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In Russland festgenomen: Was hat Putin mit dem angeblichen US-Agenten vor?


Festnahme in Moskau
Was hat Putin mit dem angeblichen US-Agenten vor?


Aktualisiert am 03.01.2019Lesedauer: 3 Min.
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Paul Whelan: Der US-Bürger wurde in Russland unter Spionageverdacht festgenommen.Vergrößern des Bildes
Paul Whelan: Der US-Bürger wurde in Russland unter Spionageverdacht festgenommen. (Quelle: Whelan Family/reuters)

In Moskau wird ein US-Amerikaner wegen angeblicher Spionagetätigkeit festgenommen. Der Fall erscheint nebulös. Will der Kreml so Druck auf Washington aufbauen?

Die ohnehin belasteten Beziehungen zwischen Russland und den USA sind kurz vor dem Jahreswechsel erneut auf die Probe gestellt worden. Da nahmen russische Behörden in Moskau einen angeblichen US-Agenten fest und erklärten, man habe ihn auf frischer Tat "bei einem Akt der Spionage" ertappt.

Konkrete Angaben, was man dem 48-jährigen US-Bürger genau vorwirft, blieb der russische Inlandsgeheimdienst FSB in seiner Mitteilung schuldig. Die Behörde ergänzte lediglich, dass ein US-Amerikaner namens Paul Whelan festgenommen worden sei. Gegen ihn seien Ermittlungen und ein Strafverfahren eingeleitet worden.

Über Whelan ist bekannt, dass er als aktiver Reservist in mehreren Etappen für die US-Streitkräfte im Irak im Einsatz war. Er soll nach Angaben des US-Magazins "Time" als zuletzt als Sicherheitsexperte für Unternehmen tätig gewesen sein. Sein jüngster Auftraggeber war demnach die Firma BorgWarner, ein amerikanischer Automobilzulieferer mit Niederlassungen in 18 Ländern, jedoch keiner einzigen in Russland.

Whelan soll mehrfach nach Russland gereist sein. Anlass seines jüngsten Besuches war demnach die Hochzeit eines ehemaligen Armeekameraden, der eine Russin heiraten wollte. Es gebe keinen Zweifel an seiner Unschuld, schrieb dessen Bruder David Whelan auf Twitter. Paul sei ein einfacher Amerikaner, großzügig und loyal. "Wir machen uns große Sorgen um seine Sicherheit und sein Wohlergehen."

Whelan – ein Faustpfand für Putin?

Während Whelans Aufenthaltsort in Moskau unbekannt blieb, mutmaßten Experten über den Grund des russischen Vorgehens. Moskau hätte Whelan auch einfach abschieben können, wie es in solchen Verdachtsfällen üblich sei, schrieb der US-Unternehmer und scharfe Kritiker von Russlands Präsident Wladimir Putin, Bill Browder, auf Twitter. Es sehe aber danach aus, dass der Kremlchef den US-Amerikaner als Faustpfand benutzen wolle.

Tatsächlich hatten mehrere Spionageskandale die schon stark abgekühlten Beziehungen zwischen Russland und den USA zuletzt weiter belastet. Im Dezember verhängte Washington neue Sanktionen gegen Moskau unter anderem wegen der Beteiligung russischer Geheimdienstler am Gift-Anschlag auf Sergej Skripal und dessen Tochter Julia in Großbritannien.

Zudem sorgte kurz vor Weihnachten der Prozess gegen die in den USA lebende Russin Maria Butina für Aufsehen. Die 30-Jährige hatte vor einem Bundesgericht in Washington gestanden, als russische Agentin tätig gewesen zu sein. Sie räumte ein, zwischen 2015 bis zu ihrer Festnahme im Juli 2017 unter Anleitung eines Moskauer Regierungsvertreters in den USA operiert zu haben.

Butina, die sich als Waffenrechtsaktivistin engagierte, soll unter anderem versucht haben, die US-Waffenlobby National Rifle Association (NRA) zu infiltrieren. Die NRA steht den Republikanern von US-Präsident Donald Trump nahe. Die Verhängung des Strafmaßes stand noch aus. Butina drohen bis zu fünf Jahre Haft. Es wird erwartet, dass sie nach Verbüßung eines Teils der Strafe abgeschoben würde.

Putin: Vorwürfe gegen Kreml ein Zeichen der russischen Macht

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte sich für die Freilassung Butinas stark gemacht und die Anschuldigungen gegen sie als fabriziert bezeichnet. Er schlug damit in die gleiche Kerbe wie Präsident Putin, der dem Westen kürzlich vorgeworfen hatte, den Aufstieg seines Landes auf internationaler Bühne durch Spionagevorwürfe untergraben zu wollen. Putin wertete es als "Zeichen für die Macht Russlands", dass der Westen immer wieder derartige Vorwürfe erhebe.


Die US-Regierung forderte Moskau derweil zu einer sofortigen Aufklärung im Fall Whelan auf. Außenminister Mike Pompeo sagte am Mittwoch am Rande eines Besuches in Brasilien, man hoffe darauf, innerhalb der nächsten Stunden konsularischen Zugang zu dem US-Bürger zu bekommen. Seine Regierung wolle erfahren, was dem Mann vorgeworfen werde. Wenn die Inhaftierung nicht rechtmäßig sei, werde man die sofortige Freilassung verlangen.

Verwendete Quellen
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