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Energiekrise: Wasserrationierung und Co. – so sparen Deutschlands Städte Gas


Einschneidende Maßnahmen
So wollen Deutschlands Städte Gas einsparen

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Wegen des Krieges in der Ukraine sind die Energiepreise explodiert: Deutsche Städte müssen sparen.Vergrößern des Bildes
Wegen des Krieges in der Ukraine sind die Energiepreise explodiert: Deutsche Städte müssen sparen. (Quelle: t-online)

Geschlossene Hallenbäder, rationiertes Warmwasser, gedrosselte Heizungen: So bereiten sich Deutschlands Städte auf die Energiekrise in Deutschland vor.

"Geschlossen" hängt an der Eingangstür des Nordostbad in Nürnberg. Eigentlich wäre hier gerade Hochbetrieb. Doch die deutschlandweite Energiekrise ist auch in Nürnberg angekommen. Die Stadt Nürnberg schließt über die Sommermonate einen Großteil ihrer Hallenbäder. Dazu sieht sich die Stadtspitze angesichts der Lage, bedingt durch den Ukraine-Krieg, gezwungen. Auch andere deutsche Städte sehen sich zu Einschränkungen gezwungen.

Nürnberg schließt Hallenbäder

"Die Lage ist ernst", sagt Nürnbergs zuständiger Bürgermeister Christian Vogel in einer Pressemitteilung. "Klar ist: Wir müssen Energie einsparen." Klar sei außerdem auch, dass eine merkliche Einsparung nicht ohne Einschnitte und Unannehmlichkeiten einhergehe. Deshalb schließt die Stadt im Sommer einen Großteil ihrer Hallenbäder. Am Freitag sorgte die Nachricht bundesweit für Aufsehen. "Wir wollen in der Krise ein Signal setzen", so Joachim Lächele, der zweite Werkleiter des städtischen Eigenbetriebs NürnbergBad. Bäder seien sehr energieintensiv. Ihre Schließungen ein Beitrag, um für volle Energiespeicher im Winter vorzusorgen.

München überbrückt mit Kohle

In München schließen die Hallenbäder zwar noch nicht, allerdings wurde die Mindesttemperatur in den Freibädern und bei den Außenbecken der Hallenbäder um vier bis fünf Grad abgesenkt. Hinsichtlich weiterer Schritte, was den Betrieb von Bädern, Saunen und des Prinzregenten-Eislaufstadions betrifft, werden derzeit intern verschiedene Szenarien ergebnisoffen diskutiert, schreiben die Stadtwerke auf Anfrage von t-online.

Zudem verschiebt die Stadt München die ursprünglich für die kommende Heizperiode geplante Umstellung des Kohleblocks im HKW Nord auf Erdgas und bereitet ihn so vor, dass er möglichst viel auffangen kann, so die Stadtwerke "Der Block ist sehr leistungsfähig und könnte mehr Wärme und Strom erzeugen als in den vergangenen Jahren." Darüber hinaus reaktivieren die SWM zwei eigentlich schon stillgelegte Ölbrenner an Heizwerken.

Kürzer duschen und weniger heizen in Berlin

In Berlin will beispielsweise der Bundestag künftig mehr Energie einsparen. Der Ältestenrat beschloss am Donnerstag, dass die Büroräume für Abgeordnete im Winter nur noch auf 20 statt bisher 22 Grad erwärmt werden sollen. Sorgten die Klimaanlagen bisher im Sommer je nach Außentemperatur für 24 bis 26 Grad, werden es künftig 26 bis 28 Grad sein.

Der Berliner Senat hat eine eigene Taskforce eingerichtet. "Das Ziel ist, durch alle Senatsverwaltungen spätestens bis August weitere Sparpotenziale von mindestens zehn Prozent zu identifizieren", erklärte Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos). Die Funktionsfähigkeit der Behörden und der Arbeitsschutz müssten gewahrt bleiben, „aber sonst sehe ich keine Tabus", sagte Schwarz.

Diesem Appell schließt sich auch der Gasag-Chef Georg Friedrich an. Im Interview mit der "Berliner Zeitung" bittet er Berliner Kunden etwa kürzer zu duschen, zu spülen oder Hände zu waschen. Auch das Absenken der Raumtemperatur in den Wohnungen könne helfen. "Schon ein Grad Raumtemperatur weniger spart bis zu sieben Prozent am Energieverbrauch."

