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Trockener Frühling: So können Sie die Berliner Stadtnatur unterstützen


Trockener Frühling
So können Sie die Berliner Stadtnatur unterstützen

  • Anne-Sophie Schakat
Von Anne-Sophie Schakat

05.05.2022Lesedauer: 4 Min.
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Trockener Grasstreifen vor der Siegessäule (Archivbild): Lange Trockenperioden machen der Stadtnatur zu schaffen.Vergrößern des Bildes
Trockener Grasstreifen vor der Siegessäule (Archivbild): Lange Trockenperioden machen der Stadtnatur zu schaffen. (Quelle: Sabine Gudath/imago-images-bilder)

Berlins Parks leiden unter immer länger werdenden Trocken- und Hitzephasen. Ein Experte erklärt, warum jetzt schon gewässert wird, wie wichtig Straßenbäume sind und wie jeder beim Schutz des Stadtklimas mitanpacken kann.

Zum ersten Mal seit Langem hat es in Teilen Berlins in der Nacht und am Donnerstagmorgen mal wieder geregnet. Doch auch die paar Tropfen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Trockenperioden in der Hauptstadt immer länger werden. Zum Leidwesen der städtischen Flora und Fauna.

"Die Trockenheit ist etwas, das uns in Berlin schon seit einigen Jahren begleitet", erklärt Derk Ehlert von der Berliner Umweltverwaltung im Gespräch mit t-online. Im April hätten die Regenfälle in der Hauptstadt zwar der durchschnittlichen Niederschlagsmenge für diesen Monat entsprochen, der März allerdings sei viel zu trocken gewesen, so Ehlert.

Berlin: Darum wird im Treptower Park schon gegossen

Vor einer Woche etwa berichtete die Autorin Elisabeth Rank auf Twitter von speziellen Tankautos, durch die mit riesigen Schläuchen der Treptower Park bewässert werde. "Dit wird n Desaster, kapiert nur keener", habe einer der Gärtner zu ihr gesagt.

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Grundsätzlich sei es nicht ungewöhnlich, dass es in Berliner Parks zu Wässerungen komme, erklärt Ehlert. Vor allem bei jungen Pflanzen und Bäumen sei dies nötig, da ihre Wurzeln in der Regel noch nicht tief genug kommen, um selbst an Wasser zu gelangen. Durch die Gießaktionen würden die Jungpflanzen bei der Wurzelbildung unterstützt.

Das war offenbar auch der Grund für die Gießaktion im Treptower Park. Zwischen dem Sowjetischen Ehrenmal und der Straße am Treptower Park seien rund 10.000 neue Efeus und etwa 8.000 weitere Gehölze gepflanzt worden, wie das Bezirksamt auf Nachfrage des RBB mitteilte. Auch sonst würden Teile des Treptower Parks regelmäßig bewässert, dann aber meist über Sprinkleranlagen. Schäden durch Trockenheit seien in diesem Jahr im Treptower Park noch nicht aufgetreten, berichtet der RBB weiter.

Experte: "Jedes Grad mehr führt auch zu mehr Verdunstung"

Im Vergleich zu anderen Städten sei Berlin in der privilegierten Situation, dass Wasser in der Hauptstadt durch Havel und Spree gut verfügbar sei, erklärt Derk Ehlert. Durch sandige Böden komme man in Berlin vergleichsweise schnell und leicht an größere Mengen Grundwasser. Über 70 Prozent des Berliner Trinkwassers werde Ehlerts Angaben nach aus Uferfiltraten der Spree und Havel gezogen.

Besonders an Berlin sei zudem, dass das Wasser, das Berlinerinnen und Berliner zum Beispiel durch die Toilette spülen, anschließend von den Wasserbetrieben gereinigt und dann in die Flüsse zurückgegeben wird. Aktuell gibt es nach Ehlerts Einschätzung noch kein Wasserproblem in der Hauptstadt.

