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Corona-Krise als Brandbeschleuniger: Deutschland, wir müssen reden!


Corona als Brandbeschleuniger
Deutschland, wir müssen reden!

MeinungEin Essay von Patrick Diekmann

Aktualisiert am 13.05.2021Lesedauer: 10 Min.
Meinung
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Demonstration gegen das Infektionsschutzgesetz in Berlin: Die Pandemie befeuert die gesellschaftliche Spaltung in Deutschland.Vergrößern des Bildes
Demonstration gegen das Infektionsschutzgesetz in Berlin: Die Pandemie befeuert die gesellschaftliche Spaltung in Deutschland. (Quelle: imago-images-bilder)

In der Pandemie werden Menschen an den Pranger gestellt, große Skandalkeulen geschwungen und Debatten moralisiert. Dadurch entstehen Risse in der Gesellschaft, die zur ernsten Gefahr werden.

Die Pandemie ist wie ein starkes Erdbeben für unsere Gesellschaft. Es herrscht Panik, viele Menschen sind orientierungslos und es tun sich immer größere Risse auf. Eigentlich sollte uns die Wissenschaft als Leuchtturm durch diese Krise führen, aber vielen Menschen fehlt das Verständnis für ihre Funktions- und Arbeitsweise – und damit das nötige Vertrauen.

Deshalb leitet die Politik Entscheidungen zwar auch von wissenschaftlichen Erkenntnissen ab, aber sie legitimiert ihre Maßnahmen vor allem durch Moral. Die allgegenwärtige Botschaft: Seid vernünftig oder ihr gefährdet Menschenleben.

Keine Frage. Corona kann nur bekämpft werden, wenn die Bevölkerung mitmacht. Die Menschen müssen zu Hause bleiben, auf Freiheiten verzichten und sich impfen lassen. Um das zu erreichen, setzen Politik und Gesellschaft allerdings auf Angst und moralische Erpressung – und nur untergeordnet auf Aufklärung. Mit dieser Strategie brachte die Politik zwar schnell eine breite Bevölkerungsmehrheit hinter sich, aber sie führte gleichzeitig zu gesellschaftlichen Spaltungsprozessen.

Die stetige Moralisierung der Corona-Debatten vergiftet das gesellschaftliche Klima. Wir reden nicht mehr miteinander, sondern schlagen mit Moralkeulen aufeinander ein. Politische Entscheidungsträger werden bei eigenen Fehlern – wie beim verpatzten Impfstart oder der Osterruhe – gnadenlos an den öffentlichen Pranger gestellt.

Zuletzt sorgten einige Schauspieler mit ihrem Corona-Irrweg für eine maximale Skandalisierung. Fazit: Durch die Moralisierung der Debatten in der Pandemie ist Irren nicht mehr menschlich. Es ist unmenschlich geworden.

Seit Beginn der Krise ist der soziale Druck auf alle Mitglieder der Gesellschaft gestiegen. Diskussionen werden nicht in einem gegenseitigen Verständnis geführt, sondern in Abgrenzung voneinander. In einer Welt, die nicht nur schwarz oder weiß ist, hat sich in unserer Gesellschaft eine bipolare Debattenkultur etabliert: eine Mehrheit der Lockdown-Befürworter mit Rückendeckung der Wissenschaft gegen eine Minderheit von Maßnahmen-Skeptikern. Beide Seiten lassen immer weniger Raum für das Abwägen von Argumenten. Dabei ist genau das ein Grundpfeiler unserer Demokratie.

Gefahr der gesellschaftlichen Spaltung

Klar, es gibt Meinungen, die sind so extrem, dass auch eine freiheitliche Gesellschaft sie nicht akzeptieren sollte. Doch in der Bevölkerung scheint zunehmend das Verständnis dafür zu schwinden, dass jede Haltung – auch wenn es eine problematische ist – ein Spiegel eines Teils der Gesamtgesellschaft ist. Durch Ausgrenzung können radikale Auswüchse nicht beseitigt werden, dafür braucht es Auseinandersetzung und Diskurs. Doch die gibt es derzeit zu wenig.

