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Filmemacher in Köln wegen Stalking vor Gericht


Bedroht, genötigt, erpresst
Filmemacher wegen Stalking vor Gericht


Aktualisiert am 24.05.2022Lesedauer: 3 Min.
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Gerichtsakten (Symbolbild): "Er sagte, [...] er würde mich, meine ganze Familie und alle meine Freunde umbringen", berichtet die Zeugin vor Gericht.Vergrößern des Bildes
Gerichtsakten (Symbolbild): "Er sagte, [...] er würde mich, meine ganze Familie und alle meine Freunde umbringen", berichtet die Zeugin vor Gericht. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)

Ein 39-jähriger Filmemacher soll seine frühere Lebensgefährtin bedroht, genötigt und erpresst haben. Nun wird der Fall vor dem Kölner Landgericht verhandelt.

Verunsicherung ließ der Mann nicht erkennen, der am Montag vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts auf der Anklagebank saß. Weitschweifig berichtete er von seinen Auslandsreisen und Filmprojekten der vergangenen Jahre.

Eigenen Aussagen zufolge ist der 39-jährige Postverkehrskaufmann und Regisseur. Die Kölner Staatsanwaltschaft wirft ihm Nachstellung in 1.170 Fällen, außerdem räuberische Erpressung, Drohung und Nötigung vor.

Das mutmaßliche Opfer ist seine ehemalige Lebensgefährtin. Die 26-jährige Krankenpflegerin hatte den Angeklagten als Patienten kennengelernt, als er sich im Frühjahr 2020 wegen seiner Drogensucht in eine therapeutische Klinik begeben hatte.

Landgericht Köln: Angeklagter drohte mit Berufsverbot

Weinend kommentierte die junge Frau im Zeugenstand, wie der Angeklagte das Dilemma ausgenutzt habe, in das sie sich mit der Beziehung gebracht hatte: "Natürlich war es unprofessionell, was ich gemacht habe, weil er ein ehemaliger Patient ist. Er hat immer wieder gedroht, dass er bei meinem Arbeitgeber Bescheid sagen würde, und dass ich dann nie mehr als Krankenpflegerin arbeiten könnte."

So habe sie sich während der Beziehung immer wieder dazu nötigen lassen, dem Angeklagten Geld für seinen Drogenkonsum zu geben. Zunächst sei es eine schöne gemeinsame Zeit gewesen. Ihr habe imponiert, wie der Mann sich vermeintlich seinen Problemen gestellt habe. "Aber irgendwann habe ich gemerkt: Es ist nur reden, reden, reden. Ich wurde immer mehr zur Geldbörse für ihn."

Todesdrohungen gegen Partnerin, Eltern und Freunde

Mit der Zeit seien die Drohungen des Mannes immer schlimmer geworden: "Er sagte, wenn ich es jemals wagen würde, ihn zu verlassen, würde er mich, meine ganze Familie und alle meine Freunde umbringen."

Einmal habe er aus Zorn darüber, dass sie ihn nicht zu seinem Dealer fahren wollte, Petroleum in der gemeinsamen Wohnung vergossen. Nur mit Mühe habe sie ihn davon abhalten können, ein Feuerzeug daran zu halten.

Ein anderes Mal habe er wie wild mit einem Messer auf ihre Matratze eingestochen. Aus Angst vor den Drohungen des Partners und vor kritischen Reaktionen ihres Umfeldes habe sie sich nicht getraut, ihre Familie ins Vertrauen zu ziehen.

Mutmaßliches Opfer nutzte Familienbesuch zur Flucht

Als im Juli 2021 unerwartet ihre Familie vor der Tür gestanden habe, während ihr Partner gerade bei einem Freund war, habe sie die Gelegenheit ergriffen: "Wir haben alles aus der Wohnung geräumt und sind gefahren."

Noch am gleichen Abend sei sie am Wohnort ihrer Eltern zur Polizei gegangen. Obwohl sie zeitnah auch ein Kontaktverbot erwirkte, soll der 39-Jährige bis zum Dezember 2021 noch 1.170-mal versucht haben, sie telefonisch oder per Mail zu kontaktieren.

Die Mails enthalten laut Anklage Beleidigungen und massive Drohungen, etwa diese: "Wenn ich dich noch einmal sehe, vor Gericht, töte ich dich und deine Mutter."

Angeklagter will Richter "Grenzen aufzeigen"

Der Angeklagte wurde vor einigen Jahren verurteilt, weil er eine frühere Partnerin, die sich von ihm getrennt hatte, bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt hatte.

Im Zusammenhang damit sei eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert worden, so der Vorsitzende Richter: Es sei daher auch die Unterbringung des Angeklagten in einem psychiatrischen Krankenhaus denkbar.

Auf die Frage des Gerichts, ob er angesichts der Gewalttat aus 2010 und der jetzt angeklagten Todesdrohungen gegen eine frühere Partnerin ein generelles Problem bei sich sehe, antwortete der Angeklagte: "Da muss ich jetzt mal Grenzen aufzeigen. Hätte man sich mehr mit mir auseinandergesetzt, wäre 2010 nichts passiert. Dann drohen Sie mir mit Unterbringung, irgendwann ist es auch mal gut." Emotionale Instabilität sei bei ihm vorhanden, ohne Drogen würde diese allerdings nicht ausbrechen.

Angeklagter will Petroleum aus Versehen vergossen haben

Er gab zu, dass er die Krankenschwester häufig bedroht habe, allerdings sei er dabei nie konkret geworden: "Eine Situation, in der ich gesagt habe: 'Gib mir Geld, sonst mache ich das und das', die gab es das ganze Jahr über nicht."

Vielmehr habe er der jungen Frau Geld aus seinem eigenen Vermögen gegeben, damit sie es ihm stückweise aushändige und er immer nur in überschaubaren Mengen Drogen kaufen könne.

Die Petroleumflasche habe er mit einem unkontrollierten Fußtritt umgestoßen, wodurch sie zerbrochen sei und sich ihr Inhalt von allein über den Boden ergossen habe. Ein Feuerzeug habe er bei der Gelegenheit in der Hand gehabt, weil er gerade habe rauchen wollen. Eine Entscheidung zur Sache soll am 2. Juni gefällt werden.

Verwendete Quellen
  • Besuch der Gerichtsverhandlung
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