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Corona-Infektionen: Ab wann die RKI-Zahlen wieder aussagekräftig sind


Meldestau nach Jahreswechsel
Ab wann die RKI-Zahlen wieder aussagekräftig sind

  • Annika Leister
Von Annika Leister

Aktualisiert am 09.01.2021Lesedauer: 4 Min.
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Animation zeigt: Darum gibt es derzeit so viele positive Tests und mutmaßlich eine hohe Corona-Dunkelziffer. (Quelle: t-online)

Über die Feiertage meldeten viele Gesundheitsämter keine Daten an das Robert Koch-Institut. Sie müssen nacharbeiten. Manche Länder sind damit wohl schon fertig, andere hinken noch hinterher.

31.849 Neuinfektionen übermittelten die Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut am Freitag, 24.694 am Samstag. Doch Experten warnen unisono: Die Zahl der Neuinfektionen sei zurzeit nicht aussagekräftig, sie falle zu niedrig aus. Das hat vor allem zwei Gründe: Nach einem Ansturm vor Weihnachten lassen sich nun weniger Menschen testen. Über die Feiertage haben außerdem viele Gesundheitsämter ein paar Tage ausgesetzt, sie pflegen zum Teil jetzt noch wochenalte Fälle in die Statistiken ein. In manchen Ämtern stapeln sich die Faxe.

Wann sind alle Nachmeldungen erledigt – und damit auch die Statistiken des Robert Koch-Institut wieder halbwegs zuverlässige Richtschnur in der Krise? Der Stand in den Bundesländern ist unterschiedlich, zeigen die Antworten der Gesundheitsministerien der Länder auf eine Anfrage von t-online.de am Freitag. Manche haben nach eigener Aussage schon jetzt wieder Normalzustand erreicht, andere arbeiten noch nach. Eine Reihe von Ländern – darunter Bayern, Hessen und Baden-Württemberg – antworteten gar nicht.

"Einen Bearbeitungsrückstau von den Feiertagen gibt es nicht", heißt es aus dem Gesundheitsministerium in Hamburg. Die Infektionszahlen in der Hansestadt also, die zurzeit eine 7-Tage-Inzidenz von 149 Fällen pro 100.000 Einwohner ausweisen, sollen mit dem üblichen Zeitverzug durchweg repräsentativ sein – zumindest laut der obersten Gesundheitsbehörde des Landes.

Inzidenz in Sachsen doppelt so hoch wie im Bundesschnitt

In Sachsen räumt das zuständige Sozialministerium ein, dass es Nachmeldungen zu erledigen gab, aber: "Die Gesundheitsämter in Sachsen haben alle Nachmeldungen von den Feiertagen gemacht", teilte eine Sprecherin t-online.de am Freitag mit. Insofern sei davon auszugehen, dass die gemeldeten Infektionszahlen bereits jetzt "wieder so aussagekräftig wie vor Weihnachten sind". Sachsen ist weiterhin das Land mit der höchsten Inzidenz, mit 297 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner liegt sie mehr als das Doppelte so hoch wie der Bundesdurchschnitt (137 Fälle laut RKI).

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Ähnlich schätzt man die Lage in Mecklenburg-Vorpommern ein: Es sei davon auszugehen, dass die "täglichen Meldungen inzwischen wieder ähnlich aktuell sind wie vor den Feiertagen", sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums t-online.de am Freitag. Für die 7-Tage-Inzidenz, die in Mecklenburg-Vorpommern zurzeit 125 Fälle pro 100.000 Einwohner beträgt, gelte diese Aussage in knapp einer Woche.

Auch Berlin klingt zuversichtlich: "In diesen Tagen" sollte die Zahl der Testungen wieder auf dem Niveau vor Weihnachten angekommen sein, hieß es am Freitag aus der Senatsgesundheitsverwaltung. Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 171 liegt auch Berlin über dem Bundesschnitt.

Einige Gesundheitsämter hatten in Berlin nachzuarbeiten. Wie die Statistik der Berliner Senatsgesundheitsverwaltung aus den Bezirken zeigt, meldeten viele Ämter an mehreren Tagen zwischen dem 24. Dezember und 4. Januar gar keine Infektionszahlen. Pankow, ein Bezirk mit mehr als 400.000 Einwohnern, setzte die Meldungen zum Beispiel an acht Tagen aus. Berliner Gesundheitsstadträte kündigten an, den Rückstand in dieser Woche abzuarbeiten und warnen – wegen des üblichen Wochenend-Knicks in der Statistik – zu Anfang nächster Woche hin vor einem "richtig großen Ruck" in der Statistik.

NRW: Genaueres Bild erst "im Laufe kommender Woche"

Doch dieser Ruck könnte sich auch noch verzögern – denn einige Länder werden länger brauchen als Berlin. Aus Nordrhein-Westfalen heißt es: Erst "im Laufe der kommenden Woche" werde sich ein zunehmend genaueres Bild zur Infektionslage anhand der gemeldeten Fallzahlen ergeben. "Die unverändert angespannte Situation in den Krankenhäusern durch Covid-19-Patienten lässt es zugleich als wahrscheinlich erscheinen, dass sich die Infektionsdynamik zum aktuellen Zeitpunkt nicht wesentlich verlangsamt hat", so ein Sprecher des Gesundheitsministeriums.

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Im Gegensatz zu den Infektionszahlen gibt es bei den Krankenhaus- und Todesfallzahlen wenig Interpretationsspielraum – und letztere haben eine neue Höchstmarke erreicht. 1.188 Tote vermeldete das RKI am Freitag - Tageshöchstwert seit Pandemiebeginn. Und am Samstag erneut: 1.083 neue Todesfälle. Insgesamt sind nun 39.878 Menschen gestorben, die Hälfte davon seit Anfang Dezember. 5.484 Menschen sind derzeit in intensivmedizinischer Behandlung, mehr als die Hälfte (rund 3.000) werden invasiv beatmet. Von den Patienten, die auf Intensivstationen beatmet werden, stirbt nach bisherigen Erfahrungen etwa die Hälfte.

"Trend zu Feiertagen frühestens ab Mitte Januar"

Die Belastung für die Krankenhäuser wird in den kommenden Wochen weiter steigen, warnen Experten. Schon angesichts der validen Meldedaten bis zum 23. Dezember rechnet Gernot Marx vom Universitätsklinikum Aachen, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), mit täglich etwa 600 Neuaufnahmen. "In den nächsten Tagen werden wir die Auswirkungen von Weihnachten und Silvester auf den Intensivstationen erleben", sagte der Intensivmediziner am Freitag der Deutschen Presseagentur.

Auch das niedersächsische Gesundheitsministerium warnt vorausschauend: Bei ihnen seien inzwischen die Meldungen für Personen eingegangen, die über Weihnachten und den Jahreswechsel erkrankt seien und sich erst später hätten untersuchen lassen. Doch generell sei die lange Inkubationszeit zu beachten – jene, die sich während der Feiertage infiziert hätten, schlügen sich noch nicht in der Statistik nieder. "Solide Aussagen über den Trend des Infektionsgeschehens zu den Feiertagen sind frühestens ab Mitte Januar möglich."

Verwendete Quellen
  • Anfrage an die Gesundheitsministerien und -verwaltungen der Länder
  • Mit Material von dpa
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