Liegt das alles an der Extremsituation Corona? Nein. Die Krise ist nur ein Brandbeschleuniger der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung in Deutschland und vielen westlichen Staaten. Unsere Gesellschaft gleicht einem Meer, auf dem zahlreiche Eisschollen voneinander wegtreiben. Es sind Meinungslager, die sich immer weiter voneinander abschotten und sich innerhalb ihrer Eisschollen eigene Realitäten konstruieren. Unsere Bevölkerung entfremdet sich von sich selbst. Der gesellschaftliche Zusammenhalt schwindet – und damit auch die Stabilität unseres politischen Systems.

Deutschland hat ein Strukturproblem

Die gesellschaftliche Spaltung in Deutschland führt vor allem zu einer steigenden Orientierungslosigkeit der Bevölkerung, zu zunehmenden Identitätskonflikten im gesellschaftlichen Raum und zu einem Vertrauensverlust gegenüber systemrelevanten Institutionen. Wer verstehen will, wie es zu den Rissen in der Gesellschaft kam, findet viele Gründe.


Zu den wichtigsten gehören ein schwindendes Gemeinschaftsgefühl auf nationaler Ebene, eine wachsende Entfremdung zwischen alten und jungen Generationen im Land und ein sinkendes Vertrauen gegenüber Parteien, Medien und Wissenschaft. Die Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten schnell verändert – und damit auch die Normen und Werte vieler Menschen. Gesellschaftliche Strukturen in Ländern wie Deutschland wandelten sich dagegen nur langsam. Ein grundlegendes Problem.

Um das zu verstehen, müssen wir die Ursachen für die gesellschaftlichen Risse konkret benennen. Wir müssen analysieren, in welchen Bereichen sich die Strukturprobleme besonders zeigen. Und überlegen, wie der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält, gestärkt werden kann. Antworten findet nicht, wer sich auf aktuelle Streits rund um Corona fixiert. Es geht vielmehr um grundlegende, gesellschaftliche Probleme. Dafür braucht es zunächst einen kurzen Blick in die Geschichte.

1. Identitätskluft nach der Abkehr vom Nationalismus

Unsere Welt ist noch immer in Nationalstaaten aufgeteilt. Die gesellschaftliche Akzeptanz der politischen Systeme wurde in der Menschheitsgeschichte von Monarchien und Diktaturen lange Zeit mit Gewalt erzwungen – in vielen Ländern ist das auch heute noch die traurige Realität. In jungen Demokratien gab vor allem der Nationalstaat den Menschen ein Zugehörigkeitsgefühl – eine übergeordnete Identität.

Der Nationalismus und das Konkurrenzdenken zwischen Staaten führten zu Kriegen, brachten viel Tod und Leid über Millionen von Menschen, aber nationale Symbole waren lange Zeit das Fundament des gesellschaftlichen Zusammenhalts und elementar für die Akzeptanz gesellschaftlicher Strukturen.

Ob in den USA, in Frankreich, Großbritannien oder der Türkei: Bis heute wird Patriotismus von Regierungen als Instrument genutzt, um Politik zu legitimieren. Aber die Bedeutung des Nationalstaates als identitätsstiftendes Konstrukt nimmt auch in Staaten, in denen Patriotismus eine große Bedeutung hat, ab. In einer Welt, in der Wirtschaft und Politik globaler denken, gibt es auch auf der anderen Seite immer mehr gesellschaftliche Trennlinien.

In Deutschland vollzog sich die langsame Abkehr vom Nationalismus schneller als in vielen anderen Ländern. Nach den Verbrechen der Nazidiktatur spielte in der Bundesrepublik der Patriotismus stets eine untergeordnete Rolle. In einer Umfrage aus dem Jahr 2015 bezeichneten sich weniger als die Hälfte der Befragten als nicht-patriotisch. Zur Erinnerung: Patriotismus ist nicht mit Nationalismus gleichzusetzen, sondern meint eine emotionale Verbundenheit zum Heimatland.

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Der Nationalstaat verliert im normativen Bewusstsein der Menschen an Bedeutung, was jedoch auch zu Identitätskonflikten führt. Die Frage „zu wem gehöre ich eigentlich?“ ist plötzlich nicht mehr so einfach zu beantworten. Das hat auch Konsequenzen für unser Zusammenleben, denn die eigene Identität ist das Bindeglied zwischen Individuum und Gesellschaft.