Dennoch machen immer länger werdende Trockenphasen den städtischen Parks und Grünanlagen zu schaffen. Und es gibt noch ein weiteres Problem: die Hitze. "Jedes Grad mehr, führt auch zu mehr Verdunstung", erklärt Ehlert. Das verdunstete Wasser landet dann meist aber nicht wieder im Berliner Wasserkreislauf, sondern kommt zum Beispiel anderswo als Regen herunter.

Darum sind grüne Rasenflächen kein Zukunftsmodell

Deswegen sei es besonders wichtig, versiegelte Flächen, auf denen das Wasser nicht versickern kann, wieder aufzumachen oder offenzuhalten, appelliert Ehlert. Obwohl es in Berlin noch keinen Wassermangel gebe, ruft er alle Berlinerinnen und Berliner auf, sparsam mit dem wertvollen Gut umzugehen.

"Müssen wir wirklich jeden Sommer den Swimmingpool befüllen, um uns darin abzukühlen?", fragt der Experte. "Hier wird eine Menge Wasser genutzt, das anschließend nicht mehr zur Verfügung steht, denn Chlorwasser müsste zunächst wieder aufwendig gereinigt werden."

Und auch von saftig grünen Rasenflächen könnten sich Berlinerinnen und Berliner langfristig verabschieden müssen. Sollte das Wasser doch mal knapp werden, müssten Prioritäten gesetzt werden, erläutert Derk Ehlert. Das Wasser, mit dem Rasenflächen gegossen werden, versickere in der Regel nicht in tiefere Bodenschichten, sondern verdunste und gehe dem Wasserkreislauf somit verloren.

Viel wichtiger sei daher die Bewässerung der über 430.000 Berliner Straßenbäume sowie der unzähligen Bäume in Parkanlagen und privaten Gärten. "Ohne diese Bäume hätten wir größere Temperaturprobleme im Sommer", meint Ehlert. Denn sie spenden Schatten, erhöhen die Luftfeuchtigkeit und verbessern das Stadtklima. "Eine Stadt ohne Straßenbäume ist nicht denkbar", warnt Derk Ehlert.

So können Berliner helfen

Doch was können Berlins Bürger tun, um die Stadtnatur zu unterstützen? "Eine ganze Menge", sagt Ehlert. "Jeder Gartenbesitzer sollte sich die Frage stellen, ob der Rasen wirklich ständig gesprengt werden muss", mahnt er.

Zudem könne das Regenwasser effektiver genutzt werden, zum Beispiel, indem es in Regentonnen aufgefangen und dann durch das Gießen etwa von Bäumen wieder in die Böden zurückgelangt. "So lässt sich auch eine Menge Geld sparen."

Laub aus dem Garten entfernen: "Das ist Unsinn!"

Laub sollte im besten Fall nicht weggekehrt, sondern liegen gelassen werden. "So gelangen wichtige Nährstoffe in den Boden und es trägt enorm dazu bei, die Böden feucht zu halten", erklärt Ehlert. "Immer wieder sehe ich, wie in Gärten zwischen den Sträuchern das Laub beseitigt wird. Das ist Unsinn!"

Zudem sollten sich Grundstücksbesitzer fragen, ob etwa die Einfahrt wirklich komplett versiegelt werden muss oder nicht vielmehr Böden genutzt werden könnten, in denen das Regenwasser eine Chance zum Versickern hat. Auch Dachbegrünungen seien ungemein hilfreich für das Stadtklima.

Durch vergleichsweise kleine Handgriffe kann also jeder Bürger in Berlin dabei helfen, die Flora und Fauna in der Hauptstadt vor den Auswirkungen des sich ändernden Klimas zu schützen. Das freut langfristig nicht nur Tiere und Pflanzen – sondern kann auch Berlinern dabei helfen, die immer wärmer werdenden Sommer in der Hauptstadt in Zukunft noch genießen zu können.

Verwendete Quellen
  • Telefon-Interview mit Derk Ehlert von der Berliner Umweltverwaltung
  • RBB: "Eigentlich ist es Wahnsinn, Trinkwasser zum Gießen zu nutzen"
  • Eigene Recherche
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