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Präsenzpflicht an Kölner Schulen: "Mittlerweile ist es mir egal"


Präsenzpflicht an Schulen trotz Omikron
"Das geht seit zwei Jahren so – mittlerweile ist es mir egal"


06.01.2022Lesedauer: 3 Min.
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Lehrerin mit dicker Winterjacke und Mund-Nasen-Schutz im Unterricht (Symbolbild): Schüler müssen sich jetzt warm anziehen – am Montag starten NRWs Schulen im Präsenzmodus.Vergrößern des Bildes
Lehrerin mit dicker Winterjacke und Mund-Nasen-Schutz im Unterricht (Symbolbild): Schüler müssen sich jetzt warm anziehen – am Montag starten NRWs Schulen im Präsenzmodus. (Quelle: Michael Weber/imago-images-bilder)

Hunderterinzidenzen, Omikron und die Präsenzpflicht an NRWs Schulen – wie geht das zusammen? Schülerinnen und Schüler berichten, mit welchen Gefühlen sie nach den Weihnachtsferien in den Unterricht starten.

Während die Kölner Inzidenz weit über 200 liegt und immer mehr Omikron-Fälle bekannt werden, geht am Montag in ganz NRW die Schule los – in Präsenz. Was bei vielen Eltern für Diskussionsstoff sorgt, interessiert manch einen Schüler schon lange nicht mehr.

"Anfangs fand ich es doof, wieder in die Schule zu müssen. Mittlerweile finde ich es aber gut", sagt Hannah Ude (16), Schülerin am Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Köln-Wahn. "Während des Online-Unterrichts habe ich so viel verpasst – da kann ich sonst auch gleich die Schule abbrechen."

Erst zur zehnten Klasse ist sie ans Gymnasium gewechselt, in Pandemiezeiten eine besonders schwere Umstellung. Das letzte Jahr an der alten Realschule fand fast komplett online statt. "Ich war zwar immer anwesend, aber da saß ich dann im Bett und war abgelenkt. Zu Hause hat man einfach gar keine Lust, irgendwas zu machen", klagt sie.

Schülerin in Köln: Präsenzpflicht nur in den Abiturjahrgängen sinnvoll

Josi von der Aa (17), Schülerin der Q1 am Stadtgymnasium Köln-Porz, geht es ähnlich. "Während des Online-Unterrichts sind viele beim Stoff nicht mitgekommen und dann auch sitzen geblieben. Deshalb finde ich es wichtig, dass gerade die Oberstufenschüler zur Abiturvorbereitung in die Schule können."

Bei den jüngeren Stufen spricht sie sich gegen eine Präsenzpflicht aus. "Die sind teilweise 30 Schüler in einer Klasse. Laut unseren Lehrern gab es gerade in den fünften und sechsten Klassen bereits viele Infektionsfälle."

Eine Präsenzpflicht hält Petra W., Grundschullehrerin in Hürth, bei den Jüngsten hingegen für besonders wichtig. "Ich habe gerade ein erstes Schuljahr übernommen. Ich hätte ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich das online mit denen machen sollte", sagt sie. "Als wir das letzte Mal Distanzunterricht hatten, sind einige Schüler völlig abgehängt worden."

"Das kann man irgendwann nicht mehr nachholen"

"Man kann Bildung nicht einfach stoppen", meint Andrej Kremer (17), der mit Josi in dieselbe Stufe geht. "Das Versäumte kann man irgendwann nicht mehr nachholen." Die Rückkehr zur Präsenzpflicht findet auch er sinnvoll, einfach macht das die Situation noch lange nicht.

"Bei uns auf der Schule haben wir gar keine Luftreiniger bekommen, nur zwischendurch hatten wir mal zwei Stück", berichtet Josi von den Maßnahmen an ihrer gemeinsamen Schule. Stattdessen hätten sie im Klassenzimmer permanent gelüftet. "Im Winter ist teilweise sogar die Heizung ausgefallen, da war Unterricht dann nicht so gut möglich."

Luftreiniger gibt es an Hannahs Schule ebenfalls keine, auch hier setzt man auf Lüften. Grundschullehrerin W. dagegen ist froh, dass ihr die Lüftungsanlagen bislang erspart blieben: "Die Dinger sind mega laut", sagt sie. "Da verstehst du kein Wort mehr, was im Unterricht gesprochen wird – und in einer Grundschulklasse ist es ja sowieso schon laut genug."

Händewaschen auf Kosten des Unterrichts

Bleibt also nur: Zweimal die Woche testen, Maske tragen und Hände waschen. Letzteres haben Josis Lehrer mittlerweile größtenteils aufgegeben. "Das hat jedes Mal so lange gedauert, dass eine Menge Unterrichtszeit flöten gegangen ist", berichtet sie. "Jetzt müssen wir uns vor jeder Stunde eigenständig die Hände desinfizieren."

"Die Maske ist schon nervig", meint Andrej. "Nach zwei Stunden Unterricht kriegt man von dem Sauerstoffmangel Kopfschmerzen und mir ist sogar einmal schlecht geworden." Dass es eine Maskenpflicht gebe, finde er trotzdem gut.

Die umzusetzen, sei vor allem bei den Grundschulkindern problematisch, erzählt W. "Die geben sich zwar Mühe, aber die Masken tragen die oft nicht richtig", sagt sie. "Einmal hat mich ein Kind aus der ersten Klasse gefragt: 'Frau W., kannst du bitte deine Maske ausziehen? Ich würde gerne mal dein Gesicht sehen.' Das fand ich ganz furchtbar."

"Omikron macht mir keine Angst"

Daran, dass sie – trotz dreifacher Impfung – irgendwann an dem Virus erkranken wird, hegt Petra W. keinen Zweifel. "Wirklich geschützt fühle ich mich nicht", sagt sie. "Abstand halten kannst du bei uns in der Offenen Ganztagsschule beispielsweise völlig vergessen. Du kannst Sitzpläne machen, ja – aber halten tut sich daran keiner."

Auch Hannah ist der Corona-Regeln müde geworden, die Sorge vor Omikron tritt bisweilen in den Hintergrund. "Natürlich mache ich mir meine Gedanken, es sind auch schon ein paar Schüler bei uns positiv getestet worden", sagt sie. "Aber das Ganze geht jetzt seit zwei Jahren so. Mittlerweile ist es mir egal." Seit Mitte Dezember ist sie immerhin durchgeimpft.

Andrej, selbst zweifach geimpft, meint, dass ihm Omikron keine Angst mache. "Ich glaube, die Politiker legen einen großen Wert auf unseren Bildungsstand und mit Maßnahmen wie der Maskenpflicht wird ja auch versucht, die Inzidenzen in den Schulen zu drücken." Allerdings: "Wenn die Maßnahmen früher strikter gemacht worden wären, hätte man die jetzige Situation vielleicht verhindern können."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Gespräche mit Hannah Ude, Josi von der Aa, Andrej Kremer und Petra W. via Telefon
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