Christina Stürmer: So war das "MTV-Unplugged"-Konzert in Hamburg

Christina Stürmer ist nach langer Pause zurück auf der Bühne. In Hamburg begeistert sie ihre Fans in intimer Atmosphäre – und verrät, was den Auftritt in der Stadt für sie so besonders macht.

Fünf Jahre lang war Christina Stürmer weg. Erst waren es familiäre Gründe, wegen derer sie sich für eine Pause entschied, dann kam noch die Corona-Pandemie dazu. Mit ihrem Comeback schreibt die Österreicherin direkt Musikgeschichte: Sie ist die erste deutschsprachige Frau überhaupt, die ein "MTV Unplugged"-Album aufgenommen hat. Jetzt ist Christina Stürmer also wieder da und präsentiert ihre bekannten Songs in ungewohntem, weil akustischem Gewand. In der Hamburger "Fabrik" tut sie das vor rund 1.000 begeisterten Fans – ausverkauft.

Zunächst bekommt das Publikum gut gelaunten, sommerlich-leichten Akkordeon-Austropop von der Band Granada aus Graz als Vorprogramm geliefert. Allein diese 45 Minuten hätten schon das Kommen rechtfertigt. Aber klar, alle sind ja wegen Christina Stürmer hier.

"Hamburg ist für mich das Highlight"

Die Linzerin kommt gegen 21 Uhr aus der Dunkelheit auf die Bühne gesprungen und legt ohne großes Hallo mit dem ersten Song los, "Was wirklich bleibt". Danach findet Christina Stürmer warme Worte zur Begrüßung: "Hamburg ist für mich das Highlight der Tour". Das liegt einerseits am Wetter – "Arschkalt, aber Sonnenschein" – und andererseits an den Künstlerinnen und Künstlern, die vor ihr schon in der "Fabrik" aufgetreten sind. "Vielleicht hat hier mal Kurt Cobain gestanden!", sagt die 41-Jährige begeistert – und der hat schließlich für das vielleicht legendärste "MTV Unplugged"-Album überhaupt gesorgt.

Alle 22 Stücke ihres Albums stehen auf dem Programm des Abends. Manche davon verbreiten eine lagerfeuerig-intime Stimmung – "Du bist wia de Wintersun" oder "Unsere besten Tage" passen als Akustikvariante wunderbar zu einem Abend mit Freunden an der Feuerschale –, manche sind bestärkend ("Scherbenmeer", "Ohne Dich"), manche machen einfach nur richtig viel Spaß ("Keine Märchen", "Ein halbes Leben", "Millionen Lichter").

"Nie genug" klingt plötzlich nach Kuba

Für die Auswahl der Lieder habe sie sich mit ihrer Band drei Tage lang in eine Hütte in Mariazell zurückgezogen, erzählt Christina Stürmer. Anfangs sei es ihr nicht leicht gefallen, die alten Songs in neue, frische Versionen zu packen, doch irgendwann sei der Durchbruch gelungen: "Es gibt Arrangements, von denen ich nie gedacht habe, dass wir da hinkommen können." Damit meint die Musikerin die Reggae-Version von "Ich hör' auf mein Herz" oder die kubanisch angehauchte Variante von "Nie genug". Die sei sogar doppelt besonders, kündigt Christina Stürmer an: Trompeter Benny Brown, der bei der Aufzeichnung in Wien Teil des Bläser-Trios war, lebt in Hamburg und kommt kurzerhand als Gast auf die Bühne.

"Diesen Traum wollte ich mir zum 20. Jubiläum endlich erfüllen", sagt Christina Stürmer zwischendurch. Man merkt ihr an, wie wichtig ihr dieses Unplugged-Album ist und dass sie selbst viel Spaß daran hat, ihre Musik noch einmal neu zu entdecken.

"Ein Kompliment" bringt die Fans in Extase

Die großen Highlights bewahrt sie sich für die Zugabe auf: "Ein Kompliment" singt das Publikum in voller Stärke lauthals mit. Der Song ist zwar von der Band "Sportfreunde Stiller", steht aber wie kaum ein anderer für die Nullerjahre – Christina Stürmer sang ihn 2003 im Finale der österreichischen Castingshow "Starmania" und wurde damit Zweite. "Ich lebe" toppt das noch: Die Linzerin muss anfangs gar nicht selbst mitsingen, so selbstverständlich textsicher sind die Fans.

"Vielen Dank für einfach alles", sagt sie und strahlt. Der letzte Song ist, wie bei Christina Stürmer üblich, "Engel fliegen einsam". Dieser Engel wird niemals mehr allein sein, singt sie darin. Es wirkt wie ihr stimmiges Fazit nach mehr als 20 Jahren als Profimusikerin.