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Köln/Düsseldorf: Henning Krautmacher über seine Umweltsünden


Henning Krautmacher im Video
Höhner-Sänger lässt sich Insekten schmecken


Aktualisiert am 28.08.2021Lesedauer: 4 Min.
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"Ich esse das": Höhner-Frontmann Henning Krautmacher experimentiert auf der MS Wissenschaft – sogar am eigenen Leib. (Quelle: t-online)

Solarzellen und E-Auto: Henning Krautmacher versucht nachhaltig zu leben. Nun geht er einen Schritt weiter und traut sich an nachhaltige Snacks: Schokolade mit Insekteneinlage.

"Gerade jetzt hat uns die Flutkatastrophe an Ahr und Erft gezeigt, wie ernst die Lage ist", sagt der Kölner Sänger Henning Krautmacher betroffen. "Wir sind jetzt wirklich gefordert, daran zu arbeiten, dass unsere Nachfolgegeneration eine lebenswerte Zukunft hat". t-online hat Krautmacher auf der MS Wissenschaft getroffen, einem Ausstellungsschiff, welches zeigt, wie der nachhaltige Umbau der Wirtschaft gelingen kann.

Henning Krautmacher hat selbst Kinder und eine Enkeltochter, wie der 64-Jährige an Bord des Schiffes erzählt. Ihm sei es daher ein Anliegen, sich um Umweltbelange zu kümmern. Schon als Kind war ihm die Natur wichtig – sein Onkel habe ihm damals den Respekt vor der Natur nahegebracht: "Onkel Willi war Gärtner und hatte ein Schild über dem Eingang zu seiner Gärtnerei, auf dem stand 'Blicke um dich. Alles wächst und blüht für dich!'" Mit diesem Bewusstsein für die Natur gehe Krautmacher durchs Leben.

Aufgewachsen auf dem Land, habe er ohnehin ein besonderes Verhältnis zur Natur, sagt er. Schwimmen gelernt hat Krautmacher in der Dhünn in Leverkusen. Er liebt den Blick vom Garten aus in die Natur. Das Landleben ist ihm deshalb näher als das Leben in der Stadt. In seiner Freizeit steht der Sänger gerne auf dem Golfplatz.

"Es gibt viel zu viele Autos"

Besonders stolz ist Krautmacher auf seine Photovoltaikanlage, wie er erzählt. "Oft schaue ich auf mein Smartphone und bin hellauf begeistert, wenn ich sehe, was meine Solaranlage an Strom produziert." In den vergangenen Rekordsommern sei er völlig autark gewesen. So trage er seinen Teil zu einer umweltfreundlicheren Lebensweise bei.

Beim Auto sieht er die umweltfreundliche Lösung weniger im E-Motor als vielmehr in der Nutzung von Wasserstoff. Überhaupt gebe es "viel zu viele Autos", für ihn sei das die größte menschliche Umweltsünde.

"Müssen Augenmerk darauf richten, wie viele Tiere am Plastikmüll sterben"

Wie können wir künftig auf fossile Rohstoffe verzichten? Wie kann Nahrung ressourcen- und flächenschonend produziert werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich auch die Ausstellung auf der MS Wissenschaft – und zeigt Lösungen. Für nahezu alles, was wir bisher aus Erdöl herstellen, hat die Wissenschaft bereits nachhaltige Alternativen gefunden. Das Öl von Morgen sind dann Gräser, Moose, Pilze oder andere Pflanzenteile.

"Hier habe ich gesehen, dass es überhaupt keinen Unterschied macht, ob etwas aus erdölbasiertem oder aus biologischem Kunststoff im 3D-Drucker hergestellt werden kann", staunt auch Krautmacher auf der Ausstellung. "Es ist hochinteressant und absolut verblüffend."

Auf der Ausstellung der MS Wissenschaft wird aber auch gezeigt: Erdöl ist für die Produktion nach wie vor billiger. Ob man für einen Fahrradhelm einen schwammartigen Pilz aufwendig züchten und in Form bringen muss oder ob man die Styroporkügelchen schnell und einfach heiß in eine Form presst, macht einen großen preislichen und zeitlichen Unterschied.

