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Urlaub: Alternative zum Jakobsweg – dieser Wanderweg ist ein Geheimtipp


Dieser Wanderweg am Atlantik ist noch ein echter Geheimtipp

Von dpa
Aktualisiert am 31.05.2023Lesedauer: 6 Min.
Sines in Portugal: Die Altstadt an der Atlantikküste ist einer der Startpunkte für den Fischerweg.Vergrößern des BildesSines in Portugal: Die Altstadt an der Atlantikküste ist einer der Startpunkte für den Fischerpfad. (Quelle: Krivinis/getty-images-bilder)
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Im Süden Portugals lockt an der Atlantikküste der Trilho dos Pescadores. Von Dorf zu Dorf führt der "Fischerpfad" auf mehr als 200 Kilometern an Steilklippen und Traumstränden vorbei.

Bereits nach dem ersten Wandertag steht fest: Dieser Weg entlang der Atlantikküste Portugals im Alentejo ist nichts für Strandliebhaber. Sie würden kaum vorankommen.

Schon am langen Sandstrand von São Torpes südlich der Küstenstadt Sines, einem der Startpunkte des Weges, möchte man eigentlich erst einmal stundenlang in den Wellen spielen oder sonnenbaden, statt sich den Rucksack aufzusetzen und loszuwandern.

Praia de Morgavel, Praia do Burrinho, Praia da Samoqueira – an all diesen einsamen Buchten und Bilderbuchstränden kommen Wanderer schon auf der Startetappe nach Porto Covo vorbei. Einfach daran vorbeigehen ist fast unmöglich – und dennoch alternativlos: Zwischen den wenigen Fischerdörfern, die die Tagesetappen markieren, gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten.

Gute Wellen und kaum Surfer im Wasser

Auch Surfer sollten den "Trilho dos Pescadores" tunlichst meiden, scherzt der Würzburger Lukas Pauluhn. Bereits seit zwei Wochen fährt er mit einem Freund im Wohnmobil die Atlantikküste zwischen Porto Covo und dem Kap von São Vicente an der äußersten Südwestspitze Portugals ab.

"Hier sind einfach die besten Surf-Hotspots Europas. Du hast das ganze Jahr über gute Wellen und es gibt kaum Surfer im Wasser. Und schau Dir diesen leeren Traumstrand an", sagt er und zeigt dabei von der Klippe, auf der sie mit ihrem Wohnmobil übernachten, hinunter auf den Surferstrand von Malhão, südlich von Porto Covo.

Surfer, die den Trail gehen wollen, müssen wirklich eine leicht masochistische Ader haben. Und sie müssen zudem in der Lage sein, diese psychologische Belastung die ganze Strecke über zu ertragen. Denn das Donnern der atlantischen Wellenbrecher ist auf dem gesamten Fischerpfad ein ständiger Begleiter, da der Weg stets direkt über die Klippen, durch die Dünen und teils sogar über die Sandstrände führt.

Nichts für Menschen mit Höhenangst

"Du wanderst wirklich den ganzen Tag über direkt am Meer", sagt Carmelo, ein Rentner aus dem spanischen Huesca. Das sei auch gut so, denn es gebe kaum Schatten auf der Strecke. So bringt wenigstens die frische Meeresbrise etwas Abkühlung.

Manchmal sind ihm die schmalen Sandpfade allerdings zu nah an der teilweise bis zu 30 Meter hohen Steilküste. "Höhenangst darfst Du auf diesem Wanderweg auf keinen Fall haben", sagt Carmelo.

Er und seine Frau Adelina wollen vielleicht den gesamten Fischerpfad bis nach Lagos an der Algarve-Küste gehen – das wäre eine Strecke von 216 Kilometern, verteilt auf 13 Etappen. Entschieden haben sie sich noch nicht bei unserer Begegnung. Fest steht: Sie sind begeistert.

Fischerdörfer und Natur – sonst nichts

Das Rentnerpaar wandert regelmäßig. Vor allem auf Spaniens Jakobswegen. Doch der Fischerpfad sei speziell. Auf dem Jakobsweg komme man immer wieder durch kleine Städte, müsse streckenweise auf befahrenen Teerstraßen gehen.

"Aber hier gibt es zwischen den Fischerdörfern wirklich nur unberührte Natur. Du siehst keine Autos, keine Hotelburgen. Nur Meer, Strände, Dünen und umwerfende Klippenlandschaften", sagt Adelina.

Dafür gibt es einen Grund, den der Schweizer Rudolfo Müller am besten erklären kann: "Der Fischerweg führt fast auf seiner gesamten Strecke durch den Naturpark Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina." Müller war es, der den Fischerpfad überhaupt erst zum Leben erweckte.

Wie der Weg entstand

1980 war der Bauernsohn aus dem Aargau hier an der Südküste Portugals mit dem Motorrad unterwegs, verliebte sich und blieb. Schon bald fing Müller an, als Wanderführer zu arbeiten. "Das Potenzial dieser Region ist einfach unglaublich. Die Küstenlandschaft hier ist ungeheuer abwechslungsreich. Keine Tagesetappe ähnelt der anderen."

Nur eine markierte Fernwanderstrecke fehlte. Dem nahm sich Müller, inzwischen war er Betreiber des Hotels Monte da Choça im Hinterland des Fischerdorfs Zambujeira do Mar geworden, im Jahr 2008 an.

Als früherer Wanderführer konnte er gut einschätzen, welche Distanzen und Strecken am besten geeignet waren. So initiierte er mit anderen Mitgliedern des lokalen Landhotelverbunds die Rota Vicentina, ein Netz von Wanderwegen, zu dem auch der Fischerpfad gehört.

