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Wie beim 9-Euro-Ticket? Münchner Aktivisten warnen vor Chaos beim 49-Euro-Ticket


Zustände wie vor einem Jahr?
Aktivisten warnen vor 49-Euro-Chaos

Von Christof Paulus

17.04.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein brechend voller Zug im vergangenen Sommer (Archivbild): Weil so viele Menschen damals das 9-Euro-Ticket nutzten, waren vollgepackte Züge damals an der Tagesordnung.Vergrößern des Bildes
Ein brechend voller Zug im vergangenen Sommer (Archivbild): Weil so viele Menschen das 9-Euro-Ticket nutzten, waren vollgepackte Züge damals an der Tagesordnung. (Quelle: IMAGO / blickwinkel)

Schon vor dem 9-Euro-Ticket warnten Münchner Aktivisten vor Chaos. Sie sollten Recht behalten – und sind auch mit Blick auf das Deutschland-Ticket skeptisch.

Das 9-Euro-Ticket war derart beliebt und erfolgreich, dass die Bundesregierung ein Jahr später ein Nachfolgemodell ausgearbeitet hat. Für nun 49 Euro im Monat können Fahrgäste ab Mai in ganz Deutschland mit Regionalbahnen fahren. Doch das Angebot im Vorjahr hatte auch Schattenseiten. Züge waren etwa derart überfüllt, dass Verspätungen und Ausfälle an der Tagesordnung waren. Ein Münchner Fahrgastverband hatte das bereits Wochen vor Einführung des Tickets vorhergesehen – und sendet auch jetzt Alarmsignale.

"Wir fordern permanent, dass die Infrastruktur nicht vergessen werden darf", sagt Stefan Hofmeir, einer der Sprecher der "Aktion Münchner Fahrgäste", im Gespräch mit t-online. Die Aktivisten setzen sich in der bayerischen Landeshauptstadt für Belange im Nahverkehr ein. All das, was am Verkehrsnetz im Nah- und Regionalverkehr in den vergangenen Jahren getan wurde, "gleicht eher einem Streichkonzert", sagt Hofmeir.

Zu wenig Fahrzeuge und Gleise für 49-Euro-Ticket in München

Soll heißen: Ausgebaut worden sei die Infrastruktur nicht, eher sei das Gegenteil der Fall. Auch in den vergangenen Monaten, zwischen 9- und 49-Euro-Ticket, habe niemand investieren können. Mit den vergünstigten Tickets seien die Einnahmen auf der Schiene zudem gesunken – was es zusätzlich schwer mache, Geld für die Infrastruktur in die Hand zu nehmen.

Schon vor Einführung des 9-Euro-Tickets hatte Hofmeir gesagt: "Dieses Ticket wird bei den Verkehrsunternehmen einen großen Kraftakt erfordern und Vollauslastung in den Bussen und Bahnen bedeuten." Der Grund: So kurzfristig könnten keine zusätzlichen Züge und Busse beschafft und eingesetzt werden. Damals hatte kaum jemand die drohenden Probleme auf dem Schirm, die das günstige Ticket mit sich bringen sollte. Doch Hofmeir sollte Recht behalten. Was erwartet er nun?

"Auch das 49-Euro-Ticket macht es natürlich viel interessanter als zuvor, mit Bus und Bahn zu fahren", sagt er. So kostet etwa ein Monatsticket für München aktuell 63,20 Euro. Ein Monatsticket für den gesamten Münchner Verkehrsverbund, der auch das Umland umfasst, liegt sogar bei 242,70 Euro. Ab Mai kommt man für weniger Geld also durch ganz Deutschland. Dass das Deutschlandticket für 49 Euro beliebter werden dürfte als die bisherigen Monatstickets, liegt auf der Hand.

Wie beliebt wird das 49-Euro-Ticket in Bayern?

Ob es jedoch auf die gleich hohe Nachfrage stößt wie das 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer, bezweifelt Hofmeir. Mit den "massenhaften Überfüllungen" und den ständig "total engen Fahrten" in den Regionalbahnen wie im vergangenen Jahr rechnet er daher nicht. Zu den Hauptverkehrszeiten in der Früh oder in den Regionalbahnen am Wochenende in Richtung Freizeitregionen werde es dennoch enorm viel, glaubt er.

"Da erwartet uns sicher ein mindestens kleiner Ansturm auf die Züge", sagt er. Angesichts der Tatsache, dass im vergangenen Jahr täglich über Dutzende Vorfälle berichtet wurde, in denen Fahrgäste aus überfüllten Zügen geworfen wurden und die deshalb oder wegen verspäteter Züge teils Stunden zu spät an ihrem Ziel ankamen, klingt jedoch auch die weniger dramatische Prognose nach Chaos. Dennoch: Für Hofmeir ist das unumgänglich.

Wie sich die Bahn-Infrastruktur verbessern könnte

"Ich habe gelernt, dass es in den Verkehrsunternehmen mit ihrer behördenähnlichen Struktur nicht anders funktioniert", sagt er. Der Ausbau der Infrastruktur dauere lange, und funktioniere nur auf öffentlichen Druck. Dass also erst das Schienennetz und die Fahrzeugflotte ausgebaut und erst in einem zweiten Schritt die Tickets vergünstigt werden, um mehr Fahrgäste anzulocken, erscheint ihm unrealistisch.

Erfolg in seinem Vorhaben, mehr Menschen auf die Schiene zu bringen, verspricht er sich nur umgekehrt: Also indem das günstige Angebot eines 9- oder 49-Euro-Tickets zeigen, dass die Nachfrage nach öffentlichen Verkehrsmitteln hoch ist – und die Infrastruktur als Reaktion darauf ausgebaut wird. Am Bahn-Chaos dürfte auf dem Weg dorthin kein Vorbeikommen sein.

Verwendete Quellen
  • Aktion Münchner Fahrgäste: Pressemitteilung vom 24. März 2022
  • Gespräch mit Stefan Hofmeir
  • ZDF: "Fahrgastverband: Bahn-Chaos war vorhersehbar"
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