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Hubert Aiwanger: Vom Bauernhof in die große Politik


Vom Bauernhof in die große Politik
Das Leben des Skandalpolitikers Aiwanger

Von Jannik Läkamp

02.09.2023Lesedauer: 4 Min.
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Hubert Aiwanger: Der Druck steigt.Vergrößern des Bildes
Hubert Aiwanger: Der Druck steigt. (Quelle: IMAGO/Stephan Goerlich)

Hubert Aiwanger steht in der Kritik, wie noch nie. Aber wer ist der Mann eigentlich? t-online hat nachgeforscht.

Präsent in den Medien ist Hubert Aiwanger, das muss man ihm lassen. Nur ist er das wohl aus anderen Gründen, als der Bundesvorsitzende der Freien Wähler (FW) und Bayern-Vize sich das gewünscht hätte. Recherchen der Süddeutschen Zeitung (SZ) legten nahe, dass Aiwanger womöglich zu Schulzeiten der Verfasser eines rechtsextremen Pamphlets war. Von einem Wettbewerb war darin die Rede, Hauptpreis: ein "Freiflug durch den Schornstein in Auschwitz". Aiwanger dementierte, der Autor gewesen zu sein.

Kurz darauf gab sein Bruder Helmut, Betreiber eines Waffenladens, an, den menschenverachtenden Text verfasst zu haben. Neben ihm hat der Politiker noch eine rund zehn Jahre jüngere Schwester. Hubert Aiwanger gab jedoch zu, dass "eine oder mehrere" Ausgaben des Pamphlets in seinem Rucksack gefunden wurden. Als Strafe dafür hätte er ein Referat über das Dritte Reich halten müssen. Seitdem wird viel über die Schulzeit des Politikers gesprochen. Aber was ist noch über den Mann bekannt? t-online hat nachgeforscht.

Aiwanger wurde am 26. Januar 1971 in Ergoldsbach geboren. Aufgewachsen ist er auf dem Hof seiner Eltern in Rahrsdorf, einem Stadtteil von Rottenburg an der Laaber im Landkreis Landshut. Ein Weiler mit wenigen Dutzend Einwohnern. Gezüchtet wurden auf dem Hof wohl vor allem Schweine. Laut dem "Münchner Merkur" hatte Aiwanger eine "Kindheit geprägt von Disziplin und Arbeit". Er wisse, was es heißt, hart zu arbeiten, sagte er der "Münchner Kirchenzeitung". Dennoch sei er damals ehrgeizig gewesen, habe versucht, Geld zu verdienen. "Natürlich habe auch ich in meiner Jugend hauptsächlich des Lohnes wegen gearbeitet, damit man als junger Bursche in der Clique mithalten konnte. Auch zu einem möglichst guten Ruf hat man nicht Nein gesagt", sagte der dem Kirchenblatt.

Hubert Aiwanger: Im Gymnasium fiel er offenbar negativ auf

1977 bis 1981 ging er zur Grundschule, wie der Website Aiwangers zu entnehmen ist.

Danach ging Aiwanger auf das Burkhardt-Gymnasium in Mallersdorf. Hier ereignete sich der Zwischenfall mit der rechtsradikalen Hetzschrift. Auch sprachen Mitschüler von Hitlergrüßen im Klassenraum, einer Ausgabe von "Mein Kampf" in Aiwangers Schultasche. Auch das gab der Politiker nicht zu. Andere Mitschüler und Lehrer beschrieben ihn laut "Spiegel" als freundlich, zurückhaltend, umgänglich, fürsorglich, gründlich und gewissenhaft. Das Abitur absolvierte Aiwanger recht erfolgreich mit 1,9, wie der "Münchner Merkur" berichtete.

In einem Interview mit dem "Münchner Merkur" erzählte Aiwanger, er sei zu Schulzeiten sogar Klassensprecher gewesen. Aiwanger räumte in einer Stellungnahme bezüglich der Antisemitismusvorwürfe ein, "als Jugendlicher auch Fehler gemacht" zu haben. Er könne sich zwar nicht daran erinnern, jemals einen Hitlergruß gezeigt zu haben, "weitere Vorwürfe wie menschenfeindliche Witze" aber könne er "weder vollständig dementieren noch bestätigen".