Gesellschaftspolitisch wirkt sich das so aus: Auf der Suche nach Zugehörigkeit abseits vom Nationalstaat entwickelte die deutliche Mehrheit der deutschen Bevölkerung keine europäische oder allgemein keine internationale Identität. Stattdessen gewinnen politische Lager, Ideologien, Bewegungen und kulturelle Identitäten immer mehr an Bedeutung. Darin finden Menschen Orientierung, eine Zugehörigkeit und oft auch ein Weltbild, das sie auf ihre Identität übertragen können.

Beispiel: Unsere Gesellschaft spaltet sich in politisch links, rechts, liberal, grün, einwanderungskritisch oder Maßnahmen-Skeptiker in der Pandemie. Die politischen Lager und Meinungsfelder schotten sich dabei immer weiter voneinander ab. Das Zusammengehörigkeitsgefühl wird oft über eine gemeinsame Ideologie in Abgrenzung von anderen gesellschaftlichen Gruppen generiert. Konflikte und Abgrenzung dienen somit auch der Stärkung der eigenen Identität.

2. Politische Parteien am gesellschaftlichen Pranger

Die zunehmende Spaltung der Gesellschaft und der wachsende Fokus auf eine politische Identität veränderte auch Deutschlands Parteiensystem. Dieses ist in den letzten 40 Jahren deutlich kleinteiliger geworden, im Bundestag sitzen Konservative, Sozialdemokraten, Wirtschaftsliberale sowie die extreme Linke und Rechte. Eine Eisschollenlogik findet sich auch hier: Die Parteien grenzen sich voneinander ab, um Alleinstellungsmerkmale zu gewinnen.

In der Beziehung zwischen Parteien und der Bevölkerung gibt es eine große Kluft zwischen der Realpolitik und der Erwartungshaltung der Menschen. Parteien genießen in der Gesellschaft kaum Vertrauen, sie liegen nur knapp vor der katholischen Kirche und dem Internet. Politiker stehen oft am gesellschaftlichen Pranger. Einerseits ist das die Folge von politischen Fehlern, andererseits werden Parteien auch zum Opfer unseres Verständnisses von Politik.

In westlichen Demokratien folgt auch die Politik einer marktwirtschaftlichen Logik. Existenzgrundlage für die Parteien ist der Erhalt oder das Erlangen von Macht. Mit Macht ist nicht nur Einfluss verbunden, sondern an ihr hängen Arbeitsplätze und damit auch viele Existenzen. Aber für den Machterhalt ist es unumgänglich, Politik für das eigene Wählerlager zu machen.

Für Erfolg müssen die Parteien die Mehrheitsverhältnisse im eigenen Lager im Fokus haben. Das führt zu Problemen und internen Konflikten, wenn sie plötzlich regieren und gesamtgesellschaftliche Verantwortung übernehmen müssen. Die SPD in den Schröder-Jahren ist dabei das abschreckende Beispiel für den gesamten politischen Betrieb in Berlin.

Aber nicht nur Befriedung des eigenen politischen Lagers für den Machterhalt ist ein Problem, sondern die Bevölkerung hat genaue Vorstellungen, was sie von den jeweiligen Parteien erwartet. Unsere Gesellschaft ist politisch gefangen, in einem schonungslosen Schubladendenken. Die kleinsten Abweichungen fallen sofort auf und sorgen für große Irritationen. So ist Winfried Kretschmann im Volksmund eigentlich nur CDU-Politiker im grünen Pelz und Thüringens Bodo Ramelow eigentlich auch kein Linker, weil die Wirtschaft in dem Bundesland noch funktioniert.

So ist es die Gesellschaft, die einen so großen Druck auf Politiker erzeugt, den zugeschriebenen Ideologien zu folgen, sodass die Politik, die eigentlich notwendig wäre, manchmal auf der Strecke bleibt.

3. Der Generationenkonflikt

In einem System mit vielen Parteien und damit verbundenen Haltungen und Ideologien gibt es aber auch immer mehr Menschen, die sich durch die regierende Politik nicht mehr vertreten fühlen. Die Zeit der großen Koalitionen – in der eine Bundesregierung über 60 Prozent der wählenden Bevölkerung repräsentiert – scheint vorbei.

