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Anwohner nicht überrascht nach Ende der "Löwen-Jagd": "Wusste ich's doch"


"Löwin" doch nur ein Wildschwein
Anwohner nicht überrascht: "Ha, wusste ich es doch"

Von Jannik Läkamp

Aktualisiert am 22.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Suche nach eine ausgebrochenen Löwin in Brandenburg und BerlinVergrößern des Bildes
Suche nach einer Löwin in Brandenburg und Berlin: Das Video zeigt wohl doch nur ein Wildschwein. (Quelle: Screenshot Twitter / lqzze1; dpa (Collage t-online)/dpa)

Großalarm im Süden Berlins: Polizei und Jäger suchen eine vermeintliche Löwin. Doch die gab es wohl nie. So reagieren die Anwohner.

Plötzlich wird die Menge der Journalisten unruhig. Seit Donnerstag hetzen sie, genauso wie Polizei und Jäger, einer Löwinnensichtung im Süden Berlins hinterher. Warten bis spät nachts wachsam am Wald, die Kameras griffbereit. Hasten von vermeintlicher Sichtung zu vermeintlicher Sichtung. Begleiten die Polizei in den Wald, fotografieren Spezialeinsatzkräfte, die mit Maschinenpistolen und Abdrängschilden ausgestattet sind. Und nun, am Donnerstagmittag, warten sie auf einer Pressekonferenz auf die neuesten Erkenntnisse im Fall der Phantom-Löwin.

Und dann steht da der Bürgermeister von Kleinmachnow, Michael Grube (SPD), und verkündet: Die Löwin war gar keine, sondern ein Wildschwein. Experten hätten die Bilder analysiert, Löwen hätten eine ganz andere Körperhaltung als das Tier in dem Video. Die ganze Aufregung war also umsonst. Für viele ein enttäuschendes Ende der Jagd. Enttäuschung macht sich unter den Pressevertretern breit.

Doch was sagen die Menschen in Kleinmachnow dazu, dass das Tier, das die Welt mal wieder auf Berlin hat schauen lassen, ein Wildschwein war? t-online hat sich am Rathausplatz umgehört.

Als sie zum ersten Mal hörte, dass im Süden Berlins eine Löwin unterwegs sein soll, habe sie sich erst einmal erschrocken, sagt Sabine. Sie sitzt auf der Terrasse eines Cafés und raucht eine Zigarette. "Ich bin dann auch nicht über den Schleichweg mit den Hecken zur S-Bahn geradelt." Angst habe sie vor der vermeintlichen Löwin zwar nicht gehabt. "Aber eine große Unruhe. Ich dachte immer: Hoffentlich passiert niemandem etwas." Die Entwarnung sei für sie eine "große Erleichterung" gewesen. "Mein zweiter Gedanke war: Das kann doch nicht wahr sein. Eine Ente. Eine ganz schlechte Ente." Rückblickend hätte es klar sein müssen, dass die "Löwin" keine ist. "Wenn keine Spuren, keine gerissenen Tiere: Dann keine Löwin."

"Der Einsatz wird den Steuerzahler einiges gekostet haben"

Und dafür habe der Einsatz den Steuerzahler wohl einiges gekostet. Dennoch findet Sabine, dass der Einsatz das wert war. "Sicherheit geht vor. Ich finde auch nicht, dass der Einsatz übertrieben war, auch wenn es keine Löwin gab. Man muss nur überlegen: Was hätte alles passieren können, wenn sie echt gewesen wäre. Die Polizei hat genau richtig gehandelt." Sabine kann jetzt etwas unbesorgter Rad fahren. Aber so ganz traut sie der Lage noch nicht. "Was, wenn sich die Experten geirrt haben? Jetzt ziehen alle ab. Und heute Nacht kommt die Löwin doch aus ihrem Versteck?"

Das sei natürlich unwahrscheinlich, das wisse sie selber, sagt Sabine. "Aber die Löwin geht einem nicht mehr aus dem Kopf."

Beate Schenderlein sieht das etwas entspannter. "Ich fand das von Anfang an absurd." Die 67-Jährige ist gerade auf dem Weg zum Einkaufen mit einer ihrer Töchter. "Aber natürlich ist alles möglich." Ernst genommen habe sie die Aufregung um die Löwin trotzdem nicht. "Und selbst wenn es eine gewesen wäre, die hätte auch schon ein Vierteljahr durch die Gegend spazieren können, ohne dass sie jemand gesehen hat."

Für sie sei das nicht relevant. "Ich hatte ein Jahr lang Waschbären im Haus, hier leben überall Wildschweine. So eine kleine Löwin schreckt mich dann nicht." Dass es nun die Auflösung des Wildtier-Rätsels gibt, lässt Schenderlein ebenfalls kalt. "Na ja, dann war es eben keine Löwin."

"Es war eine amüsante Story"

Auch Leopold H. sieht den Trubel um die vermeintliche Löwin gelassen. "Für mich sah das Tier von Anfang an wie ein Hund aus", erklärt der 19-Jährige. Er sitzt gerade auf einer Parkbank in der Nähe des Rathauses und sieht sich eine Aufzeichnung der Pressekonferenz des Bürgermeisters auf dem Handy an. "Ich habe auch mit meinen Freunden überlegt: Können wir uns noch draußen treffen? Wir haben dann für uns entschieden: Es macht keinen Sinn, deswegen drinnen zu hocken. Was soll schon passieren? Jeden Abend fahre ich an drei Wildschweinherden vorbei."

Sorgen habe er sich deshalb auch keine gemacht. Dennoch findet Leopold, dass der Großeinsatz gerechtfertigt war. "Da wurde nix übertrieben. Es ist gut, zu suchen, wenn so ein Verdacht besteht. Ich fand auch spannend, wie alle gerätselt haben." Er sei aber auch nie davon ausgegangen, dass Leben in Gefahr gewesen sind. "Es war eine amüsante Story. Trotzdem haben alle richtig gehandelt. Beim nächsten Mal sollte aber trotzdem vorher geklärt werden, was das für ein Tier ist, bevor die ganz großen Kräfte kommen."

Dass die "Löwin" keine war, sei ihm vorher schon klar gewesen. Daher sei auch die Aussage des Bürgermeisters für Leopold nicht überraschend gewesen. "Hätte man sich doch denken können. Wo soll die Löwin auch herkommen?" Im ersten Moment sei sein Gedanke gewesen: "Ha, wusste ich es doch."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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