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Venezuela: Mutmaßlicher Anschlag auf Maduro – Zweifel an offizieller Version


Drohnen-Anschlag in Venezuela?
Präsident Maduro: "Man wollte mich ermorden"

Von dpa, afp, dru

Aktualisiert am 05.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Präsident Nicolas Maduro spricht in Caracas, Venezuela, während seine Frau Cilia Flores auf eine Explosion reagiert: Bei dem mutmaßlichen Attentat blieb Maduro unverletzt.Vergrößern des BildesPräsident Nicolas Maduro spricht in Caracas, Venezuela, während seine Frau Cilia Flores auf eine Explosion reagiert: Bei dem mutmaßlichen Attentat blieb Maduro unverletzt. (Quelle: dpa)
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Ein lauter Knall, dann bricht Panik aus: In Venezuela soll es einen Anschlag auf Präsident Maduro gegeben haben. Der Staatschef vermutet die Verschwörer in den USA und Kolumbien. Allerdings gibt es Zweifel an der offiziellen Version.

Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro ist am Samstagabend angeblich einem Anschlag entgangen und hat umgehend seinen kolumbianischen Kollegen Juan Manuel Santos der Urheberschaft bezichtigt. Nach Angaben der venezolanischen Regierung war Maduro zuvor am Samstagabend Ziel eines Anschlags mit Drohnen während einer Militärparade in Caracas gewesen.

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Im Staatsfernsehen war mindestens eine Explosion zu hören, während Maduro vor Tausenden Soldaten eine Rede hielt. Der Staatschef blieb dabei unverletzt. Nach Angaben des Regierungssprechers Jorge Rodríguez erlitten sieben Menschen Verletzungen.

Vorwürfe gegen Kolumbien

"Ein Teil der Verantwortlichen dieses Attentats ist bereits gefasst worden", sagte Maduro kurz nach dem Zwischenfall. Er sei sich sicher: "Man wollte mich ermorden. Ich hege keine Zweifel, dass dahinter die extreme Rechte und Juan Manuel Santos stecken." Als Geldgeber der Attentäter vermutete Maduro Exilvenezolaner in den USA.

Zweifel an der offiziellen Version von einem Mordanschlag kamen schnell auf. Die Nachrichtenagentur AP berichtete, Feuerwehrleute vor Ort hätten der Anschlagsversion widersprochen. Tatsächlich sei nur ein Gastank in einem nahe gelegenen Gebäude explodiert. Oppositionelle äußerten in Medien die Befürchtung, dass der wegen einer extremen Wirtschafts- und Sozialkrise unter Druck stehende Maduro nun noch härter gegen seine Gegner vorgehen könnte.

Kolumbiens Regierung wies die Vorwürfe kategorisch zurück. "Das entbehrt jeder Grundlage", sagte ein Sprecher in Bogotá. Santos übergibt an diesem Dienstag das Amt an seinen gewählten Nachfolger, den konservativen Iván Duque. Santos kritisiert seit langem die Politik des autoritär regierenden Sozialisten Maduro.

Der Vorfall in Caracas wurde teilweise im Staatsfernsehen übertragen. Maduro unterbrach seine Rede nach einem lauten Knall. Fernsehbilder zeigten Soldaten und Zuschauer, die in Panik wegliefen, ehe die Übertragung abgebrochen wurde. Leibwächter schützten den Staatschef mit schusssicheren Matten und eskortierten ihn von der Bühne.

Mit Sprengstoff gefüllte Drohne

Nach Angaben des Regierungssprechers wurden mehrere mit Sprengstoff gefüllte Drohnen eingesetzt. Auf Bildern des Fernsehsenders VTV war später ein blutüberströmter Soldat zu sehen.

Eine bisher unbekannte Gruppe "Soldados de Franelas" (Flanell-Soldaten) schrieb auf Twitter, sie habe den Drohnenanschlag verübt. "Es ging darum, zwei Drohnen mit (Sprengstoff) C4 zum Podest des Präsidenten zu fliegen, aber Scharfschützen der Ehrenwache schossen die beiden Drohnen ab, bevor sie ihr Ziel erreichten", schrieb die Gruppe. "Wir haben gezeigt, dass sie verwundbar sind, heute ist es nicht gelungen, aber das ist nur eine Frage der Zeit", schrieben die Autoren, die sich selbst als "patriotische Militärs und Zivilisten" bezeichnen. Eine Überprüfung dieser Angaben war nicht möglich.

Das Werk von "Terroristen" und "Kriminellen"

Venezuelas Verbündeter Russland verurteilte das mutmaßliche Attentat entschieden. Das russische Außenministerium erklärte am Sonntag, die Anwendung "terroristischer Methoden als Werkzeug politischer Kämpfe" werde "kategorisch" abgelehnt.

Mit Caracas befreundete sozialistische Staaten wie Bolivien, Kuba und Nicaragua solidarisierten sich mit Maduro. Das sei das Werk von "Terroristen" und "Kriminellen", sagte Nicaraguas Regierungssprecherin Rosario Murillo, die Frau von Staatschef Daniel Ortega.

Venezuela leidet seit langem unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise, internationale Organisationen warnen vor einer humanitären Notlage. Das Land mit den größten Ölreserven der Welt kämpft mit einer Hyperinflation, wegen mangelnder Devisen kann Venezuela kaum noch Lebensmittel und Medikamente importieren. Hunderttausende Venezolaner sind in den vergangenen Monaten vor Elend und Unterdrückung in die Nachbarstaaten geflohen.

Oppositionsführer im Gefängnis

Zuletzt prognostizierte der Internationale Währungsfonds (IWF) für das laufende Jahr eine Inflationsrate von einer Million Prozent. Die Wirtschaftsleistung könnte zudem um 18 Prozent einbrechen.


Maduro wird das Errichten einer Diktatur vorgeworfen. Im vergangenen Jahr schaltete der Sozialist das von der Opposition kontrollierte Parlament aus, im Mai ließ er sich für eine weitere fünfjährige Amtszeit bei einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigen.

Die wichtigsten Oppositionsführer sind im Gefängnis, im Exil oder wurden von der Abstimmung ausgeschlossen. Die Wahl wurde von der Europäischen Union, den USA und vielen Nachbarstaaten nicht anerkannt.

Verwendete Quellen
  • dpa, AFP
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