Krankheit oder andere familiäre Herausforderungen durch Kinder. "Anders als Stress von außen stecken jedoch beide Partner in der Situation, sind also in der Lage, gemeinsam etwas zu verändern. Wenn jedoch Absprachen fehlen oder beide Partner sich in der gebenden und den anderen in der nehmenden Position sehen und der Blick für die Belastungen des anderen zunehmend verloren geht, wird es schwierig", erklärt der Facharzt für Psychotherapie.

(Quelle: Privat)


Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Ärztlicher Direktor der Röher Parkklinik in Eschweiler bei Aachen. Diese Privatklinik für Psychosomatik ist spezialisiert auf Stresserkrankungen, darunter Angst- und Panikstörungen, Burnout und Depressionen.

Je mehr Distanz, desto weniger Gefühl

Mit zunehmender Belastung wird es immer schwieriger, Gemeinsamkeit zu genießen, ausgleichende Momente zu schaffen und mit den Gedanken ganz im Moment mit dem anderen zu sein. Statt über gemeinsame Ziele zu sprechen, nehmen Probleme und Konflikte immer mehr Raum in der Kommunikation ein. Leicht entsteht eine alltägliche Routine, in der physische und psychische Nähe verloren gehen. "Wie viel Stress eine Partnerschaft aushält, ist abhängig von dem Paar und seinen Ansichten und Gefühlen der Situation gegenüber“, sagt Hagemann. "Ein deutliches Warnsignal für einen Konflikt, der ernst genommen werden sollte, sind zunehmende psychische und physische Distanz und Gefühle des Unwohlseins in der Beziehung."

Geht die Beziehung als sicherer Rückzugsort und Raum des Vertrauens und der Nähe verloren und nehmen die negativen Empfindungen zu, etwa weil einer das Gefühl hat, nicht mehr zu dem anderen durchdringen zu können, schwächt das mit der Zeit die Liebe. Fehlt dann möglicherweise zudem das Gefühl, vom Partner gesehen, ernstgenommen und in den Gefühlen und Bedürfnissen wahrgenommen zu werden, verstärkt das die Distanz. "Wenn dies dauerhaft fehlt, gerät die Situation schnell außer Kontrolle und Trennungsgedanken können aufkommen", sagt der Stressexperte. "Spätestens dann ist es für das Paar an der Zeit, zu reagieren."

Das Wirgefühl stärken

Am wichtigsten ist es, dass das Paar diese Entwicklung erkennt und bereit ist, die Situation zu verändern. Statt sich zurückzuziehen, sollten beide den Austausch suchen und sich Zeit füreinander nehmen, dem anderen zuhören und seine Ansichten ernst nehmen – und zugleich die eigenen Bedürfnisse kommunizieren. Gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen ist besser, als den anderen mit Vorwürfen und Ratschlägen zu überschütten. Sobald sich einer angegriffen fühlt, wird er sich verteidigen wollen und das Konfliktpotential steigt.

Ziel einer offenen und fairen Kommunikation sollte es sein, einen Weg zu suchen, der für beide gangbar ist und mit dem die Beziehung wieder in ein gesundes Gleichgewicht kommen kann. "Wichtig für eine starke Beziehung ist, neugierig auf den anderen zu bleiben. Sich zu interessieren, wie es dem anderen geht, was er oder sie erlebt hat und welche Wünsche und Bedürfnisse zu kurz kommen oder auch erfüllt werden", rät Hagemann.

Wenn Stress die Lust auf Sex nimmt

Als ein weiterer belastender Faktor kann fehlende Lust auf Sex unter Stress hinzukommen. Laut dem Experten gilt hier das Gleiche wie in der Kommunikation: Über die eigenen Bedürfnisse reden, sich Zeit nehmen füreinander und gegebenenfalls auch Zeiten für Sexualität einplanen. "Ohne Zeit und Möglichkeit Sexualität wieder neu zu entdecken und dabei die eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse des anderen wieder zu erleben, wird Intimität nicht gelingen", sagt Hagemann. „Ich kann auf die 'richtige Gelegenheit' warten oder die Gelegenheiten schaffen. Letzteres verspricht mehr Erfolg.“

Gestärkt aus Krisen gehen

Wer stressbedingt immer wieder an seine Grenzen kommt – emotional wie auch physisch – oder wer das Gefühl hat, dass neben der eigenen Person auch die Beziehung unter der Situation zunehmend leidet, sollte sich nicht scheuen, Unterstützung in Anspruch zu nehmen, etwa in Form eines Life-Coachings, einer Psychotherapie oder einer Paartherapie. Eine neue Sicht auf die Situation eröffnet meist neue Ideen und mögliche Wege, die Situation zu verbessern. Schafft es das Paar gemeinsam aus der Krise, festigt das die Liebe.

"Wenn schwierige Situationen gemeinsam ausgestanden werden, stärkt dies das Wirgefühl. Das Signal ist: Gemeinsam sind wir stark und können den noch folgenden Herausforderungen trotzen", so der Facharzt für Psychotherapie.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
  • Wie oft fühlen Sie sich gestresst? Umfrage des Marktforschungsinstituts Statista. (Stand: 2018)
  • Stress. Online-Information des Berufsverbandes Deutscher Internisten e. V. (BDI). (Stand: Aufgerufen am 18. August 2021)
  • Stress: Auswirkungen auf Körper & Psyche. Online-Information des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. (Stand: 22. Juni 2017)
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