t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalFrankfurt am Main

Dragqueens in Frankfurt attackiert: "Polizei braucht mehr Sensibilität für trans Personen"


Angriffe auf Dragqueens
"Die Polizei braucht mehr Sensibilität für trans Personen"

Von Stefan Simon

15.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Frankfurt-Pride 2021 (Archivbild): Die Konstablerwache ist eine zentraler Ort für queere Menschen.Vergrößern des Bildes
Frankfurt-Pride 2021 (Archivbild): Die Konstablerwache ist ein zentraler Ort für queere Menschen. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)

Drei transfeindliche Angriffe in nur wenigen Wochen erschüttern Frankfurt. Als Gegenmaßnahme fordert ein SPD-Stadtverordneter kontrollierte Veranstaltungen in der Innenstadt – und mehr Verständnis von der Polizei.

Innerhalb weniger Wochen werden drei Menschen aus der queeren Szene in Frankfurt angegriffen: Erst trifft es Anfang März die Dragqueen Electra Pain. An der Konstablerwache in der Innenstadt wird sie von mehreren Personen mit Pfefferspray attackiert. Drei Wochen später folgt die nächste Attacke: dieses Mal auf Ember Remember und Ophidia Scales. Auch sie werden aus einer Gruppe heraus attackiert, auch sie waren auf der Konstablerwache unterwegs.

In den sozialen Medien äußern sich die Opfer zu den Angriffen: Sie berichten zum einen von ihren Ängsten, zum anderen, dass sie queerfeindliche Übergriffe gewohnt seien. Die Politik reagiert mit der gewohnten Forderung: Mehr Polizei rund um die Konstablerwache.

Angriffe in Frankfurt: LSBT*IQ-Netzwerk fordert mehr Prävention

Dem LSBT*IQ-Netzwerk Rhein-Main reicht das jedoch nicht: Eine erhöhte Polizeipräsenz allein erhöhe nicht automatisch das Sicherheitsgefühl. Das Netzwerk fordert mehr Präventionsmaßnahmen. Man müsse das Problem bei der Wurzel packen. (Mehr dazu lesen Sie hier).

Auch den SPD-Stadtverordneten Omar Shehata treibt die Frage um, wie Frankfurts Innenstadt – vor allem für besonders bedrohte Gruppen – sicherer werden kann. Seine Idee: Kontrollierte Veranstaltungen.

So wie etwa bei der Eröffnung des "Momem", dem Museum of Modern Electronic Music: Auf der Hauptwache legten vergangene Woche mehrere DJs auf, darunter auch DJ-Legende Sven Väth. Tausende Besucher tanzten und feierten friedlich. Die Polizei war vor Ort, die Resonanz im Anschluss sehr positiv, wie Shehata im Gespräch mit t-online berichtet.

"Mit solchen Events in gewissen zeitlichen Abständen und abwechselnd am Opernplatz, Hauptwache oder Konstablerwache, könnte ich mir gut vorstellen, dass wir das derzeitige Problem in den Griff bekommen könnten", meint er. Ein weiteres Beispiel sei der Christopher Street Day, der jährlich an der Konstablerwache stattfindet, "Dort gibt es keine Angriffe. Die Szene fühlt sich sicher", sagt Shehata.

SPD-Politiker in Frankfurt: Vorurteile gegen trans Personen als Jugendphänomen

Die Veranstaltungen müssten jedoch für alle Gruppen offen sein. Eben auch für jene Gruppe, die oft mit den transfeindlichen Übergriffen in Verbindung gebracht würden: migrantisierte, junge Männer.

In den Abendstunden versammeln sich viele junge Menschen auf der Zeil. "Die wollen abends feiern gehen, aber werden an den Türen abgewiesen. Dann kaufen sie sich im Supermarkt Getränke und feiern auf der Zeil. Ich kenne das. Ich bin eine migrantisch gelesene Person. Meinen Freunden und mir ist das in dem Alter auch ständig passiert", erinnert sich Shehata.

Vor allem bei jungen, alkoholisierten Männer könnten ein Dominanzgefühl und ein gewisses Gewaltpotenzial entstehen. Gepaart mit einem heteronormativen Gesellschaftsbild bestünde die Gefahr von transfeindlichen Übergriffen. Das sei jedoch kein migrantisches, sondern generell ein Jugendphänomen, mahnt der SPD-Mann.

SPD-Politiker: "Es braucht mehr Sensibilität bei der Polizei"

"Ich verurteile die Angriffe und sie müssen bekämpft werden." Dabei sieht Shehata die Polizei in der Verantwortung. "Sie muss der Szene deutlich machen, dass sie die Attacken ernst nimmt. Es braucht mehr Sensibilität bei der Polizei für trans Personen", sagt er.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Damit spielt der Stadtverordnete auch auf Ember Remembers Kritik am Verhalten der Beamten an. Als sie und Ophidia Scales zu einem Streifenwagen am Regenbogenkreisel, unweit der Konstablerwache, liefen, um Hilfe zu bekommen, habe es eine Weile gedauert, bis der Polizist Verstärkung rief.

Auch über die Art, wie ihre Aussagen aufgenommen wurden, beschweren sich Ember Remeber und Ophidia Scales. Der Polizist habe sich unsensibel verhalten und kein Verständnis für die Situation gehabt, beklagen beide.

Auf die Frage nach dem Geschlecht der Dragqueen habe Ember Remember "Bitte keins von beidem angeben." geantwortet, berichtet sie auf Twitter. Doch der Beamte soll darauf bestanden haben. Der Computer könne nur männlich oder weiblich registrieren. RTL berichtete Ember Remember, sie habe sich schließlich als Mann registrieren müssen.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit SPD-Politiker Omar Shehata
  • "Twitter"-Profil von Ember Remember
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website