Ehemaliger Verein wendet sich von ihm ab

In seiner Jugend war der Politiker auch Lektor und Vorsitzender der Katholischen Landjugend. Das geht aus einem Bericht der Münchner Kirchenzeitung hervor. Die Landjugend habe dem Politiker jedoch inzwischen die Unterstützung versagt. Keiner der Verbände stehe mehr hinter Aiwanger. Gegenüber BR24 äußerte Aiwanger, ein talentierter Leichtathlet gewesen zu sein.

Nachdem Aiwanger 1990 das Gymnasium abgeschlossen hatte, ging er zur Bundeswehr, Grundwehrdienst ableisten. In welcher Einheit und an welchem Standort er diente, konnte die Bundeswehr auf Anfrage von t-online zunächst nicht mitteilen. Man wolle aber die Archive durchforsten.

Nach der Zeit bei der Bundeswehr begann Aiwanger 1991 ein Studium an der Fachhochschule Weihenstephan. 1995 bekam er sein Diplom als Agraringenieur. Ein Studiengang, der seit mehreren Jahren nicht mehr dort angeboten wird. Ein Agraringenieur gilt als Experte für Landwirtschaft und Technik. Sie planen unter anderem den landwirtschaftlichen Anbau und die Tierhaltung. Ein prädestinierter Studiengang, um auf dem elterlichen Hof auszuhelfen. Die Landwirtschaft betrieb er laut "News.de" lange Jahre nach dem Studium zusammen mit seinen Eltern. Über Aiwangers Eltern ist indes kaum etwas bekannt. Laut "Landshuter Rundschau" hatte Aiwanger für das Studium ein Stipendium der CSU-nahen Hans-Seidel-Stiftung.

Blitz-Karriere in der Politik

Ab 2001 ging Aiwanger in die Politik, er trat den Freien Wählern bei. Von da an stieg er immer weiter auf. Seine erste bedeutende Rede, wie er BR24 sagte, hielt er 2006 vor etwa 600 Zuhörern. Bundesvorsitzender der Partei ist er seit Februar 2010. Seit November 2018 ist Aiwanger zusätzlich Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie in Bayern und stellvertretender Bayerischer Ministerpräsident.

Aiwanger geht gerne auf die Jagd. Seit vielen Jahren ist er der 1. Vorsitzende der Kreisgruppe Rottenburg des Bayerischen Jagdverbandes. Auch war er wohl schon immer viel in Vereinen aktiv, wie die "Münchner Abendzeitung" von Nachbarn des Politikers erfuhr. Laut "News.de" ist Aiwanger noch immer Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr.
Auch ist Aiwanger seit mindestens 2015 Mitglied des "Dialogforums Ost-Süd-Umfahrung Landshut im Zuge der B 15neu".

Auch privat ist vieles über Aiwanger bekannt. Seit 2011 ist seine Liäson mit Tanja Schweiger offiziell. Sie stammt aus der Gemeinde Pettendorf, Landkreis Regensburg. Sie ist eine studierte Betriebswirtin und war bei der Deutschen Bank als Anlageberaterin für Besserverdienende tätig. Obwohl sie zwei Kinder haben, Laurenz und Adrian, ist das Paar nicht verheiratet. Schweiger ist ebenfalls bei den Freien Wählern, seit Mai 2014 ist sie Landrätin des Landkreises Regensburg. Dennoch werde privat eine Grenze gezogen. Dem BR sagte Schweiger: "Ich lege Wert darauf, dass wir uns zu Hause nicht über Politik unterhalten." Ob das auch für den aktuellen Skandal rund um Aiwanger gilt, ist unklar.

Verwendete Quellen
  • hubert-aiwanger.de: Zur Person
  • Anfrage an die Pressestelle der Bundeswehr
  • staufenbiel.de: Agraringenieur
  • spiegel.de: "Hubert Aiwanger und die Flugblattaffäre"
  • kljb-bayern.de: "Aiwanger muss Äußerungen zurück nehmen"
  • spiegel.de: "Aiwanger, die Macht vom Land"
  • merkur.de: Aiwanger im Interview
  • tagesspiegel.de: "Nicht allen die Pistole auf die Brust setzen, die sich nicht impfen lassen wollen"
  • merkur.de: "Aiwanger privat"
  • jagd-bayern.de: Kreisgruppe Rottenburg
  • abendzeitung-muenchen.de: "Unter aller Sau"
  • la-rundschau.de: "Hubert Aiwanger wird Vater"
  • news.de: Hubert Aiwanger privat
  • ou-landshut.de: Über das Dialogforum
  • fw-bayern.de: Erklärung zur aktuellen Berichterstattung
  • Eigene Recherchen
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