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Kurden fühlen sich von den Weltmächten verraten


Türkische Offensive in Syrien
Kurden fühlen sich von den Weltmächten verraten

Von afp, rok

24.01.2018Lesedauer: 3 Min.
Trauernde Kurden tragen in Afrin (Syrien) Särge mit Opfern eines türkischen Angriffs auf die syrische Stadt: Viele Kurden fühlen sich von den USA verraten und sehen sich von Russland im Stich gelassen.Vergrößern des BildesTrauernde Kurden tragen in Afrin (Syrien) Särge mit Opfern eines türkischen Angriffs auf die syrische Stadt: Viele Kurden fühlen sich von den USA verraten und sehen sich von Russland im Stich gelassen. (Quelle: dpa)
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Als Verbündete gegen den IS wurden die Kämpfer der kurdischen YPG von den USA unterstützt. Nun fühlen sich viele Kurden von den USA verraten – und von Russland im Stich gelassen.

Die Türkei bombardiert seit fünf Tagen die syrischen Kurden in Afrin – und die USA schauen zu. Mehr als Appelle zur Zurückhaltung waren aus Washington bisher nicht zu hören, obwohl sich die türkische Offensive gegen einen engen Verbündeten im Kampf gegen die Dschihadisten des IS richtet.

Viele Kurden fühlen sich daher verraten. Vor allem von den USA. Aber auch von der russischen Regierung, zu der sie bislang ein gutes Verhältnis hatten.

USA haben "moralische Verpflichtung, die Demokratie in dieser Region zu schützen"

"Für uns haben die USA eine moralische Verpflichtung, die Demokratie in dieser Region zu schützen", sagt Sinam Mohammed, die als Gesandte die selbsterklärte halbautonome Region Rojava vertritt. Dort, im Kurdengebiet, liegt auch der Kanton Afrin. Die Kurden sehen ihre Autonomieregion als demokratisches Experiment mit Modellcharakter, auch wenn Kritiker einen Mangel an echtem Pluralismus bemängeln.

Dominiert wird die Region von der kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD) und ihrem militärischen Arm, den Volksverteidigungseinheiten (YPG). Die USA unterstützen die YPG seit Jahren mit Waffen, Ausbildern und Spezialkräften im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Auch nach dem Sieg über die Extremisten wollen sie an dem umstrittenen Bündnis festhalten.

Dies stößt in der Türkei auf scharfe Kritik, da sie die YPG als syrischen Zweig der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) betrachtet. Tatsächlich ist die YPG eng mit der PKK verbunden, die seit den 80er Jahren gegen den türkischen Staat kämpft und die vom türkischen Staat bekämpft wird. Ankara versteht die US-Militärhilfe für die YPG als Unterstützung einer Gruppe, die auch in den USA als Terrororganisation gelistet ist.

Die USA sind damit in einem Dilemma: Einerseits schätzen sie die YPG als schlagkräftigen Verbündeten gegen die Dschihadisten, andererseits können sie die Sicherheitsbedenken ihres Nato-Partners nicht einfach ignorieren. Dass Washington der türkischen Offensive in Afrin nun tatenlos zusieht, hinterlässt bei vielen YPG-Kämpfern Bitterkeit.

"Nun schweigen die USA. Das ist sehr enttäuschend"

"Die Kurden haben gegen Daesch gekämpft, um die ganze Welt zu verteidigen", sagt der 35-jährige Zivilist Omar Mahmud. Daesch ist der verbreitete arabische Name für den IS. "Nun schweigen die USA. Das ist sehr enttäuschend." Tatsächlich hat die YPG eine zentrale Rolle bei der Rückeroberung der IS-Hochburg Rakka gespielt und bei der monatelangen Schlacht zahlreiche Kämpfer verloren.

"Wir haben Daesch von Anfang an bekämpft. Wir waren es, die das Land von Daesch befreit haben, und nun sind wir das Ziel der türkischen Ungerechtigkeit. Niemand spricht für die Kurden", sagt der 34-jährige Zivilist Massud Barawi bitter. Er fürchtet, dass die Türkei nach Afrin auch andere kurdische Gebiete östlich des Euphrats ins Visier nimmt.

Dort haben die USA allerdings 2000 Spezialkräfte stationiert, während sie in Afrin nicht präsent sind. Die Region gilt als Teil der russischen Einflusssphäre; der Luftraum über Afrin wurde bisher von Moskau kontrolliert, auch Militärbeobachter waren dort stationiert. Das scheint zu bedeuten, dass Russland grünes Licht für die türkische Offensive gegeben hat.

Hat Moskau die Kurden geopfert?

Merve Tahiroglu von der Foundation for the Defense of Democracies glaubt, dass Moskau die Kurden geopfert habe, um die weitere Unterstützung der Türkei für die Syrien-Friedensgespräche in Astana und Sotschi zu erhalten. Moskau und Ankara stehen im syrischen Bürgerkrieg zwar auf entgegengesetzten Seiten, doch arbeiten sie seit längerem gemeinsam an einer politischen Lösung.

Für die Türkei ist die Priorität in Syrien längst nicht mehr der Sturz von Machthaber Baschar al-Assad, sondern die Eindämmung der Kurden. Sie nennt die YPG-Präsenz an ihrer Grenze eine nicht akzeptable Bedrohung.

Quelle:
- AFP

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