"Wirtschaftliche Interessen stehen dem Durchbruch solcher Innovationen häufig im Weg", sagt Krautmacher. "Das ist ein großes Dilemma, aus dem wir raus müssen. Schließlich müssen wir das Augenmerk auch darauf richten, wie viele Tiere am Plastikmüll sterben."

"Fridays for Future habe ich anfangs belächelt“

Laut Krautmacher müssten politisch Verantwortliche von den Lösungen, die die Wissenschaft bietet, überzeugt werden. Greta Thunberg und die Fridays for Future-Bewegung habe Krautmacher anfangs noch belächelt. "Kids, die demonstrieren, um einen Tag in der Woche schulfrei zu haben – Asche auf mein Haupt: Das war richtig blöd von mir", sagt der Kölner Sänger. "Diese Aktion hat ja nun wirklich etwas bewirkt. Greta klopft keine Sprüche. Sie ist eine Gallionsfigur."

Er selbst arbeite an seinem Umweltbewusstsein – indem er sein eigenes Verhalten immer wieder hinterfrage. "Muss ich diese kleine Geschäftsreise jetzt machen? Muss ich dazu das Auto nehmen oder ist es nicht besser, auf öffentliche Verkehrsmittel zurückzugreifen? Ist Fliegen noch vertretbar?"

Die letzte Konsequenz fehle allerdings. "Der Alltag holt einen dann schnell ein und zeigt einem die Grenzen auf", sagt Krautmacher. So war er zwar mal Veganer, hat diese Phase aber wieder beendet. Für die ganze Familie kocht er oft "gute alte Hausmannskost" und sagt, dass bei ihm zu oft Fleisch auf den Teller komme.

Und auch unterwegs passiere es ihm immer wieder, dass er doch nicht auf die Umwelt achte: "Man kann es nicht wirklich entschuldigen. Ich ertappe mich dann dabei: Haste mal eben nicht nachgedacht und das einzelne Zuckertütchen geöffnet". Das passiere, wenn man unterwegs im Hotel übernachte, sagt Krautmacher.

Alles zu verbieten und mit dem erhobenen Zeigefinger zu kommen, findet Krautmacher allerdings auch nicht richtig: "Damit retten wir die Welt erstmal nicht. Wir müssen stattdessen einen goldenen Mittelweg finden." Diesen Mittelweg sieht er zum Beispiel in der regionalen und saisonalen Küche – ein Grundsatz, dem er in seinen eigenen Kochbüchern folge. Pfifferlinge gebe es eben nur im Juli und August und Spargel müsse man nicht im Weihnachtsmenü verarbeiten.

"Ich könnte mir vorstellen, Insektenburger zu essen"

Als Fleischersatz sind Insekten besonders geeignet, zeigt die Bioökonomie-Ausstellung auf der MS Wissenschaft. Insekten zu essen wäre für den Kölner Sänger auch kein Tabu. "Ich hab so viel Vertrauen in die Wissenschaft, dass ich sage: Diese Insekten erfüllen einen gewissen Zweck – Eiweiß und Proteine", sagt Krautmacher. "Das Ganze verbunden mit etwas Leckerem... und diese kleinen Tierchen schmecken nach gar nichts. Es überwiegt das Leckere, Süße", erklärt der Musiker. "Ich könnte mir auch vorstellen, einen Insektenburger zu essen." Krautmacher zweifelt jedoch, ob andere Verbraucher sich auch davon überzeugen ließen.

Sich über die Folgen der Nahrungsmittelproduktion bewusst zu werden, ist für Krautmacher der erste Schritt zum umweltfreundlichen Leben. Er ist überzeugt, dass die Menschen auch durch ihn darüber nachdenken, was sie als Einzelne zum Umweltschutz beitragen können. "Ich denke schon, dass wir Leute da erreichen, wo es wichtig ist, nämlich im Herzen," sagt der Höhner-Sänger. "Wenn wir die Liebe nicht hätten – und zwar die Liebe zum Leben, dann könnten wir gar nicht überleben."

Verwendete Quellen
  • Besuch des Ausstellungsschiffes MS Wissenschaft
  • Gespräch mit Henning Krautmacher
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