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Kölner Gastronom zu Speiseölmangel: "Wir nehmen Pommes von der Karte"


Speiseölmangel in Kölner Lokalen
"Ab dem 1. April nehmen wir Pommes von der Karte"

Von Mareike Thuilot

Aktualisiert am 28.03.2022Lesedauer: 3 Min.
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Drei Tüten Pommes frites: Für viele Menschen gehören Pommes einfach dazu – als Beilage oder manchmal sogar als Hauptspeise. Die Speiseölknappheit könnte auch Einfluss auf das Angebot der frittierten Kartoffeln haben.Vergrößern des Bildes
Drei Tüten Pommes frites: Für viele Menschen gehören Pommes einfach dazu – als Beilage oder manchmal sogar als Hauptspeise. Die Speiseölknappheit könnte auch Einfluss auf das Angebot der frittierten Kartoffeln haben. (Quelle: Jan Bechberger/imago-images-bilder)

Viele Speiseöl-Regale im Supermarkt sind leer, Großhändler rationieren Sonnenblumenöl. Das braucht die Gastronomie aber zum Frittieren von Pommes, Schnitzel & Co. Werden die beliebten Brauhausgerichte in Köln jetzt teurer?

Die deutschen Vorräte an Sonnenblumenöl reichen voraussichtlich noch wenige Wochen, davon geht der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid) aus. Nachschub gibt es wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine aktuell kaum, denn beide Länder sind die weltweit wichtigsten Exporteure von Sonnenblumenöl.

Mittlerweile ist der Ölmangel auch in der Kölner Gastronomie angekommen. In vielen Brauhäusern und Biergärten stehen Pommes und Schnitzel ganz oben auf der Speisekarte. Jetzt gibt es in vielen Betrieben Krisensitzungen und Pläne, um mit der Situation umzugehen. Einen radikalen Schritt hat etwa das beliebte Brauhaus "Gaffel am Dom" am Kölner Hauptbahnhof beschlossen: "Ab dem 1. April nehmen wir Pommes von der Karte", erklärt Geschäftsführer Erwin Ott.

Kölner Gastronom: 100 Liter Speiseöl in der Woche

Die Küche brauche 100 Liter Speiseöl in der Woche, "durch die strenge Lieferrationierung erhalten wir nur noch 30 Prozent der üblichen Mengen und könne das nicht mehr leisten." Vielleicht für manche ein kleiner Trost: Reibekuchen, "Rievkooche" op kölsch, soll es als reduziertes Angebot weiter geben, Pommes könnten durch Bratkartoffeln ersetzt werden. Das Motto "Öl sparen, wo es nur geht" betrifft allerdings nicht nur frittierte Gerichte, auch Salat will die Brauhausküche zukünftig nur noch mit Joghurt- statt mit Essig-Öl-Dressing anbieten.

Die Speiseölknappheit betrifft längst nicht mehr nur Sonnenblumenöl. Wer in Kölner Supermärkten nach Alternativen sucht, stellt schnell fest: Auch Olivenöl und Rapsöl sind Mangelware. Das hat vor allem etwas mit den Käufern zu tun. Viele decken sich jetzt mit Speiseölvorräten ein, manche versuchen sogar, ihre Autos wegen der hohen Spritpreise damit zu betanken. Die Lieferketten kommen bei der hohen Nachfrage nicht hinterher.

Ein weiterer Schritt seien Preiserhöhungen, erklärt Ott. Die Lage werde sich weiter verschärfen, glaubt er, perspektivisch müsse er die Preise wohl anheben. Dabei beträfen Preissteigerungen auch andere Lebensmittel. So sei beispielsweise Schweinefleisch um 35 Prozent teurer geworden.

"Wir sind vorgewarnt, die Ölkrise ist auch bei uns absehbar"

Auch im hippen Burgerladen "Hornochse" in Nippes ist das Problem bereits präsent, wenn auch noch nicht ganz so akut. "Wir sind vorgewarnt, die Ölkrise ist auch bei uns absehbar", sagt Felix Noyaner, Betreiber des Imbisses auf der Neusser Straße, während der gut besuchten Mittagszeit. Damit kein Gastronomiebetrieb Öl in großen Mengen hamstert, könne auch er nur noch kleinere Mengen Speiseöl bestellen.

Bis jetzt komme er noch damit aus, aber große Vorräte habe er nicht. Wenn die Rationierung bald noch strenger werde, könne er keine Pommes mehr anbieten – auch wenn das frittierte Lieblingsgericht vieler Deutschen zum Standardangebot im Burgerladen gehört.

Wenn es so weit ist, will auch er sich Alternativen überlegen: "Ich werde Pommes vielleicht durch Bratkartoffeln ersetzen, die ich hier auf meiner Platte heiß machen kann, oder Kartoffelpüree." Da die Speiseöl- und Lebensmittelpreise teilweise stark gestiegen seien und er mit einem weiteren Anstieg rechne, müsse auch er wahrscheinlich bald die Preise erhöhen. "Wenn sich die Lage weiter verschärft, ist das unausweichlich", erklärt er.

Angespannte Marktlage durch Logistikprobleme und Missernte

94 Prozent des Sonnenblumenöls deckt Deutschland über Importe, mit 51 Prozent ist die Ukraine einer der weltweit größten Exporteure von Sonnenblumenöl. Auch Raps wird in der Ukraine und in Russland in großen Mengen angebaut.

Was viele Privatkonsumenten nicht mitbekommen haben: Der Speiseölmarkt war schon vor der Invasion angespannt, Grund waren logistische Probleme wegen Corona und eine Missernte in Kanada. Lieferprobleme und ein Anstieg der Lebensmittelpreise betreffen mehr oder weniger alle Kölner Gastronomiebetriebe. Kölnerinnen und Kölner müssen sich also auf einen Sommer einstellen, in dem es nach der Fahrradtour statt Pommes vielleicht Bratkartoffeln gibt.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Jürgen Ott und Felix Noyaner
  • Eigene Recherchen
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