Hamburg plant das Warmwasser zu rationieren

Im Fall eines Gas-Notstandes plant Hamburg eine Begrenzung des Warmwassers für private Haushalte. "In einer akuten Gasmangellage könnte warmes Wasser in einem Notfall nur zu bestimmten Tageszeiten zur Verfügung gestellt werden", sagte Umweltsenator Jens Kerstan Anfang Juli der "Welt am Sonntag". Auch eine generelle Absenkung der maximalen Raumtemperatur im Fernwärmenetz käme in Betracht.

In der Folge hat das Unternehmen Bäderland, die städtische Betreibergesellschaft für öffentliche Schwimmbäder, die Wassertemperatur der beheizten Ganzjahresfreibäder um drei Grad von 28 auf 25 Grad Celsius gesenkt. "Die drei Grad sind für den Gast im Sommer kein spürbarer Effekt. Aber es spart eben Gas ein", sagte Bäderland-Sprecher Michael Dietel der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.

In Bremen soll die Heiztemperatur gedrosselt werden

Der Immobilienkonzern Vonovia will voraussichtlich ab August nachts die Heiztemperatur in seinen etwa 11.000 Bremer Mietwohnungen auf höchstens 17 Grad drosseln. Dies gilt dann in der Zeit von 23 bis 6 Uhr. Tagsüber sollen Mieter uneingeschränkt heizen dürfen. Laut Carsten Ens, Sprecher des Verbands für Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen, seien für die Zukunft auch weitere Maßnahmen nicht ausgeschlossen, dazu könnte auch die Einschränkung der Warmwasserversorgung zählen. Aktuell treffe man aber noch keine konkreten Vorbereitungen.

Köln plant Maßnahmenkatalog bis August

In Köln heißt es derzeit noch: abwarten. Im August will die Stadt einen Maßnahmenplan zu zusätzlichen Energieeinsparungsmöglichkeiten in städtischen Gebäuden vorlegen. Derzeit befinde sich dieser noch in der internen Abstimmung, teilt Stadtsprecherin Nicole Trum auf Anfrage von t-online mit. "Grundsätzlich wird in städtischen Gebäuden schon seit Langem Energie nur eingesetzt, wenn sie nötig und sinnvoll ist.

Der städtische Energieversorger Rhein-Energie informiert derweil seine Kunden über Einsparpotenziale. Allerdings: "Wie für die Jahreszeit üblich, ist der Verbrauch aktuell gering. Gleiches gilt – urlaubsbedingt – für die Nachfrage aus dem Gewerbe und der Industrie", sagt Unternehmenssprecher Adrian Bolz t-online. Deshalb müsse derzeit auch kaum Energie produziert werden.

Kaltwasser in Turnhallen im Lahn-Dill-Kreis bei Frankfurt am Main

Der hessische Landtag hat angekündigt, die Temperaturen während der nächsten Heizperiode abzusenken. Es werde derzeit ein Maßnahmenbündel zur Energieeinsparung erstellt, teilte der Landtag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden mit. Zur Umsetzung der Pläne werde auch ein Energieberater beauftragt. Bereits vor einigen Wochen war der Lahn-Dill-Kreis mit massivem Beispiel vorangegangen: Seit Anfang Juni fließt in den Turnhallen des Lahn-Dill-Kreises nur noch Kaltwasser, um Energie zu sparen. Die Parteien kritisieren diese Entscheidung der Gemeinde.

Weitere hessische Kommunen planen, Energie einzusparen: Bereits seit voriger Woche bleiben die Türen des Hallenbads Badezentrum in der Ringallee bis zum Ende der Freibadsaison für die Öffentlichkeit geschlossen. Das gilt für den regulären Badebetrieb und die Sauna. Wer baden will, soll einfach das Freibad nebenan nutzen. Damit möchte der Betreiber einem möglichen Gasmangel im Winter vorbeugen.

Verwendete Quellen
  • Mitteilung der Stadtwerke München vom 12.07.2022
  • Stadt Nürnberg: Pressemitteilung und Anfrage
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