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Urlaub in Kroatien: Nach Preishammer – Experte: Warum es wieder günstiger wird


Experte berichtet
"Kroatische Inseln sind immer ein Geheimtipp"

InterviewVon Sandra Simonsen

Aktualisiert am 30.08.2023Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Insel Brac: Kroatien begeistert zahlreiche Touristen mit seiner Vielfalt.Vergrößern des Bildes
Insel Brac: Kroatien begeistert Touristen mit seiner Vielfalt. (Quelle: IMAGO/steffen schellhorn www.augenflug)

Kroatien zählt zu den beliebtesten Reiseländern der Deutschen. Allerdings sind auch hier die Preise gestiegen. Ein Experte erklärt, woran das liegt.

Wer an Urlaub am Mittelmeer denkt, dem kommen automatisch Spanien, Italien und Griechenland in den Sinn – auch Kroatien ist in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden. Aber auch dort wird seit einigen Monaten alles teurer, erste Touristen ändern deshalb ihre Pläne, Unterkünfte locken mit Sonderangeboten.

Was steckt hinter dem Preiskampf in Kroatien und wie sehr treffen Klimawandel, Hitzewellen und Waldbrände das Land? Kroatien-Experte Valentino Crocetti hat im Gespräch mit t-online Antworten.

t-online: Zuletzt gab es immer wieder Meldungen über hohe Preise und Sonderangebote in Kroatien: Woran liegt diese Entwicklung?

Valentino Crocetti: Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen den EU-Beitritt und die Einführung des Euro am 1. Januar – dadurch gab es über Nacht zehn bis 20 Prozent Preissteigerung. In Kroatien war schon zuvor im Hinblick auf die Einführung vieles in Euro ausgewiesen – Speisekarten, Getränkepreise und vieles, das für Touristen wichtig ist. Bestimmte Preisgefüge haben sich etabliert und die Menschen sind sensibler in Bezug auf Preissteigerungen.

Und der zweite Grund?

Auch in Kroatien steigen die Lebenshaltungskosten. Das hängt mit der Weltwirtschaft zusammen. In Kroatien konnte man immer sehr günstig Strom und Wohnraum bekommen, aber beides ist auch hier durch die Inflation teurer geworden.

(Quelle: Crovillas GmbH)

Valentino Crocetti ist CEO der Crovillas GmbH, einem Ferienhausvermittler speziell für Kroatien-Reisen (gegründet 2016). Er ist 33 Jahre alt und seit mehr als 15 Jahren begeisterter Kroatien-Reisender. Als Mitgründer von Crovillas berichtet er stets von vor Ort und staunt trotz seiner guten Landeskenntnisse immer wieder über die Vielseitigkeit Kroatiens.

Steigen denn die Preise aktuell noch weiter – oder sinken sie?

Tatsächlich sinken die Preise aktuell wieder. Viele im Land haben gemerkt, dass das, was Kroatien attraktiv gemacht hat, auch die Preise waren. Kroatien war immer das günstige Reiseland – günstiger als beispielsweise Italien, Frankreich, Spanien.

Sind wegen der hohen Preise zu wenig Touristen gekommen?

Mit Juni, Juli und August hat Kroatien eine sehr fokussierte Reisesaison – und wir haben im Juni und Anfang Juli das erste Mal seit zehn Jahren einen Touristenrückgang gesehen. Schuld waren sicher die hohen Preise, aber vielleicht auch die Möglichkeit, nach der Corona-Pandemie wieder Fernreisen unternehmen zu können.

Andere Länder wie die Türkei und Griechenland haben mit Preisdumping gelockt. Wie wirkt sich das auf Kroatien aus?

Das ist im Grunde gut, die Märkte müssen sich regulieren. Natürlich ist das gleichzeitig schade für Kroatien. Aber das Land muss seinen Stolz herunterschlucken und die generelle Marktsituation betrachten. Deshalb sind die Preise, die über das ertragbare Niveau gestiegen waren, jetzt wieder gesunken und es gab viele kurzfristige Last-Minute-Rabatte.

Unabhängig von den Preisen: Wie hat sich der Tourismus in Kroatien in den vergangenen Jahren verändert?

Da sehe ich keine untypische Veränderung: Kroatien strebt genau wie jedes andere Land nach Wachstum. Dieses Wachstum gab es seit dem EU-Beitritt 2014 stetig um etwa zehn Prozent – natürlich mit einem Einbruch in der Pandemie-Zeit. Im vergangenen Jahr hat sich der Tourismus gut erholt und vorpandemisches Niveau erreicht. Aktuell sehen wir einen Rückgang von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Am Ende des Jahres rechnen wir mit einem leichten Rückgang der Touristenzahlen – das wird aber auch helfen, im nächsten Jahr die entsprechenden Schritte einzuleiten.

Welche Schritte könnten das sein?

