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Leukämie: Welche Ursachen hat die Krebserkrankung?


Auslöser, Risikofaktoren
Was bei Leukämie über die Ursachen bekannt ist

Von Geraldine Nagel

Aktualisiert am 25.10.2022Lesedauer: 4 Min.
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Wer an Leukämie erkrankt, fragt sich oft, welche Ursachen dahinterstecken.Vergrößern des Bildes
Wer an Leukämie erkrankt, fragt sich oft, welche Ursachen dahinterstecken. (Quelle: Chinnapong/Getty Images)

Warum erkranken bei Leukämie bestimmte Blutzellen an Krebs? Lesen Sie, was über die Ursachen bekannt ist und welche Risikofaktoren es gibt.

Leukämie, umgangssprachlich auch Blutkrebs genannt, bezeichnet genau genommen nicht eine einzelne Krebserkrankung. Der Fachausdruck dient vielmehr als Sammelbegriff für verschiedene Krebserkrankungen, die von den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) ausgehen. Während akute Leukämie-Formen plötzlich auftreten und sich mit deutlichen Symptomen bemerkbar machen, entwickeln sich chronische Formen eher schleichend und rufen kaum Beschwerden hervor.

Prinzipiell entsteht Leukämie genauso wie andere Krebserkrankungen, nämlich als Folge von zufälligen Veränderungen im Erbmaterial (Mutationen). Diese führen dazu, dass die Zellteilung keinem Plan mehr folgt. Dadurch beginnen die betroffenen Zellen, sich unkontrolliert zu vermehren. Was genau Leukämie im Einzelnen verursacht, ist wissenschaftlich jedoch noch nicht abschließend geklärt.

Fachleute gehen bislang davon aus, dass eine Kombination verschiedener Faktoren solche zufälligen Mutationen auslöst. Insbesondere Umwelteinflüsse (wie Strahlung) zusammen mit einer erblichen Veranlagung scheinen hierbei eine Rolle zu spielen. In den meisten Fällen lassen sich bei Betroffenen mit Leukämie jedoch keine eindeutigen Ursachen für die Erkrankung feststellen.

Formen und Häufigkeit von Leukämie

Fachleute unterscheiden vier Hauptformen von Leukämie:

1. akute lymphatische Leukämie (ALL): Kommt am häufigsten bei Kindern unter fünf Jahren und bei älteren Menschen über 80 Jahren vor. Jährlich gibt es etwa 1,1 neue Fälle pro 100.000 Einwohner.
2. chronische lymphatische Leukämie (CLL): Kommt überwiegend in fortgeschrittenem Alter vor. Die CLL ist die häufigste Form von Leukämie – jedes Jahr erkranken etwa 6 von 100.000 Einwohnern neu daran.
3. akute myeloische Leukämie (AML): Kommt am häufigsten bei älteren Menschen vor. Zwar erkranken statistisch gesehen jedes Jahr nur etwa 3,7 von 100.000 Einwohnern, die Häufigkeit nimmt bei über 70-Jährigen jedoch deutlich zu. In diesem Alter treten über 100 Fälle pro 100.000 Einwohner auf.
4. chronische myeloische Leukämie (CML): Kann in jedem Alter vorkommen, am häufigsten aber bei Erwachsenen zwischen 55 und 60 Jahren. Jährlich erkranken 1,2 bis 1,5 von 100.000 Einwohnern neu daran.

Mögliche Risikofaktoren für Leukämie

Es gibt Einflüsse, die das Risiko für eine Leukämie erhöhen können. Zu den bislang bekannten Risikofaktoren zählen:

  • ionisierende Strahlung wie Röntgenstrahlung oder radioaktive Strahlung
  • manche Mittel gegen Krebs
  • bestimmte chemische Stoffe (wie Benzol, 1,3-Butadien und deren Abkömmlinge)
  • bestimmte seltene Veränderungen des Erbguts (wie beim Down-Syndrom)
  • die (sehr seltene vorkommende) Infektion mit humanen T-lymphotropen Viren (HTLV)
  • Rauchen
  • Alter

Daneben gibt es weitere Risikofaktoren, die Forschende als mögliche Ursachen einer Leukämie diskutieren, wie etwa Elektrosmog oder Immunerkrankungen. Belegt ist ein Zusammenhang hier bislang jedoch nicht. Keinerlei Einfluss haben nach aktuellem Kenntnisstand körperliche oder psychische Belastung (wie Stress oder Depressionen) sowie Ernährungsweisen auf das Erkrankungsrisiko.

Ionisierende Strahlung als Risikofaktor

Dass ionisierende Strahlung bei Zellen des blutbildenden Systems Veränderungen im Erbgut auslösen und so das Risiko für eine Leukämie erhöhen kann, gilt als wissenschaftlich gesichert. Zu ionisierender Strahlung zählt neben radioaktiver Strahlung auch Röntgenstrahlung. Das Risiko nimmt dabei mit der Höhe der Strahlendosis zu.