Die marktwirtschaftliche Logik unseres politischen Systems trifft aber vor allem die Menschen, die noch nicht wählen dürfen und somit nicht zum Machterhalt der politischen Kräfte in Deutschland beitragen können. Junge Menschen, sie sind es, die in der Vergangenheit von Bundesregierungen oft vergessen wurden. Sie sind ein Teil unserer Gesellschaft, unsere Zukunft, aber trotzdem politisch unterrepräsentiert. Damit nicht genug. Das politische Engagement jüngerer Menschen wird oft als Idealismus – und damit als weltfremd und realitätsfern – abgetan.

Das führt zu einem riesigen Unterschied im Wahlverhalten zwischen älteren und jüngeren Generationen in Deutschland.

Doch die Generationenkonflikte gehen über die politische Dimension hinaus. Auch Alte und Junge im Land entfremden sich, wodurch der Zusammenhalt insgesamt schrumpft. Über die Ursachen wird allerdings wenig diskutiert. Klar ist: In Deutschland bekommen die Menschen nicht nur weniger Kinder, sondern sie werden, im Vergleich zu den Generationen zuvor, auch deutlich später Eltern. Das schwächt die Bindung zwischen den Generationen.

Eltern und Kinder leben allein durch die Digitalisierung teilweise in verschiedenen Lebenswelten. Die jüngeren Mitglieder unserer Gesellschaft haben zunehmend Orientierungsprobleme bei der Herausbildung ihrer eigenen Identität, weil sie sich immer weniger mit den älteren Generationen identifizieren können. Auch das führt zu Identitätskonflikten.

4. Ein unzeitgemäßes Bildungssystem

Für die Orientierung in der Gesellschaft ist deshalb die schulische Bildung ein elementarer Faktor. Das Problem: Das deutsche Schulsystem ist nicht mehr zeitgemäß, es folgt noch der Lesen-Schreiben-Rechnen-Logik aus dem alten Preußen. Kinder und Jugendliche werden nicht ausreichend auf die Anforderungen einer Arbeitswelt vorbereitet, die im Bereich der hochqualifizierten Dienstleistungsberufe hohen Bedarf hat.

Das Problem reicht aber noch tiefer. In der Schule lernen jüngere Generationen außerdem zu wenig über die Funktionsweise von Medien und Wissenschaft. Mediale Berichterstattung ist eine unverzichtbare Säule unserer Demokratie, doch viele Menschen in Deutschland haben auch in diese Institution das Vertrauen verloren.

Das hängt zwar nicht nur mit der Schulbildung zusammen, denn auch Medien sind der marktwirtschaftlichen Logik unterworfen, müssen profitabel sein. Es geht um Quoten, Klicks und Interaktionen in den sozialen Netzwerken. Einige Medien versuchen Politik zu machen, anstatt darüber zu berichten.

Aber es fehlt den Menschen auch an medialer Aufklärung, um die verschiedenen Angebote und Formate richtig einordnen zu können. Die Folge ist ein Vertrauensverlust, der zur Spaltung der Gesellschaft beiträgt – besonders in dieser Pandemie.

Mit ähnlichen Problemen kämpft die Wissenschaft, denn die Grenze zwischen Empirie und Meinung verschwimmt in der Wahrnehmung der Bevölkerung immer mehr. Wissenschaftler sind unter enormem Druck, ohne gesicherte Erkenntnisse Einschätzungen abgeben zu müssen und die Politik rückt sie besonders in den gegenwärtigen Krisen ins Rampenlicht.

Aber die Wissenschaftler argumentieren immer aus der Perspektive ihrer jeweiligen Disziplin heraus, die Politik muss dagegen die gesamte Gesellschaft im Blick behalten. Wissenschaftler sind Experten, Politiker sind Entscheidungsträger. Diese Rollenverteilung ist durcheinandergeraten.

5. Soziale Ungleichheit und Cancel Culture

Es gibt viele Risse, die sich in der Gesellschaft auftun und die durch Strukturprobleme vertieft werden. So ist Deutschland noch immer ein Land, in dem Chancen ungerecht verteilt sind. Es gibt eine immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich, Kapital ist ungerecht verteilt. Ein Problem, das den sozialen Frieden im Land in Gefahr bringen wird.