Wir dürfen das Image des Landes nicht nachhaltig beschädigen. Kroatien muss weg vom Billigimage und mit steigenden Preisen auch bessere Qualität bieten.

Was hat Touristen bisher nach Kroatien gelockt?

Die gute Erreichbarkeit ist ein großer Faktor – Griechenland oder Spanien sind in den Hintergrund gerückt, da sie teurer und aufwendiger zu erreichen sind. Daneben hält Kroatien eigentlich alles bereit, was man sich wünscht: Von toller Historie über viel Kultur, wahnsinnig schönen Sehenswürdigkeiten, Altstädte wie Split und Dubrovnik, bis hin zu Naturwundern wie den Plitvicer Seen.

… das haben auch Filmemacher schon erkannt.

Ganz richtig, viele Drehorte wie für "Winnetou" oder "Game of Thrones" liegen in Kroatien. Das Land bietet vom typischen Strandurlaub mit der Familie bis zur Naturerkundung alles. Die 1.142 Inseln von Nord nach Süd sind ebenso ganz unterschiedlich – weiter südlich gibt es echtes Karibik-Feeling. Nicht zu vergessen: gutes Essen und guter Wein. Im Norden ist der Einfluss Italiens sehr groß.

Jetzt haben Sie viel geschwärmt. Was könnte Touristen dennoch abschrecken?

Die Preise: Die europäische Wirtschaft ist aktuell in einer sehr angespannten Lage. Durch Energiekrise und daraus resultierende Preissteigerungen in vielen Lebensbereichen müssen viele schauen, ob und wo sie noch Urlaub machen. Aber: Auf das Reisen werden die Menschen nicht verzichten. Ich denke, es ist wichtiger denn je, die Preisentwicklung als touristisches Land im Zaum zu halten. Sonst schauen sich die Leute nach Alternativen um – besonders dann, wenn man nicht auch mit dem Service nachzieht.

Gibt es trotz aller Beliebtheit noch echte Geheimtipps in Kroatien?

Auf jeden Fall die kroatischen Inseln. An einigen Orten in Kroatien wie beispielsweise in Split ist in der Hochsaison vieles überfüllt. Auf den kroatischen Inseln ist das Leben entschleunigt, gleichzeitig kann man mit Booten schnell nach Zadar oder Split reisen. Die Fähren sind übrigens in Kroatien pünktlicher als die Deutsche Bahn.

Im Juli gab es in Südeuropa und auch in Kroatien eine heftige Hitzewelle mit Rekordtemperaturen und Bränden. Wie ist die aktuelle Situation?

Es brennt immer in den touristischen Ländern im Süden – auch in Kroatien, Griechenland und Italien. Dieses Jahr brennt es nicht wesentlich mehr als in den letzten Jahren. Allerdings: Die lokalen Medien hören auf zu berichten, sobald es zu negativ wird. Und klar, die Brände haben mit der Dürre zu tun, entstehen aber häufig auch durch illegale Müllverbrennung oder weggeworfene Zigarettenkippen.

Wie reagiert das Land? Gibt es Strategien, um Hitzewellen oder Waldbränden zu begegnen?

Es gibt Strategien, um das allgemeine Bewusstsein zu schärfen – hier regnet es teilweise Wochen oder Monate nicht. Da kann ein Zigarettenstummel eine Katastrophe auslösen. Es gab zum Beispiel Warnmeldungen für Touristen im Mobilfunknetz. Außerdem werden flächendeckend Löschflugzeuge eingesetzt und die örtliche Versorgung aufgestockt.

Gibt es auch Orte in Kroatien, die der Hitze mehr trotzen, die also für Touristen vielleicht empfehlenswerter sind?

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Istrien, Kvarner Bucht, Dalmatien – je mehr man in den Süden kommt, desto heißer wird es. Aber die großen Touristenziele liegen am Meer. Dort gibt es sehr steile Berghänge, in den Tälern ist es dadurch nicht so heiß – es gibt 35 bis 40 Grad, aber nie Killertemperaturen, wie man sie jetzt in anderen Reiseländern gemessen hat.

Und trotzdem: Folgen weitere Hitzesommer, könnten Touristen sich eher auf Nordeuropa konzentrieren?

Ich glaube nicht, dass die, die aktuell Urlaub in Kroatien machen, stattdessen in den Norden reisen. Meer und Sonne, Strand – da werden wir uns nicht von abbringen lassen. Menschen, die Urlaub im mediterranen Raum machen, machen das auch weiterhin.

Der Klimawandel wird also keine Auswirkungen haben?

Es wäre denkbar, die Reisemonate April und Mai sowie Oktober und November mehr in den Fokus zu rücken – darauf arbeitet die Reisebranche auch schon hin. So verschiebt sich vielleicht die Reisezeit, nicht aber das Reiseziel.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Crocetti!

Verwendete Quellen
  • Interview mit Valentino Crocetti, Crovillas GmbH
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