Damit können Röntgenuntersuchungen also ein gewisser Risikofaktor für Leukämie sein, jedenfalls, sofern sie häufiger vorgenommen werden. Um einen Überblick über die eigenen Röntgenuntersuchungen zu behalten, kann es deshalb ratsam sein, einen Röntgenpass zu führen. So lassen sich doppelte und möglicherweise unnötige Röntgenaufnahmen vermeiden.

Gut zu wissen

Auch wenn ärztliche Praxen und Kliniken, die Röntgenuntersuchungen durchführen, seit Anfang 2019 nicht mehr verpflichtet sind, einen Röntgenpass anzubieten, ist es Patienten und Patientinnen dennoch zu empfehlen, diesen zu führen. Sollte bei den Untersuchungsstätten keiner vorrätig sein, lässt sich zum Beispiel hier beim Bundesamt für Strahlenschutz ein Exemplar herunterladen.

Chemische Stoffe als Risikofaktor

Zu den bekannten Risikofaktoren für Leukämie zählen zudem bestimmte chemische Stoffe wie Benzol und 1,3-Butadien sowie deren Abkömmlinge. Benzol kommt nicht nur in der chemischen Industrie zum Einsatz, sondern findet sich unter anderem auch in Benzin, Autoabgasen und Tabakrauch. 1,3-Butadien kann insbesondere bei jahrelangem (meist arbeitsbedingtem Kontakt) ein Risikofaktor für Leukämie sein. Die Substanz wird beispielsweise in der Kunststoffindustrie verwendet.

Daneben tragen wahrscheinlich auch Chemikalien, die in Pflanzenschutzmitteln (Herbiziden) oder Insektenschutzmitteln (Insektiziden) genutzt werden, zu einem erhöhten Leukämie-Risiko bei.

Krebsmedikamente als Risikofaktor

Bestimmte Medikamente, die zur Krebstherapie eingesetzt werden (wie manche Zytostatika oder Immunsuppressiva), können in seltenen Fällen das Leukämie-Risiko erhöhen, wenn sie das Knochenmark ungünstig beeinflussen.

Ärzte und Ärztinnen sind sich des Risikos jedoch bewusst und setzen diese Mittel nur dann ein, wenn der Nutzen der Behandlung das Risiko überwiegt. Statistisch gesehen ist das Leukämie-Risiko durch solche Medikamente als sehr gering einzuschätzen.

Rauchen als Risikofaktor

Rauchen kann wahrscheinlich das Risiko für bestimmte Leukämie-Formen erhöhen: So haben etwa Rauchende ein erhöhtes Risiko für eine akute myeloische Leukämie (AML). Wie stark Rauchen das Risiko für Leukämie im Allgemeinen beeinflusst, ist jedoch bislang nicht eindeutig geklärt.

Erbliche Einflüsse als Risikofaktor

Blutkrebs ist keine Erbkrankheit – dennoch kann das Risiko für Leukämie durch eine gewisse erbliche Veranlagung steigen. So ist etwa das Risiko bei Menschen, in deren Familie es andere Fälle von Krebserkrankungen gibt, im Vergleich erhöht.

Daneben gibt es bestimmte genetische Defekte beziehungsweise Erkrankungen, die mit einem erhöhten Leukämie-Risiko einhergehen. Zu diesen zählt etwa das Down-Syndrom, bei dem insbesondere das Risiko für eine akute myeloische Leukämie steigt. Ein verkürztes und fehlerhaftes Chromosom 22 (sogenanntes Philadelphia-Chromosom) ist hingegen besonders häufig bei Menschen mit chronisch myeloischer Leukämie zu finden.

Viren als Risikofaktor

Bis auf eine einzige Ausnahme gibt es bislang keinerlei Hinweise dafür, dass Viren oder andere Erreger die Ursache einer Leukämie sein können. Nur bei der äußerst seltenen humanen T-Zell-Leukämie ist bekannt, dass sie durch eine Infektion mit bestimmten Viren (den humanen T-lymphotropen Viren, HTLV) hervorgerufen wird. Diese Form der Leukämie kommt außer in Japan auch in der Karibik, in Teilen Afrikas sowie in Südamerika und Australien vor.

Alter als Risikofaktor

Die Zellen in unserem Körper teilen sich fortwährend. Je älter wir werden, desto mehr Zellteilungen haben stattgefunden. Bei jeder Zellteilung besteht allerdings das Risiko, dass sich Fehler und dadurch zufällige Veränderungen im Erbgut einschleichen. Das kann auch die Zellen des blutbildenden Systems betreffen. Aus diesem Grund kann zunehmendes Alter ebenfalls ein Risikofaktor für Leukämie sein.

Gut zu wissen

Das Vorhandensein einzelner oder mehrerer Risikofaktoren heißt nicht, dass sich zwangsläufig eine Leukämie entwickeln wird. Viele Betroffene, die solche Risikofaktoren aufweisen, erkranken gar nicht an Krebs. Wer ein erhöhtes Risiko hat und körperliche Veränderungen an sich bemerkt, sollte diese jedoch sicherheitshalber ärztlich abklären lassen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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