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Taliban in Afghanistan: Diplomat erhebt schwere Vorwürfe gegen Auswärtiges Amt


Machtübernahme der Taliban
Diplomat erhebt schwere Vorwürfe gegen Auswärtiges Amt

Von t-online
Aktualisiert am 29.07.2022Lesedauer: 2 Min.
Die Taliban in Kabul im August 2021: Die deutsche Botschaft wurde nach Ansicht von Jan van Thiel zu spät evakuiert.Vergrößern des BildesTaliban in Kabul im August 2021: Die deutsche Botschaft wurde nach Ansicht von Jan van Thiel zu spät evakuiert. (Quelle: SNA/imago images)
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Im August 2021 marschierten die Taliban in Kabul ein. Bei der Evakuierung der deutschen Botschaft soll das Auswärtige Amt nachlässig gewesen sein.

Der frühere deutsche Gesandte in Afghanistan erhebt schwere Vorwürfe gegen das Auswärtige Amt. Grund sind die Abläufe rund um die Evakuierung der Deutschen Botschaft in Kabul im August vergangenen Jahres. "Das Auswärtige Amt hat uns alleingelassen und in den Wochen vor der Evakuierung unsere Einschätzungen und operativen Vorschläge weitgehend ignoriert", sagte Jan van Thiel dem "Spiegel". Er war zum Zeitpunkt der Evakuierung der Geschäftsträger, nahm also die Aufgaben des Botschafters wahr.

Der Diplomat hatte in den Wochen vor dem Einmarsch der Taliban in Kabul am 15. August 2021 immer wieder angemahnt, man solle die Botschaft evakuieren und auch die afghanischen Ortskräfte deutscher Institutionen deutlich schneller aus Afghanistan herausbringen als geplant. Am 12. August warnte van Thiel das Auswärtige Amt per Mail ausdrücklich vor dem Zerfall der afghanischen Regierung.

"Wir haben nicht mehr sehr viel Zeit"

"Es zieht sich zu", schrieb van Thiel dem Bericht zufolge. "Blitz und Donner für die nächsten Tage erwartet." Im Krisenstab der Bundesregierung forderte van Thiel ebenfalls eindringlich die Schließung der Botschaft. "Wir haben nicht mehr sehr viel Zeit, wir müssen uns evakuierungsbereit machen", warnte er in der geheim tagenden Runde am Freitag vor dem Fall von Kabul.

Trotzdem habe die Runde damals nicht beschlossen, die Botschaft zu schließen. Stattdessen bekam van Thiel laut "Spiegel" ganz andere Signale. Noch am Samstag vor dem Einmarsch der Taliban habe der damalige Afghanistan-Sonderbeauftragte Markus Potzel seinem Diplomatenkollegen in Kabul geraten, einfach in der Botschaft zu bleiben. Die Taliban würden nicht so schnell nach Kabul kommen und selbst bei einem Einmarsch würden sie die Deutschen in Ruhe lassen.

"Nichts als eine unbewiesene Annahme"

Van Thiel lehnte den Vorschlag ab, heißt es in dem Bericht. "Dass die Taliban uns nichts tun wollen, ist nichts als eine unbewiesene Annahme", schrieb er an Potzel. Unterstützt worden sei van Thiel in Kabul von dem Sicherheitsbeauftragten der Botschaft, der von der Bundespolizei gestellt wurde.

Am Ende hätten die beiden schon vor der entsprechenden Weisung aus Berlin veranlasst, mit der Zerstörung von sensiblem Material und der Einbetonierung von Waffen in einem Brunnen die Evakuierung vorzubereiten. Erst am Sonntag verließ van Thiel mit 42 Diplomaten und Sicherheitsleuten die Botschaft. Sie wurden von US-Helikoptern an den Flughafen von Kabul gebracht.

Verwendete Quellen
  • DER SPIEGEL 31/2022, Seite 8
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