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506 Euro im Monat: Gaskostenexplosion zwingt Offenbacher zum Kündigen


506 statt 87 Euro
Gaspreisschock zwingt Offenbacher zur Vertragskündigung

Von Stefan Simon

Aktualisiert am 21.09.2022Lesedauer: 3 Min.
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Durch die drohende Gaskrise steigen auch in Deutschland die Preise für Verbraucher deutlich.Vergrößern des Bildes
Durch die drohende Gaskrise steigen auch in Deutschland die Preise für Verbraucher deutlich. (Quelle: imago-images-bilder)

506 statt 87 Euro: Die Erhöhung seiner Gasrechnung ist für Max H. aus Offenbach ein Schock. Doch er reagiert genau richtig – und spart nun bares Geld.

Der Schock bei Max H. und seiner Partnerin sitzt tief, als er vor wenigen Tagen die E-Mail seines Gasanbieters Shell Energy öffnet. "Wir wussten ja, dass die Preise erhöht werden, aber doch nicht so", sagt Max H. im Gespräch mit t-online.

Bis zum 31. Oktober zahlt das Paar 87 Euro im Monat. Doch ab dem 1. November erhöht sich der Abschlag auf 506 Euro. Auf seinem Twitter-Profil postet Max H. einen Screenshot der Mitteilung und schreibt dazu: "Das ist Wucher, das ist Wahnsinn, das ist eine Katastrophe."

So wie Max H. aus Offenbach geht es vielen Menschen in Deutschland. Grund für den extremen Preissprung ist der Lieferstopp für russisches Gas und der gestiegene Weltmarktpreis. Zusätzlich könnte die geplante Gasumlage der Bundesregierung die Preise ab Oktober weiter steigen lassen. Wie sich die Gasumlage genau berechnet und wie hoch die zusätzlichen Kosten für die Verbraucherinnen und Verbraucher sein werden, ist allerdings noch offen. Daher werden die ersten Abschlagszahlungen zur Umlage frühestens ab dem 31. Oktober fällig, berichtet die "Wirtschaftswoche".

Bevor Max H. den Vertrag kündigt, vergleicht er auf dem Portal "Check24" die Preise mit anderen privaten Anbietern. "Der günstige Tarif lag bei etwa 200 Euro. Es hat demnach Sinn gemacht, zurück zum Grundversorger zu wechseln. Dort zahlen wir etwa 90 Euro", erzählt Max. Er ruft bei Shell Energy an, wartet über eine Stunde, bis eine Mitarbeiterin den Anruf entgegennimmt. "Ich vermute mal, dass es an den Massenkündigungen gelegen hat. Oder am schlechten Service, woran ich allerdings nicht glaube." Max H. macht von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch, auf das alle Verbraucherinnen und Verbraucher ein Recht haben.

Verbraucherzentrale empfiehlt örtliche Grundversorger

"Der Kunde hat alles richtig gemacht", sagt Peter Lassek von der Verbraucherzentrale Hessen. "Wir empfehlen, beim örtlichen Grundversorger zu bleiben oder zu ihm zu wechseln, und Ruhe zu bewahren."

Lassek warnt jedoch davor, den teuren Vertrag aus Panik zu kündigen und dann nicht zu reagieren. Denn dann bestehe die Gefahr, dass man vom Grundversorger in die so genannte Ersatzversorgung eingestuft werde. Diese darf nach einer Gesetzesnovelle teurer sein als die Grundversorgung. "Und das ist sie auch", warnt Lassek. In der Ersatzversorgung sei der Verbraucher dann längstens drei Monate. Erst danach falle er automatisch wieder in die Grundversorgung und zahle den geringeren Preis.

Millionen werden Gasrechnungen nicht zahlen können

Für Max H. spielt das eine untergeordnete Rolle. Weder er noch seine Partnerin hätten finanzielle Probleme. Aber Max H. sorgt sich um die vielen Millionen Menschen, denen es finanziell nicht so gehe wie ihm. Nach Angaben des Deutschen Mieterbundes kann mindestens das untere Einkommensdrittel der deutschen Bevölkerung die steigenden Kosten für Energie nicht zahlen. Betroffen seien vor allem Menschen, die knapp oberhalb der staatlichen Transferleistungen liegen. "Wir sprechen hier über Millionen", sagte der Mieterbundpräsident Lukas Siebenkotten im August dem "Tagesspiegel".

"Wir könnten uns die 506 Euro leisten", sagt Max H. "Bei uns hieße es dann eben, ein bis zweimal im Monat weniger Essen oder mal im Penny einkaufen zu gehen. Wir hätten das schon stemmen können. Aber wie sollen denn die Menschen, die das Geld nicht haben, solche Kosten stemmen?"

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Max
  • Twitter-Profil von Max
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