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Reizblase: Was gegen ständigen Harndrang hilft


Plötzlicher Urinverlust
Reizblase: Woher kommt der ständige Harndrang – und was hilft?


Aktualisiert am 20.07.2023Lesedauer: 4 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Hormonelle Schwankungen können einen starken Harndrang begünstigen.Vergrößern des Bildes
Hormonelle Schwankungen in den Wechseljahren können zu einem starken Harndrang führen. (Quelle: stefanamer/getty-images-bilder)

Ständiger Harndrang und ungewollter Urinverlust: Menschen mit einer Reizblase haben oft einen großen Leidensdruck. Doch es gibt gute Behandlungsmethoden.

Eine Reizblase kann dazu führen, dass sich die Betroffenen zunehmend aus dem sozialen Leben zurückziehen. Länge Ausflüge, ohne zu wissen, wo die nächste Toilette ist? Purer Stress. Glücklicherweise gibt es wirksame Maßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten, um das Problem in den Griff zu bekommen. Welche das sind, erklärt eine Expertin im Gespräch mit t-online.

Was ist eine Reizblase?

Die Reizblase, auch überaktive Blase genannt, ist auf eine Störung der Blasenfunktion zurückzuführen. Die Blase signalisiert "voll", auch wenn sie nur wenig gefüllt ist. Die Betroffenen verspüren einen plötzlich auftretenden Harndrang, der so intensiv sein kann, dass ungewollt Harn abgeht – oft schwallartig und in größeren Mengen.

Viele erreichen die Toilette nicht rechtzeitig. Und wenn sie auf der Toilette sind, kommen in der Regel nur geringe Mengen. Der mit der Reizblase häufig in Zusammenhang stehende ungewollte Harnverlust wird in Expertenkreisen als Dranginkontinenz bezeichnet.

Was ist die Ursache von Reizblase und Dranginkontinenz?

Die Ursache einer Dranginkontinenz ist eine Überreizung der Blase. Besonders Frauen sind betroffen. Die Auslöser sind nicht abschließend geklärt. Eine Rolle spielen hormonelle Schwankungen, wie sie etwa in der Pubertät, während der Schwangerschaft und in den Wechseljahren vorkommen. Die Blase reagiert aufgrund der hormonellen Veränderungen bei vielen Frauen empfindlicher auf reizende Stoffe.

"Ebenso gehören neurologische Erkrankungen, Nervenschäden, Diabetes mellitus, Blasensteine, Harnwegsinfekte sowie die Einnahme bestimmter Medikamente zu den möglichen Ursachen einer Reizblase", sagt Prof. Dr. Daniela Schultz-Lampel, Direktorin des Kontinenzzentrums Südwest am Klinikum Schwarzwald-Baar in Villingen-Schwenningen und Mitglied im Expertenrat der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e. V.

Blasenschmerzsyndrom

Leiden Betroffene neben dem ständigen Harndrang auch an Unterleibsschmerzen, kann das Blasenschmerzsyndrom (Interstitielle Cystitis) die Ursache sein. Bei dieser nicht-infektiösen chronischen Harnblasenerkrankung ist die innere Schutzschicht der Blase aus bisher unbekannten Gründen beschädigt. Von den Symptomen her ähnelt die Interstitielle Cystitis einer Blasenentzündung, wird allerdings nicht von Bakterien ausgelöst und kann daher auch nicht mit Antibiotika behandelt werden.

Wie wirkt Stress auf die Blase?

Nicht immer ist bei der Dranginkontinenz eine körperliche Ursache feststellbar. Dann spielen psychische Belastungssituationen möglicherweise eine Rolle. Stress und Angst können die Nervenzellen der Blase aktivieren: Unter starkem Stress ist es möglich, dass die Nervenzellen der Blase empfindlicher werden und eine volle Blase signalisieren, obwohl diese nur wenig gefüllt ist.

"Viele Menschen kennen es, dass besonders unter Stress und in belastenden Situationen ständig die Blase drückt", weiß Schultz-Lampel. "Dass die Psyche auf die Blase einwirken kann, machen auch Sprichwörter wie 'Die Blase ist der Spiegel der Seele' oder 'Urin statt Tränen' deutlich."

Symptome der Reizblase belasten Betroffene oft stark

Wie belastend ständiger Harndrang, Blasenschmerzen und die andauernde Suche nach einer Toilette sind, wissen Menschen, die schon mal eine akute Blasenentzündung hatten. Betroffene mit einer Reizblase haben diese Symptome dauerhaft. Das kann den Alltag erheblich einschränken und Lebensfreude nehmen. Hinzu kommt, dass der Harndrang bei vielen auch nachts vermehrt auftritt. Der gestörte Schlaf ist eine zusätzliche Herausforderung.

"Viele Betroffene scheuen sich, zum Arzt zu gehen. Besonders eine Inkontinenz, also eine nasse, überaktive Blase, ist vielen unangenehm und wird oft tabuisiert", sagt Schultz-Lampel. "Doch ärztliche Abklärung ist wichtig, auch um ernste Ursachen auszuschließen. Eine Therapie kann die Beschwerden meist deutlich lindern und manchmal sogar ganz beseitigen."

Reizblase: Was hilft gegen die überaktive Blase?

