Sylt: Mafia-Mörder in Keitum verhaftet – so kam es dazu

Aufsehenerregender Kriminalfall: Auf Sylt ist ein Mafia-Mörder in einem Luxushotel festgenommen worden. Wie er dort jahrelang unentdeckt arbeiten konnte.

Die Festnahme eines Masseurs auf Sylt elektrisiert die italienischen Medien: Denn bei dem 44-jährigen Italiener, der am Montag in der Ortschaft Keitum in einem Hotel festgenommen worden war, handelt es sich Berichten zufolge um einen in Italien bekannten Auftragsmörder der Mafia-Organisation Ndrangheta.

Salvatore Valerio C. war nach seiner Verurteilung wegen des Mordes an einem Bauunternehmer im November 2020 aus seinem Elternhaus geflohen – und seitdem spurlos verschwunden. Die elektronische Fußfessel, die ihm die italienischen Behörden angelegt hatten, muss er auf dem Weg an die Nordsee irgendwann losgeworden sein.

Zu Wochenbeginn legten ihm dann Spezialkräfte von Polizei und BKA auf Sylt die Handschellen an. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass das BKA Hinweise auf den Aufenthaltsort des Schwerkriminellen von den italienischen Behörden erhalten hatte. Demnach war es den Mafia-Jägern gelungen, die Textnachrichten der Mafiosi auszuwerten. Die Kriminellen hielten mit ihrem Kameraden auf Sylt offenbar bis zuletzt regen Kontakt.

Auf Sylt nannte er sich "Alessio" – und war ein beliebter Masseur

Dass es der Mann mit hochkrimineller Vergangenheit auf seiner Flucht bis in das noble Hotel der Nordseeinsel geschafft hatte, ist erstaunlich: Durch Berichte des "Hamburger Abendblatts" und der "Bild"-Zeitung wird nun deutlich, wie der Mafioso das geschafft hat.

Laut "Abendblatt" soll der Mann mit Fahrrad, Bus und Bahn über die Alpen und dann durch ganz Deutschland nach Sylt gekommen sein. Dort wollte er unbedingt hin, weil er "dort leben wollte, wo viel Geld ist", wie die "Bild" schreibt. Dass das die Insel Sylt sein könnte, hatte er von einem Bekannten erfahren.

Auf der Insel verjüngte er sich dann ein wenig, stellte sich Einheimischen gegenüber als 37-jähriger "Alessio" aus Italien vor. "Alessio" arbeitete zeitweise auch als Rettungsschwimmer am Strand, bis er schließlich den Job im Hotel fand: Im Bewerbungsgespräch gab er dafür als Kompetenzen seine Erfahrungen in der Leichtathletik, im Schwimmen und im Boxen an, heißt es.

Mafioso soll nach Italien ausgeliefert werden

Der "Bild"-Zeitung von Donnerstag sagte ein Hotelgast, dass "Alessio" im Hotel wegen seiner Massagekünste "sehr beliebt" gewesen sei – auch bei den Frauen. Ein Millionär soll dem Italiener wegen seiner Künste gar die Leitung eines Wellness-Geschäfts angeboten haben.

Doch daraus wird nun nichts: Der Mafioso ist in einer JVA untergebracht worden. Derzeit wird seine Auslieferung nach Italien geprüft. Salvatore Valerio C. erwartet dort eine lebenslange Haftstrafe. Er war in der groß angelegten Ermittlung "Spider's Web" als Verantwortlicher für den Mord an einem Mafioso im Jahr 2003 identifiziert worden, dessen Bruder ein Kronzeuge der Justiz gewesen sein soll.

In Italien berichten nahezu alle Medien über den Vorfall, die italienische Regierung sieht in der Festnahme auf Sylt den "Sieg über den Anti-Staat".