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Sozialarbeiter auf dem Oktoberfest: "Die Wiesn ist Ausnahmezustand"


Sozialarbeiter auf dem Oktoberfest
"Die Wiesn ist Ausnahmezustand"

Von Jannik Läkamp

Aktualisiert am 20.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Besucher gehen beim Oktoberfest über die Theresienwiese: Nicht für alle endet die Wiesn glücklich. (Quelle: Felix Hörhager/dpa/dpa-bilder)

Wenn das Bier in Strömen fließt, brauchen oft besonders junge Leute Hilfe. Eine Gruppe Sozialarbeiter hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Wiesn sicherer zu machen.

Auf der Wiesn ist der Teufel los. Davon berichten Polizei und Sanitäter jedes Jahr aufs Neue. Damit es jedoch gar nicht erst so weit kommt, dass Retter eingeschaltet werden müssen, gibt es verschiedene Hilfsangebote von Streetworkern und Sozialarbeitern auf der Wiesn. t-online hat sich vor Ort umgehört.

Unter dem Motto "Respekt ist meine Stärke" gibt es etwa seit zehn Jahren das Projekt "Wiesn Gentleman". Vom Münchner Sozialträger Träger "Condrops" ins Leben gerufen, verteilen die Streetworker direkt vor dem Eingang zur Wiesn am Esperantoplatz Flyer, kleine Holzwäscheklammern – Glupperl – und Bändchen, suchen das Gespräch vor allem mit jungen, männlichen Wiesnbesuchern.

Innerhalb kürzester Zeit haben die Sozialarbeiter etliche Flyer verteilt. Die meisten Wiesn-Besucher bleiben zwar nicht lange stehen. Doch immer wieder gelingt es den Helfern, ein längeres Gespräch mit den jungen Menschen zu führen. Wichtig ist ihnen dabei vor allem das Thema Zivilcourage, erklärt Abteilungsleiter Patrick Hey vor Ort.

Dabei gehe es jedoch nicht darum, etwa bei einer Maßkrugschlägerei dazwischenzugehen. "Dafür gibt es hier sehr viele Ordnungsbehörden", so Hey. Wichtiger sei, mit offenen Augen über die Wiesn zu gehen. "Es geht darum, ihnen rechtzeitig Bescheid zu geben, wenn man etwas sieht. Wir haben es oft genug erlebt, dass Personen am Boden liegen und alle gehen vorbei. Statt dass mal jemand seine Hilfe anbietet, fragt, ob es der Person gut geht. Dieses Bewusstsein wollen wir ins Gedächtnis rufen."

"Wir leisten diskrete Interventionsarbeit"

Für Wiesn-Besucher, die sich mit ihrem Einsatz für andere besonders hervorgetan haben, gibt es daher auch seit vielen Jahren den Wiesn-Courage-Preis. Jeder Wiesngänger kann sich auf den Preis bewerben, belohnt werden auffallend couragierte Taten. "Dabei geht es aber nicht um die großen Themen, dafür haben wir die Polizei. Aber einmal hat jemand eine demenzkranke Frau nach Hause gebracht, die sich einfach nicht mehr zurechtgefunden hat. Dafür hat er dann sogar auf seinen reservierten Tisch im Festzelt verzichtet. Um solche Geschichten dreht sich der Preis", so Hey. Überreicht wird er jedes Jahr vom Oberbürgermeister. Der erste Preis ist wahlweise ein Dirndl oder eine Lederhose.

Doch es gibt auch konkrete Hilfsangebote auf der Wiesn, etwa den Safe-Space für Frauen und Mädchen. Außerdem gehen vier Sozialarbeiterinnen des Trägers "Condrops" unter dem Motto "Streetwork auf der Partymeile" an den Wochenenden und vor dem Feiertag ab 19 Uhr über die Partymeile. Eine von ihnen ist die 29-jährige Svenja Schüürmann.

"Es geht darum, Jugendliche und junge Erwachsene anzusprechen, denen es nicht mehr so gut geht. Erste Hilfe zu leisten, zu schauen, wie sie nach Hause kommen. Bei sexuellen Übergriffen an die richtigen Hilfestellen zu verweisen." Mit Wasser, Traubenzucker und Schokoriegeln ausgestattet, versuchen sie, niederschwellig zu helfen. "Oft sind junge Leute von der Situation überfordert, besonders, wenn sie zu viel Bier erwischt haben. Dafür sind wir dann da." Die Klientel der Helfer ist vor allem eines: jung. Diese Zielgruppe sei besonders anfällig für Probleme auf der Wiesn. Die typischsten Fälle seien junge Betrunkene, die ihre Freunde oder den Heimweg nicht mehr finden. "Aber keine Sorge, die Eltern rufen wir nur an, wenn die Minderjährigen das auch wollen", so Schüürmann. "Wir leisten diskrete Interventionsarbeit."

Immer wieder fragen die Helferinnen auch bei Paaren, die gerade intim werden, nach dem gegenseitigen Einverständnis. "Besonders, wenn wir sehen, dass es vielleicht nur von einer Seite ausgeht. Dann fragen wir nach, ob alles in Ordnung ist, bieten an, die betroffenen Person mitzunehmen, für sie da zu sein."

Für Schüürmann bedeutet der Einsatz auf der Wiesn Erfüllung: "Mir macht es einfach besonders viel Spaß, weil es ein sehr abwechslungsreicher Arbeitsalltag ist, man mit vielen unterschiedlichen Personen in Kontakt kommt. Und ich glaube, dass gerade das Streetwork auf der Wiesen wichtig ist. Es ist einfach ein Ausnahmezustand in der Zeit in München."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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