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Hessen investiert mehr Geld, Frauenhäuser haben Fragen


Aktionstag gegen Gewalt an Frauen
Hessen investiert mehr Geld, Frauenhäuser haben Fragen

Stefan Simon

14.02.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ein Mädchen bei der Tanzdemo One Billion Rising in Frankfurt (Archivbild): Die Landesregierung will die finanzielle Unterstützung von Frauenhäusern ausbauen.Vergrößern des Bildes
Ein Mädchen bei der Tanzdemo One Billion Rising in Frankfurt (Archivbild): Die Landesregierung will die finanzielle Unterstützung von Frauenhäusern ausbauen. (Quelle: Michael Schick/imago-images-bilder)

Am heutigen weltweiten Aktionstag "One Billion Rising" gegen Gewalt an Frauen und Mädchen kündigt das Land Hessen an, das Hilfesystem weiter auszubauen. Frauenhäuser begrüßen das, bleiben aber skeptisch.

Im Jahr 2021 wurden in Hessen 10.410 Fälle von häuslicher Gewalt registriert, 81 Prozent der Betroffenen waren Frauen. Das geht aus der aktuellen Kriminalstatistik der hessischen Landespolizei hervor. Demnach gab es vier Prozent mehr Fälle als im Vorjahr.

Damit sich das ändert kündigte die Landesregierung am heutigen weltweiten Aktionstag "One Billon Rising" gegen sexualisierte Gewalt und die Ausbeutung von Frauen und Mädchen an, die finanzielle Unterstützung von Frauenhäusern in Hessen auszubauen.

„Gewalt gegen Frauen und Mädchen in jeder Ausprägung wollen, können und müssen wir verhindern. Die Gewaltprävention zu stärken wie auch Unterstützung für alle betroffenen Frauen und Mädchen erreichbar zu machen, gehört zu den wichtigsten Zielen der Landesregierung", sagte Sozialminister Kai Klose (Grüne).

Frankfurt: Landesregierung will in Personalausbau investieren

Bisher stünden den Beratungsstellen und Frauenhäusern jährlich 3,4 Millionen Euro zur Verfügung. Nun sollen zwei weitere Millionen in den Landeshaushalt eingestellt werden, die in den Ausbau der Personalkapazitäten fließen könnten.

Das Frauen- und Kinderhaus Offenbach zeigt sich abwartend. "Wichtig ist, an welche Bedingungen die Investitionen geknüpft sind, das heißt, ob sie auch an den Ausbau der Personalkapazitäten gekoppelt sind", sagt eine Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht nennen will.

Als Beispiel nennt sie die Wohnungsnot, wodurch mehr Frauen länger in den Frauenhäusern verweilen. Hinzu kommen die vielfältigen Gründe von Gewalterfahrungen und die erschwerten ausländer- und familienrechtlichen Vorgaben – all das führt zu mehr Stunden in der Betreuung.

Frauenhaus Offenbach: "Bestehende Zuschüsse jetzt schon zu gering"

Schon jetzt sei es allerdings so, dass die bestehenden Zuschüsse so gering seien, dass das Frauen- und Kinderhaus Offenbach die aktuellen Personalkosten teils aus Eigenmitteln finanzieren muss. „In dieser Situation stets anfallender Überstunden schaffen wir es kaum, das geplante neue Haus mit ausreichenden Plätzen zu konzipieren. Diese Herausforderung ist perspektivisch nur mit einer Aufstockung von Personalkosten zu stemmen", urteilt die Mitarbeiterin.

In Hessen gibt es 31 Frauenhäuser. Die meisten davon sind fast über das ganze Jahr belegt. Wegen dem Mangel an Wohnraum - besonders im Frankfurter Ballungsraum - verbleiben die Frauen länger als geplant in den Häusern. Hinzu kommen betroffene Frauen und ihre Kinder, die aus den angrenzenden Bundesländern aufgenommen würden, erklärt Hilke Droege-Kempf vom Autonomen Frauenhaus in Frankfurt.

"Die Situation mit Mangel an Wohnraum ist ja nicht neu. Das Problem haben wir seit vielen Jahren, nur hat es sich in den letzten Jahren verschärft", sagt Droege-Kempf. Die Investitionen vom Land Hessen seien nur ein "Tropfen auf dem heißen Stein", sagt sie. "Sicher ist es wichtig, dass die Landesregierung mehr Geld in die Hand nimmt, aber so lange es zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt, ändert sich einfach nichts."

Koordinierungsstelle in Frankfurt sorgte für 20 zusätzliche Plätze in Frauenhäusern

Deswegen kritisiert Droege-Kempf die Einjahresregelung in Frankfurt. Die Regelung besagt, dass Personen mindestens ein Jahr in Frankfurt gemeldet sein müssen, um einen Anspruch auf geförderten Wohnraum zu haben. "Wir kämpfen seit über 40 Jahren dafür, dass diese Regelung gekippt wird", sagt Droege-Kempf.

Derweil hat die Stadt Frankfurt im Zuge der Istanbul-Konvention bereits im Oktober vergangenen Jahres eine Koordinierungsstelle im Frauenreferat eingerichtet. Darüber wurden 20 zusätzliche Plätze sowie zwei umgewandelte Plätze geschaffen.

Die Istanbul-Konvention hat das Ziel, geschlechtsspezifische und familiäre Gewalt an ihren Wurzeln zu bekämpfen und die Rechte der Gewaltbetroffenen auf Unterstützung und Schutz durchzusetzen. Sie definiert geschlechtsspezifische Gewalt als Menschenrechtsverletzung und eine Form von Diskriminierung gegenüber Frauen. Die Konvention trat 2014 in Kraft und wurde bis Ende 2017 von 28 Staaten ratifiziert.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung vom Sozialministerium (11. Februar 2022)
  • Polizeiliche Kriminalstatistik 2021
  • Gespräch mit einer Mitarbeiterin aus dem Frauen- und Kinderhaus Offenbach
  • Gespräch mit Hilke Droege-Kempf aus dem Autonomen Frauenhaus in Frankfurt
  • Webseite der Frauenhaus-Koordinierung zu Istanbul-Konvention
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