Gewalt von Kindern: Das passiert, wenn sie noch nicht straffällig sind

Immer wieder kommt es zu schweren Gewalttaten von Kindern. Doch welche Konsequenzen drohen den unter 14-Jährigen?

Ein 13-Jähriger soll in Dortmund einen Obdachlosen erstochen haben. Der Fall schockiert und wirft Fragen auf: Welche Konsequenzen drohen straffälligen Kindern unter 14 Jahren?

Was bedeutet Strafunmündigkeit?

In Deutschland ist ein Kind bis zum 14. Lebensjahr strafunmündig. Das bedeutet, dass es für Straftaten nicht belangt werden kann. Im Fall von Dortmund ist der Tatverdächtige 13 Jahre alt – also strafunmündig. Im vergangenen Jahr erschütterte der Fall der getöteten Luise aus Freudenberg das Land. Zwei 12 und 13 Jahre alte Mädchen erstachen damals die zwölfjährige Luise. Lesen Sie hier, was aus den minderjährigen Täterinnen geworden ist.

Voraussetzung für eine Bestrafung ist die Einsichtsfähigkeit des Angeklagten. Strafrechtliche Verantwortlichkeit setzt voraus, dass der Täter die nötige Einsicht in das Unrecht seiner Tat und die Fähigkeit besitzt, nach dieser Einsicht zu handeln. Bei Kindern unter 14 Jahren wird diese Einsichtsfähigkeit pauschal verneint.

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die bei straffälligen Kindern unter 14 Jahren umgesetzt werden können.

Welche Maßnahmen können ergriffen werden?

Erzieherische Maßnahmen zielen darauf ab, das Kind zu resozialisieren und ihm zu helfen, seine Probleme zu bewältigen. Dazu können Auflagen wie Nachhilfeunterricht, Sozialstunden oder die Teilnahme an Anti-Aggressionstrainings gehören.

Eine weitere Möglichkeit ist der Jugendarrest, dieser ist jedoch nur bei Jugendlichen ab 14 Jahren möglich. Jugendarrest ist eine Freiheitsstrafe von bis zu vier Wochen, die in einem Jugendgefängnis vollzogen wird. Zuchtmittel wie körperliche Strafen sind in Deutschland seit 1989 verboten.

Grundsätzlich richten sich die Konsequenzen für straffällige Kinder unter 14 Jahren nach der Schwere der Straftat und den individuellen Lebensumständen des Kindes. In den meisten Fällen kommen erzieherische Maßnahmen zum Einsatz. In schwerwiegenden Fällen kann aber auch die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik oder einer Erziehungsanstalt angeordnet werden.

Die Entscheidung über die richtige Maßnahme trifft das Jugendgericht im Einzelfall nach sorgfältiger Prüfung aller Umstände. Es gibt verschiedene Hilfsangebote für straffällige Kinder und Jugendliche und ihre Familien.

Welche Rolle spielt das Jugendamt?

Das Jugendamt hat bei Straftaten von Kindern eine wichtige Aufgabe. Es soll die Kinder und Jugendlichen unterstützen und ihnen helfen, ihre Probleme zu bewältigen. Das Jugendamt kann auch Auflagen erteilen oder die Unterbringung in einer Einrichtung für Erziehungshilfe anordnen.

Sind die Eltern haftbar?

Die Eltern von straffälligen Kindern können in bestimmten Fällen haftbar gemacht werden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn sie ihre Aufsichtspflicht verletzt haben.

Wie häufig sind Gewalttaten von strafunmündigen Kindern?

Die Anzahl der Gewalttaten, die von Kindern unter 14 Jahren verübt werden, ist in Deutschland relativ gering. Im Jahr 2021 wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) 3.444 Fälle von Körperverletzung durch Kinder unter 14 Jahren registriert. Das entspricht einem Anteil von 0,8 % aller Körperverletzungsdelikte. Die Anzahl der Tötungsdelikte durch Kinder unter 14 Jahren lag im Jahr 2021 bei 10. Zuletzt zeigte eine Umfrage, dass es gerade unter Schülern einen Anstieg der Gewalt gibt.

Wie wird die Strafmündigkeit in anderen Ländern geregelt?

Die Strafmündigkeit variiert in den Ländern der Erde stark. In den meisten europäischen Ländern liegt sie zwischen 14 und 18 Jahren.

In Estland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Österreich, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien und Ungarn liegt die Strafmündigkeit bei 14 Jahren. Ab 15 Jahren ist man in Dänemark, Finnland, Griechenland, Island, Norwegen, Polen und Portugal strafmündig. Mit zwölf Jahren wird man in Irland und den Niederlanden strafmündig. In Frankreich und der Schweiz bereits ab dem zehnten Lebensjahr.