Sie überzeugten Lokalpolitiker sowie die Regionalregierungen des Alentejo und der Algarve, durch die heute der Fischerpfad führt. In Zusammenarbeit mit dem Nationalpark wurden die Strecken bestimmt und der Fernwanderweg mit blau-grünen Streifenmarkierungen ausgestattet.

"Der Rest war schon da. Es handelt sich um jahrhundertealte Wege, welche die Fischer und Entenmuschelsammler aus den Dörfern bis heute benutzen, um an den Stränden und Klippen zu angeln", erklärt Müller. Eröffnet wurde der Fischerweg 2012 – mit Erfolg.

Keine wandernden Massen

Auch die zunächst skeptischen Einheimischen sind inzwischen größtenteils überzeugt, weil die Wanderer das Geld über die gesamte Küstenregion verteilen – und zwar übers ganze Jahr. Früher verloren sich nur im Sommer Badetouristen in die Gegend.

Restaurants, Hotels, Supermärkte, Cafés – alle profitieren, sagen sie hier. Selbst die Taxifahrer, die sich immer häufiger um den Gepäcktransport und müde Wanderer kümmern.

Dennoch ist der Wandertourismus, etwa im Vergleich zum Jakobsweg, immer noch überschaubar geblieben. Massenwandern gibt es hier nicht. Und das, obwohl manche den Fischerpfad als schönsten Küstenwanderweg der Welt bezeichnen. Was durchaus stimmen könnte.

Vom Surferstrand zu den mächtigen Klippen

Nach dem Surferstrand von Malhão führt der Weg in eine unberührte Dünenlandschaft. Die Landschaft verändert sich. Die Strände weichen bis nach Vila Nova de Milfontes mächtigen Klippen, an denen Fischer ihre Angeln in die wilde Gischt des Atlantiks werfen.

Der Tag endet mit einem kühlenden Bad im Fluss Mira und lokalen Spezialitäten und Weinen in der Tasca do Celso, einer rustikalen Gastrobar in Vila Nova de Milfontes. Dieses Küstendorf ist ein Hingucker mit seinen weiß getünchten Häusern und der direkt ans Wasser gebauten Festung Fort São Clemente.

Unterhalb der Burg kann man den Fluss mit einem kleinen Fährboot überqueren und spart sich den längeren Weg über die Inlandsbrücke. Die folgende Tagesetappe bis Almograve ist mit 15 Kilometern im Vergleich recht kurz, aber nicht minder schön.

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Nach dem Fluss geht es zunächst durch Korkeichenwälder. Später in den Dünen leuchten in Gelb und Pink die Mittagsblumen, in sanftem Violett die stechenden Grasnelken. Zistrosen, Wacholder und Rosmarin duften am Wegrand, bis der Pfad über den Praia do Brejo Largo führt, dem nächsten Traumstrand, eingerahmt von wild bewachsenen Felsen.

Störche in den Felslamellen

Wer glaubte, dass die Steilklippen nicht mehr mächtiger und beeindruckender werden können, wird am Tag darauf auf dem Weg nach Zambujeira do Mar eines Besseren belehrt.

Nach dem kleinen Fischerhafen Lapa das Pombas färben sich die Dünen rot, gelb und weiß. Die Felslandschaft wird immer zerfurchter. An den Steilklippen beim Leuchtturm von Cabo Sardão nisten Störche auf den schmalen Felslamellen, die sich bis ins Meer hinunterziehen.

Auch Schwarzkehlchen leben hier – ihr Singen begleitet einen den ganzen Tag.

Der Weg zweigt zum Landhotel Herdade do Touril ab, wo ein Salzwasserpool und deftiges regionales Essen unsere müden Körper wiederbelebt. Von hier ist es nicht mehr weit nach Zambujeira do Mar. Das weiße Küstendorf thront auf einer Felsklippe und gehört zu den schönsten im Alentejo.

Ein Bad in den Wellen des Atlantiks

Morgennebel macht die Klippenlandschaft auf dem Weg nach Odeceixe am folgenden Tag noch mystischer. Surreal wirkt nach einigen Kilometern das Wildgehege mit Sträußen und Zebras, an dem der Weg vorbeiführt. Mehrere Badebuchten säumen den Weg ins Fischerdorf Azenha do Mar.

Jetzt dauert es nicht mehr lange bis zum Aussichtspunkt Ponta em Branco mit seinem Panoramablick auf – wie sollte es auch anders sein: einen wunderschönen Strand. An der Praia de Odeceixe endet der Teil des Trilho dos Pescadores, der durch die Alentejo-Region führt.

Hier hat man ungefähr die Hälfte des Weges zurückgelegt. Wer will, kann weiter wandern und der Küste der Algarve bis Lagos folgen.

Oder man legt den Rucksack ab und nimmt ein Bad in den Wellen des Atlantiks. Und wem das zu viel Wirbel ist, der geht einige Meter über die Sandbank zur ruhigeren Flussseite hinüber, wo der Ribeira de Seixe den Strand von hinten umspült, ehe er ins Meer mündet.

Die wichtigsten Informationen zu Portugals Fischerpfad

Verschiedene Airlines wie Lufthansa oder die TAP fliegen Lissabon von Deutschland an. Von hier sind es mit Bus oder Mietwagen rund zwei Stunden nach Sines oder Porto Covo.

Der Fischerpfad ist ein relativ einfacher, gut ausgeschilderter Küstenweg. Das Laufen im Sand ist aber anstrengend. Man sollte trittsicher sein und keine Höhenangst haben. Es gibt auch einen offiziellen Gepäcktransportservice.

Der Fischerpfad kann ganzjährig gewandert werden. Ideal zum Wandern sind April bis Juni und September bis November.

Es gibt von Campingplätzen über Jugendherbergen bis hin zu charmanten Landhotels verschiedenste Übernachtungsmöglichkeiten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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