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FDP-Politiker verlässt Frau für Ex-Pornostar: So emotional äußert sie sich dazu


FDP-Politikerin
"Verletzend": Ihr Mann verließ sie für eine Ex-Pornodarstellerin

InterviewVon Miriam Hollstein

Aktualisiert am 02.12.2022Lesedauer: 5 Min.
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Karoline Preisler (links) und Annina Semmelhaack (rechts): Preislers Mann verließ sie für Ex-Erotikstar Semmelhaack. Beide Frauen sind in der FDP aktiv.Vergrößern des Bildes
Karoline Preisler (links) und Annina Semmelhaack (rechts): Preislers Mann verließ sie für Ex-Erotikstar Semmelhaack. Beide Frauen sind in der FDP aktiv. (Quelle: Kollage: t-online/Jürgen Ritter/imago/Xamax/dpa)

Die FDP-Politikerin Karoline Preisler wurde durch eine schwere Corona-Erkrankung bekannt. Nun steht sie wegen einer Trennung erneut in der Öffentlichkeit.

Ein Tagebuch der besonderen Art machte Karoline Preisler deutschlandweit bekannt. Im März 2020 erkrankte sie schwer an Corona, musste mit Atemnot ins Krankenhaus und litt noch lange unter den Spätfolgen. Auf Twitter schrieb sie ein "Corona-Tagebuch" über diese Erfahrungen. In den Monaten danach besuchte sie zahlreiche Demonstrationen von Gegnern der Corona-Maßnahmen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und auf die Gefahren der Krankheit hinzuweisen. Seit 1985 engagiert sich Preisler politisch, seit 2013 ist in der FDP. Dabei trat die Juristin immer wieder auch gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten auf, dem FDP-Bundestagsabgeordneten Hagen Reinhold. Die beiden haben drei gemeinsame Kinder.

In dieser Woche wurde bekannt, dass sich das Paar getrennt hat. Die neue Frau an der Seite von Hagen ist der ehemalige Pornostar Annina Ucatis. Ucatis hatte den Politiker bei einem Praktikum in seinem Bundestagsbüro im Frühjahr kennengelernt, das im Rahmen eines Frauenförderprogramms stattfand. Ucatis war zuletzt mit dem Millionär und Immobilienunternehmer Theodor Semmelhaack verheiratet und hatte auch seinen Namen angenommen.

t-online: Frau Preisler, wie geht es Ihnen?

Karoline Preisler: Danke, es geht mir ganz gut. Natürlich waren die letzten Wochen schwierig für die ganze Familie. So eine Trennung ist verletzend und geht nicht spurlos an einem vorüber: Ich habe ein paar schlaflose Nächte hinter mir. Aber der Alltag geht mit all seinen Herausforderungen weiter. Die Kinder hatten Erkältungen und ich bugsiere Umzugskartons. Wir ziehen von Mecklenburg-Vorpommern nach Berlin. Wir freuen uns darauf.

Wie belastend ist die Tatsache, dass sowohl Ihr Ex-Partner als auch Sie Personen des öffentlichen Lebens sind?

Öffentliche und private Person zugleich zu sein, ist nicht einfach. Aktuell habe ich Liebeskummer. Das ist schon als Privatperson nicht schön, aber der absolute Horror, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Und es gibt auch schönere Dinge, als darüber dann die Titelseite einer Zeitung lesen zu müssen, nur weil die neue Freundin des Ex-Partners eine gewisse Prominenz hat.

Gab es auch Reaktionen aus dem politischen Umfeld?

Ja, ich habe sehr viele tröstende Botschaften bekommen. Allerdings ist meine aktuelle Erfahrung auch keine einzigartige. Mir schrieb heute eine andere Frau, die die gleiche Erfahrung mit einem anderen Bundestagsabgeordneten machte. Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, bekommen Offerten. Es ist eine Frage des Anstands, wie man damit umgeht.

Wie meinen Sie das?

Ich hätte mir einen anderen Ausgang unserer Partnerschaft gewünscht. Aber das lag nicht in meiner Hand. Hagen Reinhold und ich werden, nicht zuletzt wegen der Kinder, verbunden bleiben. Und ich bin zuversichtlich, dass uns das als verantwortungsbewusste Menschen auch gelingt. Ich blicke jetzt nach vorne.

Karoline Preisler wurde in Ostberlin geboren, hat in Potsdam Jura studiert. Für ihren Lebensgefährten Hagen Reinhold zog sie einst nach Mecklenburg-Vorpommern, wo der Politiker in Rostock seinen Wahlkreis hat. Wenn man sie trifft, fällt sofort ihre freundliche Offenheit auf. Die 51-Jährige ist ehrlich bemüht, die Positionen ihrer Gesprächspartner zu verstehen. Eine selten gewordene Eigenschaft in einer Zeit, in der es zum Volkssport geworden ist, sich gegenseitig niederzuschreien.

