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Ex-Generalvikar in München: "Kirche kann sich nicht selbst aufklären"


Ex-Generalvikar im Bistum München
"Wir haben keine Einzelfälle von Missbrauch, sondern ein System"

Von t-online, ads

26.01.2022Lesedauer: 2 Min.
Prof. Peter Beer (l) und Kardinal Friedrich Wetter (r) bei einer Pressekonferenz (Archivbild): Beer war als Generalvikar ab 2010 der zweitmächtigste Mann im Bistum München und Freising.Vergrößern des BildesProf. Peter Beer (l) und Kardinal Friedrich Wetter (r) bei einer Pressekonferenz (Archivbild): Beer war als Generalvikar ab 2010 der zweitmächtigste Mann im Bistum München und Freising. (Quelle: Reinhard Kurzendörfer/imago-images-bilder)
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Nach dem Gutachten zum kirchlichen Missbrauch in München berichtet der damals zweitmächtigste Mann im betroffenen Bistum von starken Widerständen gegen die Aufklärung – und einem System des Missbrauchs.

Peter Beer, ehemaliger Generalvikar im vom Missbrauchsgutachten erschütterten Bistum München und Freising, erhebt schwere Vorwürfe gegen seine damalige Institution. Wie er in einem Gespräch mit der "Zeit" angibt, stieß er auch als zweitmächtigster Mann in der Erzdiözese bei der Aufklärung des kirchlichen Missbrauchs auf undurchdringlichen Widerstand – und der sei nach wie vor da.

Er wollte konsequent aufklären. Das geht aus dem Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) geht hervor. Wie Beer der "Zeit" erzählt, seien beim ersten Durchforsten der Akten auf der Suche nach Hintergründen mehr als einmal Tränen geflossen: "Ich musste einsehen: Wir haben keine Einzelfälle von Missbrauch, sondern ein System". Die Entsetzung und Überforderung habe sich jedoch zu Kampfeswillen gewandelt. "Ich beschloss, etwas zu ändern. Anfangs schien es, als würden wir alle an einem Strang ziehen".

Doch bei seinen Bemühungen, die Fälle des sexuellen Missbrauchs im Bistum aufzuklären, habe er gegen zahlreiche Täterschützer ankommen müssen. "Ein Kardinal sagte zu mir, ich sei ein schlechter Priester. Jemand aus dem Domkapitel nannte mich einen Verräter", so Beer zur "Zeit". "Wenn du Hierarchien angreifst, Herrschaftswissen transparent machen willst, wird blockiert und zurückgeschossen".

Beer: "Diese Kirche kann sich nicht selbst aufklären"

Trotz aller Versuche habe er "den Apparat" kaum ändern können – ein Grund für ihn, 2020 nach zehn Jahren sein Amt aufzugeben. Das Gutachten habe seine Erfahrungen nun "objektiv dokumentiert": "Diese Kirche kann sich nicht selbst aufklären", so Beer. Die Institution sträube sich nach wie vor gegen Aufklärungsbemühungen.

Als damaliger Generalvikar übernimmt er für die gesamte Organisation des Erzbistums die Letztverantwortung – genauso wie für seine eigenen Fehler in der Missbrauchsaufklärung, wie er der Zeitung erzählt. Dabei will Beer jedoch auch die Kirche zum Umdenken anregen: "Wir müssen verstehen: Kritik ist nicht zu unserem Schaden, sondern Bedingung für einen Neuanfang".

Das Gutachten behandelte zahlreiche Missbrauchsfälle kirchlicher Würdenträger gegen Kinder und Jugendliche im Erzbistum München und Freising. Demnach wurden diese in der Diözese über Jahrzehnte hinweg nicht angemessen behandelt, wobei insbesondere den Kardinälen und ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger sowie dem aktuellen, Reinhard Marx, Fehlverhalten vorgeworfen wird.

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