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Tausende feiern DFB-Frauen in Frankfurt: "Spielerinnen haben Grundstein gelegt"


Jubel am Frankfurter Römer
Tausende feiern DFB-Frauen: "Spielerinnen haben Grundstein gelegt"

Von Sophie Vorgrimler

01.08.2022Lesedauer: 4 Min.
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Laura Freigang macht auf dem Balkon des Römer ein Selfie: Die Vize-Europameisterinnen wurden in Frankfurt von Tausenden Fans empfangen.Vergrößern des Bildes
Laura Freigang macht auf dem Balkon des Römer ein Selfie: Die Vize-Europameisterinnen wurden in Frankfurt von Tausenden Fans empfangen. (Quelle: Uwe Anspach/dpa)

Großer Jubel statt langer Gesichter: Trotz verpasstem EM-Titel haben Tausende Fans in Frankfurt die DFB-Frauen empfangen und für ihre Leistung gefeiert.

15 Uhr: Schon jetzt wirkt es, als stünden die Vize-Europameisterinnen bereits auf dem Balkon. Mehr als 7.000 Fans sind am Montagnachmittag zum Frankfurter Römerberg gekommen, um die Deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen zurück in Deutschland zu begrüßen. Sie schwenken riesige Deutschlandfahnen mit Mannschaftslogo. Wenn Moderator Daniel Fischer den näher rückenden Live-Standort der Truppe bekannt gibt, machen sie ordentlich Krach, der noch mehrere Straßen weiter zu hören ist.

Die zwölfjährige Nika und die zehnjährige Anna sind extra mit ihrer Mutter Bianka aus Michelstadt im Odenwald nach Frankfurt gekommen. "Wir sind schon aufgeregt. Wir haben alle Spiele gesehen", sagen die beiden. In ihrer Freizeit kicken sie gerne mit ihrem Papa. Auch vor der diesjährigen Europameisterschaft haben sie schon Frauenfußballspiele verfolgt. "Gestern waren wir schon ein bisschen traurig, aber sie haben alles gegeben", sagt Nika. Nicht nur bei den Mädchen saß die Enttäuschung nach dem knappen Finale gegen England tief.

Auch wenn die Tränen getrocknet sind, leidet die Mannschaft am Tag nach der Niederlage wohl noch am meisten. "Wir haben gestern ganz viele Nachrichten bekommen, dass wir die Siegerinnen der Herzen sind", sagt Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg beim Empfang im Kaisersaal des Frankfurter Römer. "Aber ganz ehrlich? Das wollten wir gar nicht sein! Wir wollten Sieger der Europameisterschaft sein."

Dann räumt die 54-Jährige aber ein, dass die Frauen und sie natürlich auch um den Vize-Titel dankbar seien. Nicht zu vergessen, die vielen Erfolge der letzten Wochen. Man stehe auch "stellvertretend für die Mädchen hier, die Fußball spielen", sagt Voss-Tecklenburg später.

Fans in Frankfurt schwärmen von Alexandra Popp

In das Herz von Nika und Anna gespielt hat sich besonders Alexandra Popp. Die Kapitänin finden die beiden "ganz cool", erzählen sie t-online. Die 31-jährige ehemalige Zootier-Pflegerin hat sich in den vergangenen Wochen zum Star des Teams entwickelt. Spektakuläre und entscheidende Tore, dazu eine schlagfertige, witzige Art. Selbst wer sich gar nicht für Fußball interessiert, ist nach ihren zwei Toren im Halbfinale gegen Frankreich nicht an ihrem Namen vorbeigekommen.

Lukas und Jan aus Mainz haben bisher eher klassisch den Herrenfußball verfolgt. Die 21-Jährigen sind Fans von Bremen und Schalke – doch am Montag stehen sie mit T-Shirts der Nationalmannschaft am Rand des Platzes und erzählen, fast alle Spiele der Frauen-EM gesehen zu haben.

"Ich war sehr positiv überrascht", sagt Lukas. "Man merkt schon, dass da mehr reininvestiert wird als noch in der letzten Saison." Lena Oberdorf etwa habe stark gespielt, Alexandra Popp sei von ihrem Auftreten super sympathisch. Es sei gut, dass Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit bekomme. Die Prognose: "Dass Frauenfußball jetzt ein Ding ist, das nimmt zur WM im nächsten Jahr noch zu."

Empfang im Kaisersaal: "Die Spielerinnen haben einen Grundstein gelegt"

Dass fast eine ganze Nation Namen, Gesichter und Biografien einer Damenmannschaft kennt – das gab es vorher in Deutschland noch nie. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass die deutschen Frauen bei einer Fußball-EM ziemlich weit kommen. Schon ganze achtmal sind sie Europameisterinnen geworden. Aber irgendwas ist in diesem Jahr anders, und das, obwohl sie bei dieser EM "nur" Silber geholt haben.

Fast 90.000 Menschen waren beim Finale im Londoner Wembley Stadion dabei. Zur Prime-Time im Ersten schalteten knapp 15 Millionen Menschen ein. Viele Zeitungen und Startseiten titelten mit den Profi-Fußballerinnen.

"Viele hier waren vor wenigen Wochen noch kaum öffentlich bekannt", sagt Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußballbundes bei der Begrüßung im Kaisersaal. Er lobt die Gruppe für die Sichtbarkeit, die sie dem Frauen-Fußball gegeben haben. Mit ihrer "wunderbaren Leistung" hätten sie Gesichter geschaffen. "Wir hoffen, dass das auf viele Mädchen abfärbt".

Auch der Frankfurter Sportdezernent Mike Josef (SPD) sagt in seiner Ansprache: "Die Spielerinnen haben einen Grundstein gelegt." Diese EM habe Impulse für die Sportlandschaft gegeben.

Fußballfans begeistert: "Davon könnten sich die Männer eine Scheibe abschneiden"

"Als wir sie vor acht Jahren das letzte Mal hier empfangen haben, war nicht so viel los", erinnert sich die 52-jährige Sonja, die mit einer Freundin aus Königstein zum Römer gekommen ist. "Da gab's für Frauenfußball noch nicht diese Achtung." Die Profi-Spielerinnen hätten sich gut durch das Turnier gespielt, schwärmen sie. "Von solchem Kombinationsfußball könnten sich die Männer eine Scheibe abschneiden", findet Sonja. "Wir hoffen, die Aufmerksamkeit bleibt so. Und dass die Frauen in Zukunft auch mehr verdienen."

Als das Team kurz nach 16 Uhr dann endlich den Balkon betritt, tobt die Menge. Der 90er-Jahre-Hit "Cotton Eye Joe" der Gruppe Rednex hat sich durch ein Tanzvideo von mehreren Spielerinnen zur inoffiziellen Hymne der EM entwickelt. Giulia Gwin verrät, dass die Songwahl vor allem auf die 22-jährige Klara Bühl zurückgehe. Und auch die Menge scheint Gefallen an dem 90er-Jahre-Hit zu finden.

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Warum so viele Sonnenbrillen tragen, fragt Moderator Daniel Fischer die Spielerinnen. Ob hier jemand vom Feiern am Vorabend Augenringe hätte? "Die, die gar nicht geschlafen haben, spinnen", sagt Alexandra Popp – und hat die Lacher auf ihrer Seite.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
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