Bekannt geworden sind Sie durch Ihr Corona-Tagebuch. Sie sind im Frühjahr 2020 daran erkrankt. Wie sehr spielt die Krankheit in Ihrem Alltag noch eine Rolle?

Ich bin zu einem Zeitpunkt erkrankt, als man noch nicht viel über Corona wusste und es viele Todesfälle gab. Mein Ex-Partner hatte sich als erster Abgeordneter im Bundestag infiziert; ich habe mich dann bei ihm angesteckt, hatte aber einen schwereren Verlauf als er. Ich kam ins Krankenhaus, auf eine Isolierstation, bekam Sauerstoff. Das macht schon Angst. Hinterher litt ich noch länger an Haarausfall, Konzentrationsstörungen und anderen typischen Spätfolgen. Zum Glück kann ich sagen, dass die Krankheit heute keine Rolle mehr in meinem Leben spielt. Mein öffentliches Tagebuch hat mir geholfen, die Dinge zu verarbeiten und zugleich anderen Mut zu machen.

Nach der Erkrankung hatten Sie es sich zur Aufgabe gemacht, auf Demonstrationen von Kritikern der Corona-Maßnahmen zu gehen und Gespräche anzubieten. Welche Reaktionen haben Sie erlebt?

Anfangs habe ich viel Ablehnung, Wut und Pöbeleien erlebt. Heute werde ich hingegen oft schon erkannt und erwartet. Immer wieder gelingt es, wirklich gute und berührende Gespräche zu führen. Es besteht einfach der Wunsch in unserer Gesellschaft, aus dieser Eskalation wieder herauszufinden. Ich glaube, wenn die Politik hier offener im Umgang mit eigenen Fehlern wäre, würden "Querdenker" nicht so viel Zulauf haben.

Haben Sie diese Gespräche auch verändert?

Ja, durch die vielen Gespräche mit Menschen mit fundamental anderer Meinung bin ich besser im aktiven Zuhören und beim Deeskalieren geworden. Ich bin auch fokussierter als früher. Das macht meine Arbeit hoffentlich besser.

Im vergangenen Jahr hat Karoline Preisler ein Buch veröffentlicht ("Demokratie aushalten! Über das Streiten in der Empörungsgesellschaft"), in dem sie Biografisches mit einer Analyse des aktuellen Zustands der Gesellschaft und der Fehler in der Pandemiepolitik verbindet. Sie macht darin Vorschläge, wie die Vertrauenskrise zwischen Politik und Bürgern überwunden werden kann.

Die Corona-Maßnahmen haben zu vielen Protesten geführt. Auch die aktuelle Ukraine-Politik wird von Teilen der Bevölkerung abgelehnt. Wie groß ist die Spaltung der Gesellschaft und was kann dagegen getan werden?

Wir müssen – so meine private Meinung – aufhören, uns als einzig im Besitz der Wahrheit zu fühlen und Andersmeinende herabzusetzen. Rede und Gegenrede sind gute Tugenden. Wir sollten das wieder annehmen. Unsere Demokratie wird durch die Debatte besser. Dass einzelne politische Entscheidungen abgelehnt oder hinterfragt werden, sollte nicht als Affront aufgefasst werden. Doch – Achtung – die Souveränität der Ukraine zu übergehen und den Menschen dort Selbstaufgabe verordnen zu wollen, ist kein sinnvoller Debattenbeitrag. Jemand, der mir so was auftischt, bekommt schon eine klare Gegenmeinung zu hören.

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Sie kandidieren in Brandenburg für das Amt der Verfassungsrichterin, ein Ehrenamt. Was möchten Sie erreichen?

Die FDP hatte mich vorgeschlagen. Auch aus anderen Fraktionen erlebe ich viel Unterstützung. Diese Nominierung und der breite Zuspruch sind eine große Ehre für mich, denn ich verstehe mich als liberale Demokratin und nicht als FDP-Frontfrau. Die Brandenburger Verfassung hat eine lebhafte Geschichte und Brandenburg tüchtige Verfassungsorgane. Ich möchte gerne meinen Beitrag dazu leisten, dass die Menschen sich gut aufgehoben fühlen. Brandenburg hat mich ausgebildet, mir Teilhabe ermöglicht und war immer gut zu mir. Nun will ich dem Land und seinen Menschen dienen. Auch denen, die meine Kandidatur womöglich kritisch sehen. Sollte ich gewählt werden, werden sie mich an meiner Arbeit messen können.

Was sind Ihre privaten Pläne für die Zukunft?

Die Kinder und ich verbringen die Feiertage im kleinen Kreis. Wir sind nun eine Patchworkfamilie, das ist neu. Auch in anderer Hinsicht wird durch den Umzug nach Berlin Anfang kommenden Jahres vieles neu sein, für die Kinder die Schulen, für mich die Arbeit. Jetzt erst mal freuen wir uns aber auf ein paar ruhige Tage zu Weihnachten. Nach all der Aufregung haben wir große Sehnsucht nach Ruhe und Privatsphäre.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Karoline Preisler
  • Eigene Recherchen
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