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Frankfurt | Aktivisten führen durch die besetzte Dondorf-Druckerei


Ehemalige Dondorf-Druckerei
Aktivisten stellen sich auf Zwangsräumung ein


Aktualisiert am 13.12.2023Lesedauer: 2 Min.
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"Vor einer Minute hätten wir das Gebäude räumen sollen", sagt Benny Fischer von der Gruppe "die Druckerei". Seit Samstag besetzen einige Aktivisten dieser Gruppe die Dorndorf-Druckerei in Frankfurt-Bockenheim. Am Mittwochnachmittag ist die Stimmung fühlbar angespannt – die Außentemperaturen sinken. Erfahren Sie hier, welche Forderung die Aktivisten zuvor ausgesprochen hatten.Vergrößern des Bildes
Die Flure sind kalt und leer. Zwar funktioniert das Licht noch, die Heizungen sind allerdings außer Betrieb – so auch die sanitären Anlagen. (Quelle: Madlen Terfzer)

Die besetzte Dondorf-Druckerei in Frankfurt-Bockenheim: Aktivisten stellen sich auf eine Räumung durch die Polizei ein.

"Vor einer Minute hätten wir das Gebäude räumen sollen", sagt Benny Fischer, Mitglied der Gruppe "Die Druckerei". Seit Samstag besetzen einige Aktivisten dieser Gruppe die ehemalige Dondorf-Druckerei in Frankfurt-Bockenheim. Am Mittwochnachmittag ist die Stimmung spürbar angespannt. Die Aktivisten fordern den Erhalt des Gebäudes.

Letzte Räumung der Polizei "mit gezogener Waffe"

Bis Mittwoch, 16 Uhr, hätten die Besetzer die Dondorf-Druckerei nun verlassen sollen. Dann hätte die Goethe-Universität den Strafantrag zurückgezogen, den sie wegen Hausfriedensbruchs gestellt hatte.

Die Aktivisten stellen sich nun auf eine Zwangsräumung ein, heißt es. Ihnen sei bewusst, dass die Polizei die Besetzung der Druckerei jederzeit auflösen könnte. "Die letzte Räumung wurde mit gezogener Waffe durchgeführt", sagt Benny Fischer im Gespräch mit t-online. Die ehemalige Druckerei war bereits im Sommer besetzt worden. Bei der anschließenden Räumung hatte es auch Verletzte gegeben.

Dondorf-Druckerei Außenansicht in der Dämmerung. Zu sehen ist der Historische Schornstein aus Backstein.
Die alte Dondorf-Druckerei in Frankfurt-Bockenheim –Ansicht aus dem Innenhof (Quelle: Madlen Trefzer)

Die Druckerei gehörte einer jüdischen Familie

Die Geschichte der ehemaligen Druckerei ist geprägt von tragischen Schicksalen. Ursprünglich gehörte das Gebäude der jüdischen Familie Dondorf, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurde.

Eine der vier Töchter dieser Familie, Helene Dondorf, wurde 1941 in das Ghetto Łódź verschleppt und starb dort drei Monate später. Die anderen drei konnten ins Ausland fliehen und überlebten den Krieg. Zuvor verkauften Dondorf die Druckerei, in der später das nationalsozialistische Frankfurter Volksblatt gedruckt wurde.

"Ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte"

"Die Dondorf-Druckerei ist ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte – insbesondere der jüdischen Stadtgeschichte", sagt Benny Fischer während des Rundgangs durch das Fabrikgelände. Dies sei Grund genug, warum das Gebäude nicht abgerissen werden dürfe.

Des weiteren sei es laut Fischer absurd, ein solches Bauwerk leer stehen zu lassen. Schließlich habe es genug Raum, um Studenten, Künstlern und anderen Gruppen aus Frankfurt einen Ort der Zusammenkunft zu bieten.

Snacks und Zuspruch aus dem Stadtteil

So langsam fängt es an zu dämmern. Unten im Innenhof halten sich noch rund 30 Aktivisten auf. "Am Samstag waren wir noch über 100", so Fischer. Nachts hielten sich noch etwa 15 Personen in dem Gebäude auf. Das hat womöglich auch mit den Temperaturen zu tun. Es ist so kalt, dass man bereits am Nachmittag seinen eigenen Atem sieht – und das im Gebäudeinneren.

 
 
 
 
 
 
 

Auf die Frage, wie die Besetzer bei der Kälte und ohne Heizung überhaupt hier schlafen können, antwortet Fischer: "Mit ganz vielen Schlafsäcken klappt das schon irgendwie." Einen Einblick in die Schlafräumlichkeiten der Aktivisten will Benny Fischer t-online nicht gewähren.

Die Gruppe sei gut versorgt. Leute aus dem Stadtteil hätten Frühstücksbrötchen vorbeigebracht und die Kantine "Ada" habe Solidarität gezeigt, indem sie die Besetzer mit übriggebliebenen Speisen versorgte. Zuspruch gibt es auch von politischer Seite. Die Frankfurter Grünen haben Verständnis für das Handeln der Aktivistengruppe in einer Pressemitteilung am Mittwoch geäußert und sprechen sich ebenfalls für den Erhalt des Gebäudes aus. "Eine abermals übereilte Räumung durch die Polizei halten wir für den falschen Weg", heißt es in der Mitteilung der Grünen.

In einem Raum im Nebengebäude hat es wohl gebrannt

Nicht jeder Raum der Dondorf-Druckerei ist groß und lichtdurchflutet. Als Fischer den Rundgang im Nebengebäude fortsetzt, riecht es bereits am Eingang streng. Hier hat es offenbar mal gebrannt. Mitten in einem stockfinsteren Zimmer stehen noch zwei rußgeschwärzte Einkaufswägen. Benny Fischer sagte dazu: "Wenn die Uni so mit den Räumen umgeht, dann sind sie bei uns besser aufgehoben."

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
  • gruene-frankfurt.de: "Grüne Frankfurt für den Erhalt und die Zwischennutzung der Dondorf’schen Druckerei" vom 13.12.2023
  • faz.net: "Besetzer wollen in Dondorf-Druckerei bleiben" vom 13.12.2023
  • de.wikipedia.org: B. Dondorf (vom 25.07.2023)
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