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Nmecha-Transfer: "Fatales Zeichen"? BVB-Fanclub Rainbow Borussen will Dialog


Rainbow-Borussen im Interview
"Nmecha-Transfer ist ein fatales Zeichen"


Aktualisiert am 07.07.2023Lesedauer: 4 Min.
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Felix Nmecha im Trikot des VfL Wolfsburg: Kommende Saison tritt der Nationalspieler für den BVB an. (Quelle: IMAGO/Darius Simka)

Der BVB-Fanclub Rainbow Borussen fürchtet nach dem Transfer von Felix Nmecha eine größere Spaltung der Fanszene. Für den Verein finden die queeren BVB-Fans klare Worte.

Der Transfer von Felix Nmecha zu Borussia Dortmund bleibt umstritten. Dass der 22-Jährige in der Vergangenheit bei Instagram homophobe und transfeindliche Inhalte geteilt hat, sorgt weiter für viel Kritik bei Fans, für die diese Haltung im krassen Widerspruch zum Grundwertekodex des Vereins steht. Dazu zählen auch die Rainbow Borussen, die in Nmecha einen Spieler sehen, "der seinen christlichen Glauben so fundamental auslegt, dass er Personen ablehnt, die transsexuell sind oder nicht der heterosexuellen Norm entsprechen".

Im Gespräch mit t-online erneuern Christian und Christopher (vollständige Namen der Redaktion bekannt) vom Fanclub Rainbow Borussen ihre Kritik an der Verpflichtung und erklären, warum aktuelle Statements des BVB und von Felix Nmecha ihre Sorgen eher noch vergrößert haben, was sie für die Zukunft befürchten und wie es jetzt weitergehen kann.

t-online: Der Transfer von Felix Nmecha hat hohe Wellen geschlagen – im Vorfeld und auch jetzt nach dem Vollzug. Die Rainbow Borussen hatten vor der Verpflichtung gewarnt. Wie stehen Sie jetzt dazu?

Der Transfer hat augenscheinlich bei vielen BVB-Fans für großes Unverständnis gesorgt – so auch bei uns. Das damit verbundene Signal gegen die Werte des Vereins und seiner Fangemeinde hat uns bestürzt und in Teilen entsetzt. Unseren Standpunkt haben wir aus unserer Sicht entsprechend platziert – innerhalb der Szene und auch gegenüber dem Verein: Wir setzen uns für Toleranz und Antidiskriminierung ein.

Den Transfer halten Sie nach wie vor für falsch?

Wir halten die Verpflichtung für sehr unglücklich. Sie und insbesondere die kommunizierten Ansichten des Spielers sind unserer Meinung nach mit dem verabschiedeten Grundwertekodex des BVB einfach nicht vereinbar. In diesem Fall wurden rein sportliche Interessen vom Verein offenbar höher bewertet als die gesellschaftliche und integrative Bedeutung, die Fußball in Deutschland nun mal hat. Es war ein fatales Zeichen.

Konnten Verein und Spieler einen Teil der Bedenken mit den Statements, die im Rahmen des Transfers gemacht wurden, ausräumen?

Ehrlich gesagt sind unsere Bedenken durch die vergangenen Aussagen und Stellungnahmen eher noch größer geworden – insbesondere was die Äußerungen seitens Offizieller des Vereins betrifft. Etwa die Aussage, dass sich "normale" Fußballfans über solche Themen keine Gedanken machen würden. Der Spieler selbst hat sich zwar zu den Vorwürfen geäußert, den Kern der Kritik aber nicht explizit benannt und ausgeräumt: Seine Aussagen waren schlicht und ergreifend feindlich und missachtend gegenüber Trans- und Homosexualität. Stattdessen hat er im offiziellen Video des Vereins kritisiert, seine Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen. Wie man dies missinterpretieren kann, ist uns schlicht schleierhaft.

Es war Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer des BVB, der davon gesprochen hat, dass normalen Fußballfans diese Themen eher fremd seien. Hat er damit noch mehr Öl ins Feuer gegossen?

Dieser Satz hat bei uns ein gewisses Unverständnis ausgelöst und ehrlich gesagt auf subtile Art Toleranz und Antidiskriminierung in den Hintergrund gerückt. Der verabschiedete Grundwertekodex war und ist für uns ein wertvoller Schritt gewesen. Durch diese Thematik hat das Ganze an Glaubwürdigkeit verloren.

Nmecha selbst bittet die Fans um die Chance, ihn kennenzulernen.

Wer für Toleranz und Offenheit einsteht, sollte sie auch anderen nicht verwehren. Die Chance dazu bekommt er natürlich. Alles andere wäre unfair. Auch wenn wir hier nach wie vor skeptisch bleiben. Wir haben die Sorge, dass sich der BVB mit dem Transfer vor allem gesellschaftlich keinen Gefallen getan hat.

Gibt es vonseiten der Rainbow Borussen den Wunsch, mit dem Verein oder sogar dem Spieler mal in einen direkten Austausch zu treten?

Das würden wir uns natürlich wünschen. Der Transfer ist ja erst am Anfang dieser Woche vollzogen worden. Wir denken, es wird in nächster Zeit noch Kontakt geben. Es ist aktuell eine Ausnahmesituation für den Verein, aber auch für uns als Fanclub. Das Wichtigste wird jetzt sein, in den Dialog zu treten. Dafür sind wir offen.

Befürchten Sie, dass das Thema Nmecha die Fanszene spalten könnte?

Nach unserer Beobachtung ist das teilweise schon passiert. Das vordergründige Problem liegt darin, dass der Verein mit Blick auf die Antidiskriminierungsarbeit seine Authentizität verloren hat. Und die Gefahr besteht, dass es zu einer noch größeren Spaltung kommen kann. Die Erklärungsversuche von offizieller Seite haben dazu ein Stück beigetragen. Aus unserer Sicht gibt es keine Toleranz für Intoleranz – auch keine sportlichen Gründe. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass im Zuge dieser ganzen Diskussion auch viele Anhänger und Fanclubs auf uns als Rainbow Borussen zugekommen sind und dadurch ein Schulterschluss entstanden ist. Es ist ein positives Zeichen, dass unsere Arbeit von einer breiten BVB-Fangemeinde mitgetragen wird. Und für uns als Fanclub ist das ebenso eine Bestätigung.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Mitgliedern der Rainbow Borussen
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