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Kölner Familie stirbt bei Cessna-Absturz: Bericht zeigt dramatischen Verlauf


"Fordern sofortigen Sinkflug"
Familie stirbt bei Cessna-Absturz: Bericht zeigt dramatischen Verlauf

Von t-online, MAS

Aktualisiert am 30.11.2022Lesedauer: 4 Min.
Wrackteil der Cessna und der Verstorbene Griesemann: Die Umstände des Absturzes sind mysteriös.Vergrößern des BildesWrackteil der Cessna und der Verstorbene Griesemann: Die Umstände des Absturzes sind mysteriös. (Quelle: Montage)
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Im September kam die Kölner Familie Griesemann bei einem Cessna-Absturz ums Leben. Nun ist der Zwischenbericht da – mit traurigen Details.

Am 4. September stürzte eine Cessna auf dem Weg von Jerez in Spanien nach Köln vor der Küste Lettlands in die Ostsee. An Bord: Der Kölner Karnevalist und Unternehmer Peter Griesemann sowie seine Familie. Die Umstände des Absturzes blieben mysteriös. Nun liegt der Zwischenbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung vor, der zumindest teilweise offenbart, was an Bord geschah.

Fest steht: Es kam zu einem Druckverlust in der Kabine und zur Handlungsunfähigkeit von Peter Griesemann, seiner Frau Juliane, Tochter Lisa sowie deren Lebensgefährten Paul Föllmer. Ein tragisches Unglück, das stundenlang seinen Lauf nahm. Eine Chronik:

  • Peter Griesemann startet seine Cessna 551 am 4. September um 14.57 Uhr (deutsche Zeit) am Flughafen von Jerez in Spanien. Doch schon um 15.42 Uhr gibt es Probleme in der Kabine: "There is a problem with the air condition, request direct descending", meldet Griesemann der Flugsicherung in Madrid. ["Es gibt ein Problem mit der Klimaanlage, fordere sofortiges Sinken".]
  • Nach Rückfrage des Lotsen ergänzt Griesemann sechs Sekunden später: "Problems with air condition eh pressurization, we request rapido descending." ["Probleme mit der Klimaanlage, eh, Probleme mit dem Druckausgleich. Wir fordern sofortigen Sinkflug."] Während Griesemanns Funkspruchs seien deutliche Hintergrundgeräusche zu hören gewesen, heißt es im Bericht. Der Lotse fordert nochmals eine Bestätigung zum Sinkflug: "Confirm requesting descent?" Er erhält keine Antwort.
  • Auch weitere Fragen des Lotsen bleiben unbeantwortet. Vergeblich habe er versucht, die Cessna auf der aktiven Frequenz sowie der Notfrequenz zu erreichen. Ohne Erfolg. Um 16.06 Uhr informiert die Flugsicherung in Madrid die französische Flugsicherung in Bordeaux darüber, dass sie den Funkkontakt zu dem Privatflugzeug verloren hätten. Der Wachleiter alarmiert daraufhin die französischen Luftstreitkräfte.
  • Um 16.22 Uhr steigt eins der zwei alarmierten Jagdflugzeuge zu der Cessna 551 auf. Der Jetpilot gibt an, dass er das Kleinflugzeug zunächst aus der Entfernung und dann aus der Nähe habe beobachten können. Jedoch habe er keinen Kontakt aufnehmen können – weder über Funk noch durch Sichtzeichen. Die beiden Piloten der französischen Alarmrotte geben zudem an, dass sie keine Beschädigungen an dem Flugzeug und keine Aktivität an Bord feststellen konnten.
  • Der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung liegen Fotos der Cessna vor, die zu dem Zeitpunkt den handlungsunfähigen Piloten auf dem linken Sitz und seine an ihrem Platz im Cockpit hängende, unbenutzte Sauerstoffmaske zeigen.
  • Um 17.43 Uhr fliegt die Cessna an der luxemburgisch-deutschen Grenze nach Norden, dreht in nordöstliche Richtung und fliegt weiter in Richtung des Zielflughafens Köln-Bonn. Südlich von Euskirchen dreht die Cessna und fliegt in nordöstliche Richtung weiter. Eine Alarmrotte der deutschen Luftwaffe, die zur Begleitung des Flugzeugs gestartet war, versucht ebenfalls, Funkkontakt zu Peter Griesemann in seiner Cessna 551 herzustellen. Auch dies bleibt erfolglos.
  • Um 18.50 Uhr verlässt die Cessna nordöstlich von Rügen den deutschen Luftraum. Das Flugzeug wird von dänischen und schwedischen Alarmrotten sowie von Piloten einer Alarmrotte der Nato begleitet.
  • Gegen 19.30 Uhr beginnen die letzten Minuten des tödlichen Dramas: Die Cessna geht in einen Sinkflug über, fliegt rund zwei Minuten später in den lettischen Luftraum ein. Um 19.36 Uhr kurvt das Flugzeug nach rechts in östliche Richtung, vier Minuten später nach links. Die Cessna sei in eine "spiralförmige Flugbahn" übergegangen und stürzt schließlich um 19.45 vor dem lettischen Ventspils in die Ostsee.

