t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalMünchen

Münchner Missbrauchsgutachten: Ein Kirchenaustritt ist verantwortungslos


Münchner Missbrauchsgutachten
Ein Kirchenaustritt ist verantwortungslos

  • Marianne Max
MeinungEin Kommentar von Marianne Max

24.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Papst Benedikt XVI. (Archivbild): Das Gutachten erhebt schwere Vorwürfe gegen den emeritierten Papst.Vergrößern des Bildes
Papst Benedikt XVI. (Archivbild): Das Gutachten erhebt schwere Vorwürfe gegen den emeritierten Papst. (Quelle: Zuma Wire/imago-images-bilder)

Seit der Vorstellung des Gutachtens zu den Missbrauchsfällen in München und Freising überlegen viele, aus der katholischen Kirche auszutreten. Das ist allerdings der falsche Weg.

Nach meinem Gespräch mit Astrid Mayer, Betroffene von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche und Mitglied der "Betroffeneninitiative Süddeutschland", rasten meine Gedanken. Sie war acht Jahre alt, als sich ein Pfarrer an ihr verging (Mehr dazu lesen Sie hier.). Doch auch Jahrzehnte nach den schrecklichen Erlebnissen vieler Missbrauchsbetroffenen hat sich in der katholischen Kirche nichts geändert. Noch immer müssen die Betroffenen ertragen, dass die katholische Kirche sich ihrer Verantwortung entzieht, Täter schützt und Missbrauchsbetroffenen ihre Erfahrungen und ihr Leid abspricht.

Selbst nach der Veröffentlichung des Gutachtens zu den sexuellen Missbräuchen im Erzbistum München und Freising (Mehr dazu lesen Sie hier.) gehen die Handlungen der Mittäter nicht darüber hinaus, dass sie sich schämen und beten. Verachtung und Ekel ist es, was man in diesen Tagen – abermals – für die katholische Kirche als Institution empfindet.

Vielen geht es ähnlich und so steht das Servicetelefon der Stadt München nicht still. Kirchenaustritte sind gefragter denn je. Vielen, die selbst nicht von sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche betroffen sind, scheint es eine logische Konsequenz zu sein, aus der Institution auszutreten. Das ist ein Weg – jedoch der persönlich einfachste und falsche, will man etwas ändern.

Veränderung braucht Mut

Die katholische Kirche, die es seit Jahrhunderten gibt, wird mit ein paar Kirchenaustritten nach jedem neuen Missbrauchsskandal nicht verschwinden. Der Glaube an Gott gibt – unabhängig davon, ob Außenstehende ihn berechtigt finden oder nicht – gerade in Krisenzeiten vielen Menschen Halt und Hoffnung.

Als Begegnungsraum stellt die Kirche für viele einen zentralen und wichtigen Punkt in ihrem Leben dar. Auch übernimmt sie mit Obdachloseneinrichtungen, Tafeln zur Essensausgabe, Frauenhäusern, Mutter-Kind-Häusern und Jugendhilfen einen Großteil gesellschaftlicher Verantwortung.

Diese Tätigkeiten schützen sie natürlich nicht vor Kritik oder dem dringenden Reformbedarf. Aber sie zeigen, dass gute und richtige Taten – ja, auch innerhalb der Kirche – möglich sind, wo sich nur genügend Menschen zusammenfinden. So haben sich beispielsweise Reformbewegungen wie "Wir sind Kirche" oder "Maria 2.0" zusammengefunden, die sich dafür einsetzen, die bestehenden Machtstrukturen und Missstände innerhalb der katholischen Kirche aufzubrechen.

Verantwortung übernehmen

Auch am Montag haben sich unter der Initiative "#OutInChurch. Für eine Kirche ohne Angst" 125 Mitarbeiter der katholischen Kirche als queer geoutet – eine Aktion, zu der es gerade in der katholischen Kirche noch immer sehr viel Mut braucht. Aber eben der ist nötig, um Veränderung herbeizuführen.

Man kann der katholischen Kirche, wenn man selbst nicht von sexuellem Missbrauch betroffen ist, also mit verächtlichem Blick den Rücken kehren und die Verantwortung weiterhin denjenigen überlassen, die ihr auch zuvor schon nicht gerecht wurden. Dann bleibt sie eine Institution der Täter.

Oder man bleibt und setzt sich dafür ein, dass Missbrauchsbetroffenen Glauben geschenkt wird, dass Straftaten benannt und Täter bestraft werden. Dafür, dass Betroffene endlich Gerechtigkeit erfahren und ihnen der Platz zurückgegeben wird, der ihnen zusteht.

So einfach können Sie Ihre Meinung teilen

Schreiben Sie uns eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de. Bitte nutzen Sie für Ihre Einsendung den Betreff "Kirche". Berichten Sie uns in einigen Sätzen, was Ihre Meinung ist. Eine Auswahl der Beiträge werden wir unter Nennung Ihres Namens in einem separaten Artikel veröffentlichen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website