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Italiens neue Regierung wegen niedrigem Frauenanteil in der Kritik


Als neuer Premier Italiens vereidigt
Kaum im Amt steht Mario Draghi schon in der Kritik

Von dpa
13.02.2021Lesedauer: 3 Min.
Italiens neue Regierung: Rund zwei Drittel der Posten gingen an Männer.Vergrößern des BildesItaliens neue Regierung: Rund zwei Drittel der Posten gingen an Männer. (Quelle: Insidefoto/Samantha Zucchi/imago-images-bilder)
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Italien hat eine neue Regierung. Im Kampf gegen die Umweltkrise schafft sie ein neues Öko-Ressort. Doch die Mischung der Mannschaft von Mario Draghi stimmt nicht, meinen Kritiker.

In Italien hat nach Wochen der politischen Krise der Ex-Zentralbankchef Mario Draghi das Amt der Regierungschefs übernommen. Staatspräsident Sergio Mattarella vereidigte am Samstag in Rom den früheren Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) als neuen Ministerpräsidenten. Anschließend wurde im Quirinalspalast, dem Amtssitz des Präsidenten, das neue Regierungsteam eingeschworen. Es besteht aus Politikern von linken wie rechten Parteien sowie parteilosen Experten. Der 73-jährige Draghi hatte seine Kabinettsliste am Freitag vorgestellt.

Mit Draghis Antritt endet eine Regierungskrise, die das Land mitten in der Corona-Pandemie seit Januar blockiert hatte. Der Ex-Währungshüter folgt auf den parteilosen Juristen Giuseppe Conte (56), der knapp eineinhalb Jahre ein Mitte-Links-Bündnis geführt hatte.

Experte wird neuer Minister für ökologischen Umbau

Die neue Regierung ist die dritte in der laufenden Legislaturperiode seit 2018 – und die 67. Regierung der Italienischen Republik. Nach Medienberichten wollte das Kabinett im Laufe des Samstags zu einer ersten Sitzung zusammenkommen.

Um seine Machtbasis abzusichern, holte Draghi 15 Vertreter fast aller größeren Parteien ins Kabinett. Nur die ultrarechten Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) haben eine klare Opposition angekündigt. Acht Ressorts werden künftig von Experten geleitet. Eine wichtige Rolle dürfte Daniele Franco als Finanzminister zukommen; bisher war er Generaldirektor bei der italienischen Zentralbank Banca d'Italia.

Ganz neu geschaffen wird die Stelle als Minister für ökologischen Umbau. Roberto Cingolani besetzt das neue grüne Ressort, der 59-jährige Physiker aus Mailand verbindet Wissen zu Klima und Ökothemen mit Technik. Der Gründer des Technologieinstituts IIT in Genua war zuletzt beim Luft- und Raumfahrt Leonardo für Innovation zuständig. In den 90er Jahren war er in Stuttgart am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung.

Im Regierungsteam sitzen auch wieder mehrere zentrale Akteure der gescheiterten Vorgängerregierung, etwa Außenminister Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung und Gesundheitsminister Roberto Speranza von der kleinen linken Partei Liberi e Uguali (Freie und Gleiche).

Frauenverband kritisiert geringen Frauenanteil im Kabinett

Nur 8 der 23 Ministerposten gingen an Frauen. So wird Marta Cartabia den Posten als Justizministerin übernehmen. Die 57-jährige Ex-Präsidentin des Verfassungsgerichts wurde selbst schon als mögliche Regierungschefin gehandelt.

Die Politikerin und Frauenverbandschefin Isa Maggi kritisierte mit Blick auf den niedrigen Frauenanteil im Kabinett nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa am Samstag die "verpasste Chance" für mehr Gleichstellung.

Insgesamt am stärksten vertreten ist die Fünf-Sterne-Bewegung. Sie ist mit über 30 Prozent auch die größte Kraft im Parlament. Auch die Sozialdemokraten (PD), die konservative Forza Italia (FI) von Silvio Berlusconi und die rechte Lega von Matteo Salvini wurden bedacht. Matteo Renzis Splitterpartei Italia Viva, die Contes Koalition Mitte Januar mit ihrem Austritt zu Fall gebracht hatte, ist ebenfalls wieder vertreten.

Salvini und Berlusconi wünschten der Regierung schon vor der Vereidigung Erfolg: Man werde sofort an die Arbeit gehen. PD-Chef Nicola Zingaretti versicherte, man unterstütze die Regierung "mit Loyalität und Überzeugung".

Draghi ist international als "Euro-Retter" bekannt, weil er in der Euro-Krise an der Spitze der Zentralbank EZB 2012 die Gemeinschaftswährung auch durch Machtworte und eine Politik des leichten Geldes stabilisieren konnte.

Streit um EU-Milliarden ließ altes Bündnis platzen

Das alte Bündnis war im Streit um den Einsatz von über 200 Milliarden Euro EU-Hilfen in der Corona-Krise geplatzt. Der Plan dafür hatte sich verzögert. Politiker und Experten warnten, dass Italien leer ausgehen könnte. Die Wirtschaftskraft des 60-Millionen-Einwohner-Landes war 2020 um rund neun Prozent eingebrochen. Der Umgang mit den Corona-Hilfen gehört zu den vordringlichen Aufgaben Draghis.

Draghi muss sich noch Vertrauensfragen im Zwei-Kammern-Parlament stellen. Es wird erwartet, dass Senat und Abgeordnetenkammer nächsten Mittwoch abstimmen. Die Mehrheiten gelten als gesichert. Die Regierung ist aber schon vorher im Amt und darf mit ihrer Arbeit beginnen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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