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"Tag X" in Leipzig: Lage bleibt weitgehend ruhig


Nach kurzer Eskalation
Fällt der "Tag X" aus? Lage in Leipzig weitgehend ruhig

  • Jonas Mueller-Töwe
Von Jonas Mueller-Töwe, Tobias Eßer

Aktualisiert am 03.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Steine und Flaschen auf Polizisten (Quelle: t-online)

In Leipzig wurden am Samstag schlimmste Krawalle von Autonomen befürchtet. Tatsächlich blieb es verhältnismäßig ruhig.

Es kam, wie es kommen musste, aber bislang längst nicht so schlimm wie erwartet. Bei einer Solidaritätskundgebung für die verurteilte Nazi-Jägerin Lina E. und drei weitere Autonome in Leipzig entwickelten sich am frühen Abend Auseinandersetzungen zwischen gewaltbereiten Linken und Polizei. Aus der Menge von rund 1.500 Menschen flogen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper in Richtung der Einsatzkräfte. Auch ein Brandsatz soll geworfen worden sein. Die Polizei brachte Wasserwerfer in Stellung und kesselte mehrere hundert Demonstranten ein, die sie als "harten Kern" identifizierte.

Demoverbot und Polizeipräsenz

Nach und nach sollen sie zur Stunde festgenommen werden. Ihnen wird schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen. Mehrere Polizeibeamte seien verletzt worden, sagte ein Sprecher. Über verletzte Demo-Teilnehmer ist bislang nichts bekannt.

In linken Kreisen war bundesweit für die Demonstration am Samstag mobilisiert worden. Es war mit 1 Millionen Euro Schaden pro Haftjahr im Prozess gedroht worden. Angesichts dessen hatte der Tag mit weiträumigen Polizeikontrollen an Zufahrtsstraßen und in der Stadt selbst begonnen. Die Stadt war zur Gefahrenzone erklärt worden, in der das anlasslos möglich war.

Vor allem in Stadtteil Connewitz und angrenzenden Straßenzügen zeigte sich eine starke Polizeipräsenz mit Hundertschaften aus ganz Deutschland, Wasserwerfern und Räumpanzern. Den ganzen Tag überwachten Polizeihubschrauber die Lage aus der Luft.

Autonome sammelten sich bei Kundgebung

Denn zwar hatte die Stadt Leipzig die Demo der Autonomen verboten, wogegen auch ein Eilantrag am Bundesverfassungsgericht erfolglos blieb - mehrere andere Veranstaltungen durften aber stattfinden und wurden so zum Anlaufpunkt auch der Militanten.

Am Alexis-Schumann-Platz hatte ein grüner Stadtrat eine Demonstration für das Recht auf Versammlungsfreiheit angemeldet. Innerhalb der Menge formierte sich ein Block von Personen, die sich unter anderem mit FFP2-Masken, Sonnenbrillen, Kappen und Regenschirmen maskierten, wie t-online-Reporter berichteten. Deswegen verhinderte die Polizei mit starker Präsenz, dass die Demo überhaupt loslief.

Als der Anmelder aufgrund der Entwicklung um kurz nach 18 Uhr die Kundgebung für beendet erklärte, wie es die Polizei schilderte, wurde Pyrotechnik gezündet, es folgten Steinwürfe auf die Polizeibeamten. Das deckt sich mit Beobachtungen der Reporter vor Ort.

Rund 400 Menschen eingekesselt

Anschließend schloss sich eine unübersichtliche Kräfteverschiebung an, bei denen einige Teilnehmer offenbar versuchten, Polizeiketten zu durchbrechen. Am Ende waren nach Schätzungen der Polizei rund 400 Vermummte eingekesselt. Nach der kurzen Eskalation beruhigte sich die Lage zunehmend. Die Menschen im Polizeikessel sollten anschließend nach und nach kriminalpolizeilich behandelt werden.

Aus dem weiteren Stadtgebiet wurden am Abend bis 21 Uhr keine weiteren größeren Menschenansammlungen bekannt, die mit dem von den Autonomen als "Tag X" betitelten Geschehen in Zusammenhang zu stehen schienen. Das Stadtfest und das Konzert von Herbert Grönemeyer in der Red Bull Arena liefen vorerst störungsfrei. Lediglich im Norden Stadt nahm die Polizei Anzeigen wegen Sachbeschädigung mit Bezug zur linken Mobilisierung auf. Dort hatten Unbekannte mehrere Graffiti angebracht. Schadenssumme laut Polizei: niedriger fünfstelliger Bereich.

Ausschreitungen in der Nacht zuvor

Nach den Krawallen gab es Kritik der Linken am Vorgehen der Polizei. Ihr Parlamentsgeschäftsführer im sächsischen Landtag, Marco Böhme, warf der Polizei bei Twitter vor, sie habe die Lage durch das "faktische Verbot" eskalieren lassen. Die Linken-Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz kritisierte die Entscheidung, die Demonstranten nicht laufen zu lassen. "Deeskalation sieht anders", so die Politikerin bei Twitter. Das linksgerichtete Bündnis "Dresden Nazifrei" bezeichnete das Auftreten der Polizei als "martialisch".

Bereits am Freitagabend hatte es in Connewitz Randale gegeben. Vermummte hatten Polizisten angegriffen. Nach dem zunächst friedlichen Verlauf einer Versammlung am Wiedebachplatz im Stadtteil Connewitz wurden aus einer Menge von bis zu 700 Vermummten heraus Steine geworfen und Pyrotechnik gezündet. Sowohl dort als auch in Nebenstraßen brannten Barrikaden aus Mülltonnen und Baustellenabsperrungen. Die Polizei setzte Tränengas ein und wurde nach eigenen Angaben von Hausdächern mit Gegenständen beworfen.

Die meisten brennenden Barrikaden waren kurz nach Mitternacht gelöscht, teils mit Hilfe von Wasserwerfern. Nach ersten Erkenntnissen wurden 23 Beamte verletzt. Einer von ihnen wurde im Krankenhaus behandelt. Ein Journalist wurde den Angaben zufolge von einer unbekannten Person attackiert und leicht verletzt. 17 Einsatzfahrzeuge der Polizei wurden beschädigt. Acht Fahrzeuge waren in Brand gesetzt worden, darunter auch Autos von Anwohnern, hieß es.

An einer Bankfiliale wurde Schaden "in hoher fünfstelliger Summe" verursacht, wie die Polizei mitteilte. Ermittelt wird unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs. Den Angaben zufolge wurden fünf Tatverdächtige festgenommen, drei Menschen kamen in Gewahrsam.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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