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Ukraine-Krise: "Einen Nuklearkrieg würde Wladimir Putin nicht überleben"


Angriff auf die Ukraine
"Einen Nuklearkrieg würde Putin nicht überleben"

InterviewVon Marc von Lüpke

Aktualisiert am 02.03.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ukraine-Krieg: Russlands Präsident Wladimir Putin versetzt die Streitkräfte des Landes in Alarmbereitschaft. Darunter sind auch Atomwaffen. (Quelle: t-online)

Russland kämpft in der Ukraine, Wladimir Putin erinnert den Westen an die russischen Atomwaffen. Warum er diese Eskalation aller Voraussicht aber nicht betreiben wird, erklärt Experte Carlo Masala.

t-online: Professor Masala, eigentlich hatten die russischen Streitkräfte eine schnelle Operation gen Kiew geplant, um die Ukraine ihrer politischen Spitze zu berauben. Nun dauern die Kämpfe um die Hauptstadt weiter an, US-Geheimdienste wollen einen gewissen "Frust" beim Kremlherren identifiziert haben. Was halten Sie davon?

Carlo Masala: Wladimir Putin ist ein rationaler Stratege. Die Tatsache, dass in einem Krieg nicht immer alles nach Plan läuft, ist ihm auch durchaus bewusst.

Carlo Masala, Jahrgang 1968, lehrt Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München. Der Politikwissenschaftler gibt unter anderem die "Zeitschrift für Internationale Beziehungen" mit heraus, zugleich diskutiert er regelmäßig im Podcast "Sicherheitshalber" über Sicherheitspolitik. 2016 ist sein Buch "Weltunordnung. Die globalen Krisen und das Versagen des Westens" erschienen.

Im Westen herrscht mittlerweile große Furcht vor einem "frustrierten" Putin, der zur Atombombe greifen könnte.

Bis zum Einsatz einer Atombombe müsste noch sehr viel passieren. Vor allem müssen wir unterscheiden, welche Art Waffe Putin einsetzen würde. Ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass Russland eine strategische Atomwaffe, wie etwa eine Mittelstreckenrakete, starten wird. Einen Nuklearkrieg würde Putin nicht überleben – das ist ihm auch klar. Zu diesem Schritt greift Putin daher sicher nicht, er ist vollkommen rational.

Wie steht es mit taktischen Nuklearwaffen, wie etwa einer atomaren Artilleriegranate?

Ein Szenario, in dem Russland über einem relativ unbewohnten Gebiet in der Luft eine kleine taktische Nuklearwaffe zündet, ist unter Umständen vorstellbar. Einfach, um eine entsprechende Wirkung bei den Bevölkerungen der Nato-Staaten auszulösen. Aber in der derzeitigen Situation ist Putin auch davon noch meilenweit entfernt.

Wie ist überhaupt der Mechanismus innerhalb Russlands, wenn das Land einen atomaren Angriff ausführen wollte?

Das russische System in Sachen Atomwaffen ist sehr undurchsichtig. Fest steht: Es gibt drei Atomkoffer mit den entsprechenden Codes, die stehen bei Putin, dem Verteidigungsminister und dem Generalstabschef. Zum Scharfmachen der Atomwaffen braucht man dann zwei Koffer. Wenn die zusammenkommen, werden die Befehle zu den Kommandeuren vor Ort weitergeleitet. Dann werden die Atomwaffen gestartet – und fliegen zu ihren Zielen.

Die Russen verfügen über Atomwaffen, die Ukrainer wehren sich mit Molotowcocktails gegen die Invasoren. Was passiert mit ukrainischen Zivilisten, die auf diese Weise etwa russische Panzer attackieren?

Die Russen eröffnen das Feuer. Was rein menschlich nachvollziehbar ist, denn ein Molotowcocktail hat schreckliche Auswirkungen. Die Ukrainer wissen auch sehr genau, wie sie einem Panzer mit einem Molotowcocktail am meisten schaden. Dass Zivilisten, also Nichtkombattanten, gegnerische Soldaten angreifen, ist allerdings keineswegs von der Haager Landkriegsordnung gedeckt. Auf der anderen Seite: Die Russen nehmen auf Zivilisten auch wenig Rücksicht.

Mehr als 5.000 Mann sollen die russischen Streitkräfte bislang eingebüßt haben. Sind die Verluste nicht sehr hoch?

Es ist nicht klar, wie sich diese Verluste aufschlüsseln. Wie viele Soldaten sind gefallen, verletzt oder vermisst? Das wissen wir noch nicht. Die Zahl der Verluste erscheint aber recht hoch.

In Kiew wollen die russischen Truppen vor allem Präsident Wolodymyr Selenskyj ausschalten. Wären sein Tod oder seine Gefangennahme das Ende des ukrainischen Widerstands?

Der Verlust von Selenskyj würde die Ukrainer schwer treffen, er ist zu einer Symbolfigur für den Widerstand geworden. Wollen wir es nicht hoffen. Selbst ein Partisanenkrieg muss irgendwo koordiniert werden, dafür sind Selenskyj und seine Regierung wichtig.

Professor Masala, vielen Dank für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Carlo Masala via Telefon
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