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Prozess gegen Taxi-Mörder in Berlin: "Töten ist eine gute Sache"


Taxi-Mörder vor Gericht
"Töten ist eine gute Sache"

Von Yannick von Eisenhart Rothe

Aktualisiert am 30.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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Spurensicherung am Tatort: In Berlin ist ein Taxifahrer getötet worden.Vergrößern des Bildes
Spurensicherung am Tatort: In Berlin ist ein Taxifahrer getötet worden. (Quelle: Morris Pudwell)

Der Mörder eines Berliner Taxifahrers steht vor Gericht. Am ersten Verhandlungstag taten sich menschliche Abgründe auf.

Hassem B. hat zwei Menschen getötet, das gibt er offen zu. Wegen einer der beiden Taten steht er seit Dienstag in Berlin vor Gericht. Am 6. April reiste der 24-Jährige mit dem Zug aus Belgien nach Berlin, ließ sich von einem Taxifahrer vom Südkreuz nach Wilmersdorf fahren und tötete diesen dort mit einem Messerstich in den Hals. Er tötete den Mann, um Geld von ihm zu stehlen. B. erbeutete zehn Euro und ging.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, aus Habgier und heimtückisch gehandelt zu haben. Seine Verteidigerin sagt am ersten Verhandlungstag, dass B. sich zunächst nicht weiter äußern wolle, aber die ihm vorgeworfene Tat einräume. Anschließend wird im Gerichtssaal eine etwa zweieinhalbstündige Aufnahme der Vernehmung bei der Polizei gezeigt, die im April nach der Festnahme des Angeklagten durchgeführt wurde.

Die Tat war geplant

Bei der Verhandlung wie auch bei der Vernehmung ist ein Übersetzer anwesend, der auf Arabisch mit B. kommuniziert. Der Mann ist in Tunesien aufgewachsen. Nach eigenen Angaben kam er mit 13 Jahren nach Europa. Warum, will er nicht beantworten. Zuletzt lebte B. in Belgien. Er verfolgt die Gerichtsverhandlung in einem Glaskasten im Gerichtssaal, aufmerksam, aber ohne merkliche Emotion.

Auf dem vorgeführten Video ist zu sehen, wie B. geduldig und in ruhigem Ton auf die detaillierten Fragen der Polizeibeamten antwortet. Er beschreibt, wie er mit dem Zug von Lüttich nach Berlin gefahren ist. Auf dem Weg sei ihm das Geld ausgegangen und er habe Hunger bekommen. Deshalb habe er sich entschlossen, jemanden zu töten, "um ihm Geld wegzunehmen".

Mord für Chips und Caprisonne

Eigentlich wollte B. mit dem Töten nicht bis Berlin warten. In der Nacht habe er umsteigen müssen. An den Namen der Stadt erinnert er sich nicht. Er habe den Bahnhof verlassen und nach einem Opfer gesucht. Ob ihm das Opfer egal gewesen sei, will eine Polizistin wissen. "Keine Frau und kein Kind", sagt B. Weil es mitten in der Nacht war, seien die Straßen aber menschenleer gewesen.

Er fuhr also weiter nach Berlin und fasste im Zug den Plan, einen Taxifahrer zu töten. Er suchte die Adresse eines Hotels in Wilmersdorf heraus, weil es auf Google Maps für ihn so aussah, als sei das eine ruhige Ecke. Am Berliner Südkreuz stieg er in das Taxi von Mustafa A., Familienvater, reines Zufallsopfer. Dieser fuhr ihn zu der gewünschten Adresse. "Wir sind angekommen, dann habe ich ihm in den Hals gestochen", sagt B. Der Taxifahrer konnte sich nach einem Gerangel noch losreißen und aus dem Auto fliehen. Er starb trotz Notoperation in einem Krankenhaus.

Sein Mörder fand zehn Euro im Auto und verließ den Tatort. Davon kaufte er sich Chips, Caprisonne und einen Kaffee. "Für zehn Euro haben Sie einen Menschen getötet. Waren Sie denn damit zufrieden?", will einer der Polizeibeamten bei der Vernehmung von B. wissen. "Es hat gereicht, um meinen Bauch zu füllen", antwortet dieser.

B. will weiter töten

Immer wieder versuchen die Polizisten zu verstehen, warum genau B. sein Opfer gezielt getötet und nicht etwa erst einmal bedroht hat, um an das Geld zu kommen. B. sagt Dinge wie, dass er zu stolz sei, um nach Geld zu fragen. In einer schweren Lebensphase habe er für sich entschieden, zu töten, um zu bekommen, was er wolle. Das habe auch mit Macht zu tun. "Töten ist eine gute Sache", sagt B.

Nach der Tat war der Angeklagte mit dem Zug über Hamburg nach Flensburg geflüchtet. Dort wurde er festgenommen, allerdings zunächst wegen einer anderen Tat. Wenige Tage vor dem Mord an Mustafa A. hatte er in Belgien eine 53-jährige Bekannte getötet. Auch das streitet er nicht ab. Nach einigen Monaten in der JVA Moabit ist B. mittlerweile in einem Krankenhaus des Maßregelvollzuges untergebracht.

Zum Ende der Vernehmung wollen die Beamten von B. wissen, ob er weiter töten wolle. Er weicht zunächst aus, dass er ja jetzt im Gefängnis sei. Und danach? "Ich glaube, ich werde es fortsetzen", sagt B. Der Prozess wird am 5. September fortgesetzt.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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