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China: Es droht eine doppelte Corona-Katastrophe


Xis Corona-Kehrtwende
Dieser Starrsinn stürzt China in die Katastrophe

  • Annika Leister
MeinungVon Annika Leister

Aktualisiert am 23.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Straße in Hongkong: In China sind die vormals strengen Corona-Regeln aufgehoben worden. (Quelle: IMAGO/Foto: Frank Sorge)

Der chinesische Präsident Xi Jinping hat eine brutale Kehrtwende in der Corona-Politik hingelegt. Nicht mal den Hauch eines Fehlers gesteht er dabei ein. Das wird sich bitter rächen.

Auf die totale Kontrolle folgt die totale Freiheit: Chinas Regierungschef Xi Jinping hat in seiner Corona-Politik gerade eine 180-Grad-Wende bei voller Fahrt hingelegt. Plötzlich ist Schluss mit der härtesten Null-Covid-Strategie der Welt, bei der bis zuletzt ganze Metropolen in Lockdowns geschickt, Zäune errichtet und Millionen Bürger in Wohnungen und Covid-Containern eingesperrt wurden.

Stattdessen sind die meisten Maßnahmen nun Geschichte, selbst die staatlichen Testzentren schließen. 1,4 Milliarden Chinesen sind eingeladen, sich ungehemmt zu durchseuchen.

Die Voraussetzungen für dieses Vorgehen sind in China allerdings besonders schlecht. Denn die Bevölkerung ist nicht ausreichend immunisiert. Die chinesischen Impfstoffe wirken weniger gut als die von Biontech oder Moderna. Und richtig schützen tun sie erst im Falle eines Boosters. Doch die Quote der dreifach Geimpften ist in China vergleichsweise niedrig – insbesondere bei den besonders vulnerablen Älteren.

Hinzu kommen weitere Faktoren: Wegen der bislang sehr strikten Maßnahmen haben bisher nur wenige Chinesen eine Infektion durchgemacht. Und die Zahl der Intensivbetten ist niedrig, das Gesundheitssystem nicht vorbereitet auf die Mega-Welle, die sich schon jetzt abzeichnet.

Absehbar ist, dass sich Hunderte Millionen Chinesen infizieren werden. Es drohen Millionen Tote. Xis brutale Kehrtwende hat das Potenzial, in einem menschlichen Desaster zu enden.

Millionen Bürger lassen sich nicht zwingen

Helfen könnten Transparenz, Kommunikation, eine große Erkläroffensive der Regierung. Dass Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg ist, ist schließlich eine der zentralen Lehren, die Demokratien in der Corona-Zeit gemacht haben. Wer Millionen Bürger zu Impfungen, radikalen Verhaltensänderungen und eigenverantwortlicher Rücksichtnahme bewegen will, der kann sie nicht zu irgendetwas zwingen, der muss sie mitnehmen, sich erklären, auch mal Fehler eingestehen.

Natürlich fällt all das auch Politikern im Westen nicht leicht. Das zeigt auch der vielgelobte Satz des ehemaligen Gesundheitsministers Jens Spahn: "Wir werden einander viel verzeihen müssen." Das war eben kein klares: "Ich habe Fehler gemacht und werde das auch weiter tun", sondern eine Flucht vor der eigenen Zuständigkeit in den abstrakten Plural, ein: "Irgendwie lagen wir ja alle ziemlich falsch – und werden es weiter tun."

Doch der CDU-Politiker hat immerhin früh eingeräumt, dass auch er daneben gelegen hat, dass die Politik die Gesundheitskrise nicht perfekt regelt – im Gegenteil. Und er hat diesen Satz oft wiederholt, er wurde sogar zum Titel seines Buchs über die Zeit als oberster Manager der Corona-Krise.

Xi hat immer recht – koste es, was es wolle

Von Xi Jinping dagegen ist selbst ein Hauch von Selbstkritik nicht zu erwarten. Statt Einsicht plärrt in China vor allem die Propaganda. Nicht einmal über das Ende der Null-Covid-Strategie darf offiziell berichtet werden. Zu sehr hat Xi den harten Covid-Kurs als einzig richtigen Weg ausgerufen, die chinesische Regierung als einzig wirklich Erleuchtete auf der Welt dargestellt.

Dass Xi sich nun also selbst korrigiert, das wird so nicht gesagt. Denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Stattdessen greift nun die Zensur. Dem großen Anführer an der Spitze unterlaufen schließlich keine Fehler. Xi hat immer recht – koste es, was es wolle.

Dieser Starrsinn dürfte sich gleich zweifach rächen: einmal gesundheitspolitisch, mit vielen Kranken, Toten und einem hoffnungslos überlasteten Gesundheitssystem. Und zum Zweiten mit einem massiven Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Politik.

Proteste, wie Xi Jinping sie zuletzt wegen der harten Maßnahmen erlebte, könnten dann nur ein erster Ausdruck dieses Vertrauensverlusts sein.

Verwendete Quellen
  • Berichte und Pressemitteilungen
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