Aber noch richten die Menschen ihre Wut nicht gegen Unternehmer oder Vermögende, sondern sie wenden sich gegen Politiker, Medien und oft genug auch gegeneinander. Es geht vor allem in den sozialen Netzwerken nicht mehr um Dialog und Meinungsaustausch, sondern es ist eine Kommunikation, die darauf ausgelegt ist, Menschen und Meinungen auszuschließen. Unsachlich, zugespitzt, viel Meinung, wenig Hintergrund. Jeder hat eine Haltung zu jedem Thema, es geht hauptsächlich um öffentliche Präsenz.

In Deutschland und in vielen anderen westlichen Demokratien hat sich eine Cancel Culture etabliert, die die Gesellschaft auseinanderdriften lässt. Wir schwingen oft große Keulen gegen Mitmenschen, meistens für etwas Applaus von dem Teil der Bevölkerung, mit dem wir auf einer Eisscholle sitzen – also die gleiche Meinung vertreten. Auch das hat Folgen: Durch die stetige verbale Aufrüstung entwickelt sich unsere Gesellschaft langsamer weiter. Grundlage dafür sind Kompromisse und die fallen schwer, besonders bei verhärteten Fronten.

Die Entfremdung kann gestoppt werden

Die genannten Beispiele sind nur einige elementare Faktoren, die exemplarisch für die gesellschaftlichen Trennlinien in Deutschland stehen und den Status Quo erklären sollen. Dafür gibt es keine einfachen Lösungsansätze, eine integrative Gesellschaft lässt sich nur in Teilen politisch konstruieren. Politik und andere Institutionen haben das Problem erkannt, versuchen beispielsweise Vertrauen durch mehr Transparenz zurückzugewinnen.

Das ist aber noch zu wenig. Das Problembewusstsein muss weiter geschärft und die Bevölkerung sensibilisiert werden. Denn die Pandemie hat uns deutlich vor Augen geführt: Die gesellschaftliche Entfremdung schreitet voran, es gibt mehr Risse und folglich auch mehr Eisschollen.

Was können wir tun? Ein paar Denkanstöße:

  • Parteien könnten ihre Entscheidungsprozesse transparenter machen. Sie müssen Interessenskonflikte vermeiden, damit Vertrauen zurückgewinnen und durch eine Begrenzung der Amtszeiten für einen kontinuierlichen politischen Wandel sorgen.
  • Mit Volksentscheiden könnte man mehr Menschen in die politischen Prozesse integrieren. Das sorgt für mehr Akzeptanz und für mehr Identifikation mit dem demokratischen System.
  • Eine Reformierung des Bildungssektors ist unumgänglich. Moderne Gesellschaften brauchen ein Schulsystem, das sich von der gegenwärtigen Fächerarchitektur trennt und sich mehr auf praxisnahe Themen und Projekte fokussiert. Schüler hätten dann nicht mehr Biologie, sondern würden beispielsweise über den Klimawandel lernen, mit allen fächerübergreifenden Komponenten.
  • Es könnte mehr jüngere Abgeordnete in den deutschen Parlamenten geben. Dabei sollte es auch eine größere Vielfalt bei den Berufsgruppen geben.
  • Auch Medien könnten ihre Arbeit transparenter machen und Vertrauen zurückgewinnen, indem sie klar zwischen Meinung und Fakten trennen.
  • Institutionalisierte wissenschaftliche Expertenräte könnten die Politik beraten und damit die Entscheidungen für die Bevölkerung nachvollziehbarer machen.
  • Ohne eine stärkere Umverteilung von Kapital kann die soziale Ungleichheit nicht bekämpft werden. Dafür könnte Vermögen mehr besteuert werden.

Letztlich ist aber jedes Mitglied der Gesellschaft gefragt, sich für ein Miteinander und eine faire Debattenkultur einzusetzen. Respekt und Toleranz sind Errungenschaften, die wir vorleben müssen, aber gleichzeitig auch zu jeder Zeit einfordern können. Es ist unsere Zivilgesellschaft, die das Bindeglied unserer Gemeinschaft sein kann und uns Identität geben kann.

Diese Chance zeigt sich auch in der Pandemie. Corona war nicht nur der Katalysator für Streit und Konflikte, sondern in dieser Krise waren auch zwei Indikatoren für gesellschaftlichen Zusammenhalt klar erkennbar: Menschlichkeit und Empathie.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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