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HSV: Sportvorstand Jonas Boldt gefeuert – zurecht?


Kommentar zum HSV-Beben
Der HSV muss Boldt dankbar sein – musste aber endlich handeln

MeinungVon Florian Boldt

21.05.2024Lesedauer: 3 Min.
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HSV-Sportvorstand Jonas Boldt (Archivbild): Der 42-Jährige muss den Verein nach fünf Jahren verlassen.Vergrößern des Bildes
HSV-Sportvorstand Jonas Boldt (Archivbild): Der 42-Jährige muss den Verein nach fünf Jahren verlassen. (Quelle: IMAGO/Philipp Szyza)

Jonas Boldt muss den HSV verlassen. Der Sportvorstand hat es nicht geschafft, den "Dino" wieder zum Erstligisten zu machen. Gescheitert ist er trotzdem nicht.

"Wir haben unsere sportlichen Ziele in der abgelaufenen Saison klar verfehlt", hieß es vom HSV. Und zwar schon im Jahr 2019, als der Verein am direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga gescheitert war. Dieter Hecking (Trainer) und Jonas Boldt (Sportvorstand) kamen, um alles besser zu machen. Der Erstgenannte ging nach einem Jahr schon wieder, der Letztgenannte blieb – bis zu diesem 21. Mai 2024. Die Worte zum Abschied klingen ähnlich wie vor fünf Jahren: Der Aufsichtsrat habe entschieden, "dass wir nach dem sechsten verpassten Aufstieg in Folge einen neuen sportlichen Impuls brauchen und wollen", sagte Gremiumschef Michael Papenfuß.

Boldt ist weg, der HSV immer noch Zweitligist. Er hinterlässt den Verein so, wie er ihn damals übernommen hat. Oder? Auf den ersten Blick sieht das so aus, doch dieser Blick täuscht. Denn ohne Jonas Boldt stände der HSV längst nicht so gut da – selbst als kommender "Zweitliga-Dino".

Jonas Boldt brachte den HSV in ruhiges Fahrwasser

Jonas Boldt hat es geschafft, den HSV zu stabilisieren. Der Chaos-Klub, der sich in den 2010er-Jahren oft erst im Saisonfinale vor dem Abstieg retten konnte, zweimal höchst glücklich durch die Relegation taumelte, 2018 dann schließlich doch in die zweite Liga stürzte und dabei alle paar Monate viel Geld für neue Trainer und Bosse aller Art (und deren Abfindungen) ausgab, das ist der HSV längst nicht mehr. Der HSV ist seriös geworden.

Statt hoher Gehälter hat Jonas Boldt eine Gehaltsobergrenze etabliert. Teure "Altlasten" aus Bundesligazeiten mussten gehen, günstige Alternativen kamen – jung und hungrig sollten sie sein. Die Mannschaft sollte Lust auf den HSV, auf den Volkspark und möglichst auf den Aufstieg haben. Passend dazu bekam die eigene Jugend eine Chance, die Durchlässigkeit nach oben wurde gesteigert, und mit Horst Hrubesch übernahm einer die Leitung, der den HSV und den Nachwuchsfußball bestens versteht.

Unter den HSV-Profis entstand im Gespann mit Trainer Tim Walter während der Ära Boldt eine verschworene Einheit, die es so in Hamburg seit der Happel-Ära vor 40 Jahren nicht mehr gegeben hatte. Das Duo wirkte wie ein Funke, der den gesamten HSV entflammt hat – alle brannten für den Verein, auf dem Platz und auf den Tribünen.

HSV musste Entscheidung um Jonas Boldt jetzt treffen

Wirtschaftlich betrachtet geht es dem HSV heutzutage so gut wie lange nicht. Der Verein schreibt nach Jahren der Misswirtschaft wieder schwarze Zahlen oder macht kleine Gewinne. Er baut Verbindlichkeiten ab und ist für die Zukunft stabil aufgestellt. Er verträgt es, in ein siebtes Jahr in Liga zwei zu gehen und hat weiterhin die Rahmenbedingungen, um einen Aufstieg anzupeilen. Wer auf Klubs wie Schalke 04, Hertha BSC oder 1860 München blickt, ahnt, welch gewaltige Leistung das eigentlich ist. Hier hatte Jonas Boldt mit Eric Huwer, der vom Finanzdirektor zum Vorstand aufstieg, den richtigen Riecher.

Nur: Dass der HSV überhaupt einen siebten Anlauf auf die Bundesliga nehmen muss – das ist das große Problem. Nach fünf erfolglosen Versuchen unter Jonas Boldt schwand die Zustimmung im Aufsichtsrat. Diskussionen über eine mögliche Ablösung gab es schon seit Wochen, zahlreiche Namen kursierten in der Öffentlichkeit. Der HSV musste jetzt handeln, um einen Neuanfang einleiten zu können. Er braucht dafür einen Vorstand, der unumstritten ist. Der frische Ideen hat und am richtigen Rädchen dreht – wie er es sich von Stefan Kuntz erhofft. Jonas Boldt konnte das in den vergangenen Monaten nicht mehr.

Hinweis: Der Autor dieses Textes ist weder verwandt noch verschwägert mit Jonas Boldt.

Verwendete Quellen
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