Im ersten Schritt schließt der Urologe oder Gynäkologe eine Infektion aus. Dafür untersucht er die Urinprobe des Patienten oder der Patientin. Auch gibt ihm ein Ultraschall von Blase und Harnwegen Hinweise auf die Ursache. In manchen Fällen wird eine Blasenfunktionsprüfung durchgeführt. Auch ein Tagebuch, in dem Betroffene Trinkmenge und Toilettengänge notieren, helfen, das Ausmaß der Beschwerden einzuschätzen. Abhängig von der ermittelten Ursache wird die Therapie zusammengestellt.

"Neben Medikamenten, die das Nervensystem der überaktiven Blase regulieren, sogenannte Antimuskarinika, ist Beckenbodentraining eine wichtige Säule der Reizblasen-Therapie. Es stärkt die Blasenmuskulatur, trainiert die Stützfunktion des Halteapparates, fördert die Funktion des Blasenschließmuskels und unterstützt so die Blasenkontrolle", sagt die Expertin.

Des Weiteren ergänzen Toilettentraining, Harnhaltestrategien und Entspannungsübungen die Behandlung. Unter bestimmten Umständen kann eine psychotherapeutische Begleitung empfehlenswert sein. Außerdem können Betroffene selbst einiges zur Symptomlinderung beitragen.

(Quelle: Dieter Marx von ArtPhotographs)

Prof. Dr. Daniela Schultz-Lampel ist Direktorin des Kontinenzzentrums Südwest am Klinikum Schwarzwald-Baar in Villingen-Schwenningen und Mitglied im Expertenrat der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e. V. Die Deutsche Kontinenz Gesellschaft bietet umfangreiche Informationen zu Harn- sowie Stuhlinkontinenz sowie örtliche Adressen von anerkannten ärztlichen Beratungsstellen sowie zertifizierten Kontinenz- und Beckenbodenzentren.

Reizblase: Das können Sie selbst tun

Bei Übergewicht kann Abnehmen den Druck auf die Blase in vielen Fällen lindern und die Beschwerden verbessern. Auch sollte man versuchen, Verstopfung entgegenzuwirken, da diese den Druck auf den Beckenboden verstärkt und die Blase reizen kann. Ein Rauchstopp ist ebenfalls ratsam. Der Verzicht auf Alkohol, Cola, schwarzen Tee, grünen Tee und Kaffee hilft vielen Betroffenen, denn diese Getränke reizen die Blasenschleimhaut.

Beim Genuss von scharfen Gewürzen bemerken viele Betroffene ebenfalls eine Zunahme der Beschwerden. Oft sind es saure Speisen und Getränke, welche die Blasenwand reizen. "Mit Hilfe eines Blasen-Tagebuchs bekommen Betroffene mit einer Reizblase gute Hinweise, welche Speisen und Getränke bei Ihnen die Probleme verstärken", so die Expertin.

Auch bei Reizblase ausreichend trinken

Viele Betroffene trinken bei Inkontinenz weniger, weil sie hoffen, so den Harnverlust zu minimieren. Doch das ist keine gute Idee. Auch bei einer Reizblase ist es wichtig, ausreichend zu trinken. Wer wenig trinkt, hat einen konzentrierten Harn – und der wirkt blasenreizend. Und nicht nur das: Auch das Risiko für Harnwegsinfekte und Nierenerkrankungen ist bei einer zu geringen Spülung der Blase erhöht.

Wer Urin verliert, kann durch spezielle Hygieneeinlagen für Inkontinenz peinliche Momente umgehen. Die Einlagen können größere Mengen Urin auffangen, sind mit Geruchsbindern versehen und wandeln den Urin in Gel um, was den Auslaufschutz erhöht.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • kontinenz-gesellschaft.de: "Harninkontinenz". Online-Information der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e. V. (Stand: Aufgerufen am 9. Juli 2023)
  • kontinenz-gesellschaft.de: "Was das Trinken mit der Blase zu tun hat". Online-Information der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e. V. (Stand: Aufgerufen am 9. Juli 2023)
  • kontinenz-gesellschaft.de: "Beckenbodentraining immer und überall". Online-Information der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e. V. (Stand: Aufgerufen am 9. Juli 2023)
  • kontinenz-gesellschaft.de: "Hier finden Sie Hilfe in Ihrer Nähe". Online-Expertensuche der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e. V. (Stand: Aufgerufen am 9. Juli 2023)
  • awmf.org: "S2e-Leitlinie „Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten. Diagnostik und Therapie". AWMF-Registernummer 084-001. Kurzfassung (PDF). Federführende Gesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Geriatrie. (Stand: 2. Januar 2019)
  • gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert Beckenbodentraining?" Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: Aufgerufen am 9. Juli 2023)
  • gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert ein Blasentraining?" Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 11. Januar 2023)
  • stiftung-gesundheitswissen.de: "Was ist Harninkontinenz?" Online-Information der Stiftung Gesundheitswissen. (Stand: Aufgerufen am 9. Juli 2023)
  • inkontinenz-selbsthilfe.com: "Was ist Inkontinenz?" Online-Information der Inkontinenz Selbsthilfe e. V. (Stand: 1. April 2021)
  • inkontinenz-selbsthilfe.com: "Inkontinenz Frau – Weibliche Harninkontinenz". Online-Information der Inkontinenz Selbsthilfe e. V. (Stand: 11. Februar 2023)
  • msdmanuals.com: "Interstitielle Zystitis". Online-Information von MSD Manual (Stand: Dezember 2022)
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