Die Piloten der Nato-Alarmrotte hatten das Flugzeug bis zum Aufprall beobachtet, die Position der Unfallstelle dokumentiert, über Funk gemeldet und blieben bis zum Eintreffen erster Helfer vor Ort, heißt es in dem Zwischenbericht zum Unglück. Die Cessna wurde beim Aufprall auf die Wasseroberfläche völlig zerstört.

Die Suche nach Wrackteilen und Überlebenden wurde vom Maritime Rescue Coordination Centre (MRCC) in Riga geleitet. Auf drei größere Wrackteile sei man schließlich gestoßen: ein Rumpfstück mit Tragflächenteil und Fahrwerk, ein weiteres Tragflächenteil und ein Stück des Rumpfhecks. Das Wrack der Cessna liegt weiterhin am Grund der Ostsee. Ob es je geborgen wird, ist derzeit noch unklar.

Menschliche Überreste in der Ostsee gefunden

Neben weiteren kleineren Wrackteilen wurden auch menschliche Überreste der Familie Griesemann geborgen. Wie aus dem Bericht hervorgeht, war der 72-jährige Peter Griesemann im Besitz einer gültigen Lizenz für Berufspiloten sowie eines gültigen flugmedizinischen Tauglichkeitszeugnisses der Klasse 2 mit der Einschränkung "Korrektur für eine eingeschränkte Sehschärfe in der Ferne."

Aus der Pilotenakte des Luftfahrt-Bundesamtes habe sich außerdem ergeben, dass Griesemann eine Gesamtflugerfahrung von etwa 1.700 Stunden hatte. Die Cessna 551 hatte er vor dem Unglück circa 68 Stunden geflogen.

Cessna-Absturz: Analyse des Geschehens liegt noch nicht vor

Germout Freitag, Pressesprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, gibt auf Nachfrage von t-online an, dass es sich bei dem Zwischenbericht lediglich um den aktuellen Sachstand handle. Alle Fakten, die vorlägen, seien weder analysiert noch interpretiert worden. Das bedeutet: Keine der Informationen könne zum jetzigen Zeitpunkt Aufschluss darüber geben, was letztendlich zum Druckverlust und zum Absturz der Maschine geführt habe. Ein Abschlussbericht zum Unglück werde in einiger Zeit folgen.

Bei einer Trauerfeier im Kölner Dom haben sich im September zahlreiche Menschen von Familie Griesemann verabschiedet. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker war ebenfalls unter den Trauergästen und hatte sich in eines der Kondolenzbücher eingetragen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Germout Freitag, Pressesprecher Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung
  • Zwischenbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung
  • Eigene Recherche
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