Pistorius' rechte Hand bei der Bundeswehr: YouTuber Christian Freuding

Auf YouTube hat Christian Freuding bislang Russlands Krieg gegen die Ukraine erklärt. Jetzt sind seine Dienste an der Spitze des Verteidigungsministeriums gefragt.

Nach zwei katastrophalen Weltkriegen schien es in Deutschland lange Zeit undenkbar zu sein, dass einzelne Militärführer in der Öffentlichkeit besondere Aufmerksamkeit oder gar Anerkennung erhalten würden. Auch in dieser Hinsicht ist der Werdegang von Brigadegeneral Christian Freuding bemerkenswert.

Als Erklärer des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat Freuding im YouTube-Kanal der Bundeswehr nicht nur Hunderttausende Zuschauer erreicht, sondern auch viele Fans gewonnen, wie sich den Kommentarspalten unter seinen Videos entnehmen lässt.

Pistorius nahm ihn gleich mit nach Ramstein

Was viele dagegen wohl nicht wissen: Der 52-jährige Panzerspezialist kann die Lage im Kriegsgebiet nicht nur vor dem Hintergrund seiner drei Jahrzehnte währenden Armeekarriere einschätzen – er ist seit Ende April 2022 auch direkt verantwortlich für die praktische Organisation der deutschen Militärhilfe an Kiew.

Als Leiter des Lagezentrums Ukraine im Verteidigungsministerium hat sich Freuding offenbar einen Namen gemacht, und das nicht nur im eigenen Haus. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nahm Freuding gleich nach seinem Amtsantritt am 19. Januar mit nach Ramstein zum Treffen der internationalen Ukraine-Kontaktgruppe, die regelmäßig auf der US-Basis in Rheinland-Pfalz zusammenkommt. Auch auf der internationalen Bühne scheint der promovierte Politologe mit seiner freundlichen und unaufgeregten Art gut angekommen zu sein.

Die steile Karriere des Christian Freuding

Geschadet hat ihm der Ausflug nach Ramstein jedenfalls nicht. Vorige Woche hat ihm sein Chef die Leitung eines neuen Planungsstabes im Verteidigungsministerium übertragen. Aufgabe des Gremiums ist die Erarbeitung zentraler militärstrategischer Ziele der Bundesrepublik – kein Job für Anfänger. Zwischen 1968 und 2012 gab es den Planungsstab bereits, CDU-Verteidigungsminister Thomas de Maizière schaffte ihn dann ab. Das Lagezentrum Ukraine soll Freuding dabei in Personalunion weiterführen. Auch das ist wohl ein Zeichen von Pistorius' Vertrauen in Freuding.

Dabei hat Freuding einen wichtigen Schritt in seiner Karriere der politischen Konkurrenz zu verdanken. Die damalige CDU-Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen machte ihn 2014 zu ihrem persönlichen Adjutanten. Der Sozialdemokrat Pistorius scheint sich daran nicht zu stören, Freuding wird künftig auch zu seinen engsten Beratern gehören. Die nötige Erfahrung dafür hat er.

Der aus Weiden in der Oberpfalz (Bayern) stammende Freuding trat 1990 in die Bundeswehr ein und ließ sich an der Panzertruppenschule in Munster zunächst als Offizier ausbilden, bevor er an der Universität der Bundeswehr in Hamburg Politik studierte. Es folgten eine Ausbildung als Stabsoffizier, eine Zeit als Referent für Europäische Verteidigungspolitik und ab 2019 die Leitung der Panzerlehrbrigade 9 in Niedersachsen. Freuding kennt die Bundeswehr also von beiden Seiten ganz gut – als Soldat und als Ministerialbeamter.