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Hamburg: UKE lehnt Hirntumor-Operation von Zeugen Jehovas ab


NDR-Recherche in Hamburg
Trotz Hirntumor: Krankenhaus weist Zeuge Jehovas ab

Von t-online, nh

01.09.2023Lesedauer: 2 Min.
imago images 0245478603Vergrößern des BildesViele kennen die Zeugen Jehovas von der Straße – dort warnen sie vor dem nahen göttlichen Gericht. (Quelle: Jochen Tack/imago images)
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Ärzte eines Krankenhauses in Hamburg sollen einen Patienten mit Hirntumor abgelehnt haben, das geht aus einer NDR-Recherche hervor. Grund seien demnach die Vorgaben seiner Glaubensrichtung.

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) soll jüngst abgelehnt haben, eine Person zu operieren, die der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas angehört. Das geht aus einem Bericht des "NDR" hervor. Der Patient leide laut der Recherche des Senders "NDR 90,3" an einem Hirntumor. Grund der Ablehnung sei die Haltung der Zeugen Jehovas, Bluttransfusion abzulehnen. Denn das könne Operationen verkomplizieren.

Tut sich das UKE "häufiger schwer" mit Zeugen Jehovas?

Auch im Fall des Patienten mit Hirntumor hätten laut des Senders "Anästhestistinnen und Anästhesisten ihr Veto eingelegt". Am Ende sei der Fall im UKE sogar zur Chefsache geworden. Auf t-online-Anfrage kann das UKE zu dem konkreten Fall keine Stellung beziehen und verweist auf den Patientendatenschutz.

Nach "NDR"-Recherchen tue sich das UKE "offenbar häufiger schwer damit, sich auf die Regeln der Glaubensgemeinschaft einzulassen." Vom UKE heißt es auf Anfrage: "Zeuginnen und Zeugen Jehovas werden im UKE operiert." Demnach gebe es eine sogenannte Verfahrensanweisung, die die Besonderheiten bei der Behandlung von Zeugen Jehovas regele. Ausgeschlossen werde die Behandlung also nicht.

UKE verweist auf Gewissensfrage

Aber dürfen Krankenhäuser Patienten einfach so ablehnen? Eine allumfassende Behandlungspflicht gibt es nicht. Handelt es sich nicht um einen akuten Notfall, ist es Krankenhäusern laut fachanwalt.de erlaubt, die Aufnahme abzulehnen. "Selbst dann, wenn noch ausreichend Betten frei sind. Die Entscheidung liegt beim Aufnahmearzt", heißt es weiter auf der Webseite.

Eine Sprecherin des UKE erklärt schriftlich, dass eine Ablehnung in Fällen erfolge, bei denen die Notwendigkeit einer Bluttransfusion nicht ausgeschlossen werden könnte und bei denen das Behandlungsteam den Verzicht auf so eine Transfusion womöglich nicht mit dem Gewissen vereinbaren könnte. Sie verweist zudem auf die Möglichkeit, bei planbaren Eingriffen, ein anderes Krankenhaus zu wählen.

NDR: Andere Krankenhäuser haben weniger Bedenken

Wie der "NDR" berichtet, sollen andere Krankenhäuser weniger Bedenken bezüglich der Behandlung von Zeugen Jehovas haben. Das UKE würde demnach häufiger Operationen ablehnen als andere Krankenhäuser.

In Hamburg leben laut Statista 3.847 Personen, die den Zeugen Jehovas angehören. Seit Ende des 19. Jahrhunderts besteht die Glaubensgemeinschaft, die daran glaubt, dass es zu einer endzeitlichen Vernichtungsschlacht kommen wird.

Zeugen Jehovas: Wieso lehnen sie Bluttransfusionen ab?

Zeugen Jehovas stützen sich bei ihrer Haltung gegen Bluttransfusionen auf ihre Art der Übersetzung des Neuen Testaments. Demnach sei "klar geboten, sich von Blut zu enthalten", heißt es auf der Webseite der Glaubensgemeinschaft.

Verwendete Quellen
  • ndr.de: "Behandlung von Zeugen Jehovas als Gewissensfrage für Ärzte"
  • Telefonische Anfrage beim Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf am 1. September 2023
  • fachanwalt.de: "Gibt es eine Behandlungspflicht in Deutschland?" (Stand: 1. September 2023)
  • jw.org: "Warum akzeptieren Jehovas Zeugen keine Bluttransfusionen?" (Stand: 1. September 2023)
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