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Wedel: Impfgegner überschütten Kinderarztpraxis mit negativen Bewertungen


1.500 neue Rezensionen
Impfgegner überschütten Kinderarztpraxis mit negativen Bewertungen

Von t-online, fas, law

Aktualisiert am 26.10.2022Lesedauer: 2 Min.
Kind nach einer Impfugn (Symbolbild): Die Praxis will nur geimpfte Kinder behandeln.Vergrößern des BildesKind nach einer Impfung (Symbolbild): Die Praxis will nur geimpfte Kinder behandeln. (Quelle: Westend61/imago images)
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Eine Kinderarztpraxis positioniert sich deutlich fürs Impfen – Gegner rufen daraufhin zum Shitstorm auf. Ein "Querdenken"-Anwalt rudert inzwischen zurück.

Weil eine Kinderarztpraxis in Wedel (Kreis Pinneberg) nur noch geimpfte Patienten behandeln möchte, haben Impfgegner im Internet gegen die Ärzte Stimmung gemacht – und zu Hunderten schlechte Bewertungen hinterlassen. Zwischenzeitlich war es den Gegnern sogar gelungen, den Google-Eintrag der Praxis zu ändern – woraufhin dort "Kinder- und Menschenfeinde Wedel" zu lesen war.

Seit dem 1. Oktober hat sich die Praxis, wie es die Ärzte selbst auf ihrer Webseite schreiben, neu aufgestellt: "Wir halten Impfungen für sinnvoll, um viele schwere Krankheiten mit möglichen bleibenden Schäden für die Gesundheit zu verhindern", heißt es in einem Begrüßungstext.

Offenbar auch, um sich vom bisherigen Praxisteam abzuheben: Zuvor war Alexander Konietzky einer der niedergelassenen Ärzte. Seit Juli ist er ärztlicher Geschäftsführer des Vereins "Ärztinnen und Ärzte für individuelle Impfentscheidung" – eine Vereinigung von eher impfskeptischen Ärzten, die sich gegen verpflichtende Impfungen einsetzen.

Impfgegner treten Kampagne los – 1.500 negative Rezensionen

Seine ehemalige Praxis geht inzwischen einen gänzlich anderen Weg: Dort seien künftig "Impfungen der Kinder, beginnend spätestens im 6. Lebensmonat, die Voraussetzung für die Behandlung in unserer Praxis und für die ärztliche Begleitung der Kinder und Jugendlichen", heißt es auf der Webseite. Und: Maskenatteste würden nicht ausgestellt werden.

Am Montag hatte ein Wildnispädagoge die Passage auf Twitter geteilt und damit eine Kampagne losgetreten. In einem wenig später auf Telegram verbreiteten Eintrag wurde indirekt zur Abgabe negativer Bewertungen auf der Google-Seite der Kinderarztpraxis aufgerufen – nebst einem Bild einer der Ärztinnen, die darauf mit Teufelshörnern gezeigt wurde.

Dem Aufruf folgten offenbar hunderte Impfgegner: Zwischenzeitlich wies der Google-Eintrag der Praxis mehr als 1.800 Rezensionen auf, fast alle mit einem von fünf Sternen. Zudem hatten Nutzer den Namen der Praxis bei Google manipuliert, zu "Kinder- und Menschenfeinde Wedel".

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"Querdenken"-Anwalt rudert zurück

Auch Markus Haintz, bekannt als "Querdenken"-Anwalt, verbreitete den Aufruf, nur um ihn wenig später auf seinem Telegram-Kanal wieder zu löschen. Anschließend verbreitete er ein Video, in dem er sich entschuldigte: Er habe die Teufelshörner nicht gesehen, den Beitrag zu teilen sei ein Fehler gewesen. Auch der ursprüngliche Verfasser nahm den Telegram-Post offline – allerdings ohne Entschuldigung.

Inzwischen sind beim Google-Eintrag mehr als 1.500 der Bewertungen wieder verschwunden, auch der ursprüngliche Name ist wiederhergestellt worden. Für t-online war die Praxis am Mittwoch nicht erreichbar.

Ob die Bedingungen der Praxis, nur geimpfte Patientinnen und Patienten zu behandeln, zulässig ist, ist unterdessen unklar: In Notfällen sind Ärzte zur Behandlung verpflichtet, unabhängig vom Impfstatus. Ansonsten sieht es anders aus: Grundsätzlich gibt es in Deutschland keine Behandlungspflicht.

Der Fall erinnert an den der österreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die monatelang von Impfgegnern attackiert und mit dem Tod bedroht worden war, woraufhin sie ihre Praxis schließen musste. Wenig später fand man Kellermayr tot in ihrer Praxis – neben Abschiedsbriefen. Fremdverschulden wurde von der Polizei ausgeschlossen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Einträge auf Twitter und Telegram
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