t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalMünchen

Oktoberfest 2023: Wiesn-Besucher feiern ihn – die Stimme der Theresienwiese


"Bier reicht für alle"
Dieser Mann ist die Kult-Stimme der Theresienwiese

Von Daniel Salg

26.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Norbert Grünleitner: Er ist die Stimme der U-Bahnstation Theresienwiese.Vergrößern des Bildes
Norbert Grünleitner: Er ist die Stimme der U-Bahn-Station Theresienwiese. (Quelle: Daniel Salg/t-online)

Seine Sprüche sind legendär: Norbert Grünleitner ist die Stimme der Theresienwiese. Warum sein Einsatz im Untergrund so wichtig ist.

"Die U-Bahn ist kein Adventskalender, ihr könnt alle Türen benutzen" – oder: "Sie im feschen Dirndl, kommen Sie zu mir in die Mitte des Bahnsteigs". Norbert Grünleitner ist ein Münchner Urgestein und als Stimme der U-Bahn-Station Theresienwiese bekannt. Wenn die Wirte oben auf dem Fest dichtmachen, drängen die Besucher nach unten in die U-Bahn-Station. Und dort empfängt sie Grünleitner mit seinen flotten Sprüchen.

Seit 26 Jahren steht er während der Wiesn Nacht für Nacht dort. Genauer gesagt: Er sitzt in einem kleinen Glaskasten in der Mitte des Bahnsteigs. Von dort aus hat er – über Monitore – alles im Blick, was in der U-Bahn-Station vor sich geht. Sein Mikrofon liegt stets griffbereit parat. Mit dem kann er den kompletten U-Bahnhof im besten bairischen Dialekt beschallen. Was auf den ersten Blick witzig wirkt, hat durchaus einen ernsten Hintergrund.

"Das Bier reicht für alle, ich habe mich selbst überzeugt"

Es ist Montagabend, 18 Uhr. Schon jetzt hält alle drei Minuten eine U-Bahn im Bahnhof Theresienwiese – und zwar pro Fahrtrichtung. Grünleitner schnappt sich zum ersten Mal am Abend das Mikrofon: "So ein herzliches Grüß Gott auf der Wiesn. Schön, dass ihr da seid, lang haben wir gewartet auf euch. Nicht drängeln, nicht schubsen, langsam nach oben gehen. Ich versprech’ euch, das Bier reicht für alle. Es ist genügend da, ich habe mich selbst überzeugt."

Video | So klingt der berühmte U-Bahn-Ansager der Wiesn
Player wird geladen
Quelle: t-online

Gerade sind noch mehr Fahrgäste in Richtung Oktoberfest unterwegs als auf dem Nachhauseweg. Zu normalen Zeiten würde man sagen, die U-Bahnen sind gerade gut gefüllt. Aber eines ist klar: die Stoßzeit an jenem Abend liegt noch vor Grünleitner.

Dann geht sein Puls nach oben

Die stressigste Zeit sei abends immer gegen 23 Uhr. Sobald oben die Zelte ihre Pforte schließen, drängen die Fahrgäste nach unten in den U-Bahnhof. "Dann geht auch nach 26 Jahren hier unten mein Puls noch nach oben", so Grünleitner. Warum? Das lässt sich anhand der Zahlen schon erahnen. Eine U-Bahn könne laut Grünleitner 1.000 Fahrgäste abtransportieren, zu Stoßzeiten sei die aber schon innerhalb von zehn Sekunden nach ihrer Einfahrt in den Bahnhof komplett voll.

Grünleitner erfüllt dann gleich mehrere Aufgaben. Zum einen versucht er über seine charmanten Durchsagen, die Fahrgäste dazu zu bewegen, in die Mitte des Bahnsteigs zu gehen. Damit die U-Bahnen nicht nur hinten und vorne gut gefüllt sind, sondern auch in der Mitte. Zum anderen behält er die Sicherheit im Blick. Er muss unter anderem dafür sorgen, dass der Bahnhof nicht zu voll wird.

Im schlimmsten Fall könnten Fahrgäste ansonsten nämlich ins Gleisbett fallen. Wenn der Andrang zu groß ist, lässt er den Bahnhof deshalb kurzzeitig absperren. Sobald die nächste U-Bahn dann wieder Fahrgäste abtransportiert habe, gehe es weiter.

Da die U-Bahnen im Dreiminutentakt fahren, dauere die Sperrung auch nie lange, so Grünleitner. Insgesamt seien bis zu 90 Mitarbeiter im U-Bahnhof für die Sicherheit der Fahrgäste im Einsatz, darunter weitere Kollegen der Verkehrsbetriebe, der Rettungsdienst, die Polizei und ein Sicherheitsdienst.

"99,9 Prozent der Wiesn-Besucher sind saugeil drauf"

Auch wenn es am Bahnsteig richtig voll wird, verliert der 55-Jährige seine gute Laune nicht. So hallen seine Ansagen wie "jetzt zusteigen, in 1:20 Minuten sind wir am Hauptbahnhof, das ist die Topchance" bis spät in die Nacht durch den U-Bahnhof.

Er ist überzeugt, dass es auf der Theresienwiese nur mit Humor läuft. "Du kannst hier nicht sprechen wie bei der Bundeswehr, das würde nicht ankommen", so Grünleitner. Der Erfolg gibt ihm recht: Denn meist geht es in der U-Bahn-Station trotz Gedränge friedlich zu. Seit 26 Jahren ist er auf der Wiesn, und seitdem sei zur Festzeit noch nie ein Fahrgast ins Gleisbett gefallen.

Manche sagen mittlerweile, dass seine Ansagen wie die Maß zum Oktoberfest gehören. Während der t-online-Reporter vor Ort ist, klopft eine Seniorin an die Scheibe und sagt, sie würde am liebsten den ganzen Abend dableiben, um seine Ansagen zu hören.

Da muss die Frage erlaubt sein, ob an ihm ein Radiomoderator verloren gegangen ist. Grünleitner bleibt bescheiden: "Ich moderiere hier unten zwar schon, aber ich sage doch nur meine Züge an, da habe ich noch nie drüber nachgedacht." Der 55-Jährige wird also den Münchner Verkehrsbetrieben erhalten bleiben, denn er fühlt sich pudelwohl. "Ich muss auch sagen, 99,9 Prozent der Wiesn-Besucher sind saugeil drauf."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website