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Hodenkrebs bei Fußballprofis: Welche Fragen der Fall Haller nun aufwirft


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Hodentumor bei BVB-Stürmer gefunden
Welche Fragen der Fall Haller nun aufwirft

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 19.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Sébastien Haller: Der Ivorer fällt auf unbestimmte Zeit aus.Vergrößern des Bildes
Sébastien Haller: Der Ivorer fällt auf unbestimmte Zeit aus. (Quelle: IMAGO/Kirchner/David Inderlied)

BVB-Stürmer Sébastien Haller erhielt eine schockierende Diagnose. Bei dem 28-Jährigen wurde ein Hodentumor entdeckt. Daraus ergeben sich einige Fragen.

Am Montag "verärgerte" der BVB einige Anhänger mit einer Testspielpleite gegen den FC Valencia. Doch die war schnell vergessen. Denn wenige Stunden später teilte der Klub mit, dass bei Neuzugang Sébastien Haller ein Hodentumor gefunden wurde. Der dritte prominente Fall binnen weniger Monate.

Welche Bundesligaspieler sind aktuell betroffen?

Timo Baumgartl von Union Berlin war der erste Spieler in diesem Jahr, bei dem ein Tumor festgestellt wurde. Anfang Mai wurde bei dem Innenverteidiger bei einer Vorsorgeuntersuchung das Gewebe entdeckt. "Ich hatte überhaupt keine Beschwerden, gar nichts. Ich habe nichts gespürt, daher ist es tückisch", sagte er im vereinseigenen Interview. Es handelte sich um einen bösartigen Tumor, der kurze Zeit später entfernt wurde. Die Chemotherapie ist inzwischen abgeschlossen. Union hofft, dass Baumgartl nach einer Abschlussuntersuchung Ende Juli mit der Reha weitermachen kann.

In der vergangenen Woche wurde auch bei Marco Richter von Hertha BSC ein Hodentumor gefunden. Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic in der "Welt am Sonntag": "Marco hatte etwas ertastet und wollte das überprüfen lassen. Die Diagnose war natürlich ein Schock für ihn und für uns alle." Die Operation wurde wenige Tage später durchgeführt. Laut Bobic ist sie positiv verlaufen. Dem RBB sagte er nun am Wochenende: "Wir werden in Kürze erfahren, wie die Gewebeproben sind, was für ein Tumor das ist, ob noch weitere Behandlungsformen nötig sind oder ob er Glück im Unglück gehabt hat und schnell wieder zurückkehrt."

Am gestrigen Montag klagte Sébastien Haller über Unwohlsein. Bei der anschließenden medizinischen Untersuchung wurde dann der Tumor festgestellt. Die weiteren Checks werden nun zeigen, wie lange er ausfällt und welche Behandlung nötig ist.

Gab es schon früher bekannte Fälle?

Beim ehemaligen Frankfurter Marco Russ wurde 2015 durch Zufall ebenfalls ein Hodentumor gefunden. Dem "Stern" beichtete er: "Normalerweise wird man zufällig zu Dopingkontrollen gelost. Da hat man bei mir gemerkt, dass ein Wert zu hoch war und hat mich dann wieder zur Kontrolle bestimmt, um zu schauen, ob sich der Wert verändert. Irgendwann ist die Nada (Anti-Doping-Agentur, Anm. d. Red.) auf uns zugekommen, weil sie den Verdacht hatte, dass ich dope. Dabei ging es aber um einen Stoff, der auch vom Körper selbst produziert werden kann." Bei den anschließenden Analysen wurde schließlich ein bösartiger Tumor, also Hodenkrebs, diagnostiziert. Bis zu seinem Comeback auf dem Platz dauerte es neun Monate.

Auch andere bekannte Fußballer wie Arjen Robben oder Eric Abidal hatten bereits einen Tumor am Hoden.

Werden die Spieler vor jeder Saison auf Hodentumore untersucht?

Das handhabt jeder Verein anders. Die meisten machen es allerdings nicht. Fredi Bobic nahm zu der Frage in der "Welt am Sonntag" Stellung: "Was die routinemäßigen Untersuchungen bei den Spielern vor einer Saison betrifft, wird grundsätzlich sehr viel gecheckt. Eine urologische Untersuchung steht aber nicht auf der Liste, zumal diese Diagnose bei einem 24-Jährigen schon ungewöhnlich ist."

Haben Fußballprofis ein erhöhtes Risiko?

Nein, sagt der Urologe Prof. Klaus-Peter Dieckmann. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur erklärte er 2015: "Sport ist generell ein protektiver Faktor, schützt also vor Krebs." Andere Faktoren spielen eher eine Rolle: "Er tritt gehäuft in denselben Familien auf – hatte der Vater Hodenkrebs, liegt das Risiko vier- bis sechsmal so hoch; beim Bruder bereits sechs- bis zehnmal." Auch eine helle Hautfarbe und eine Körpergröße von über 1,95 Meter erhöhen das Risiko. Zu Letzterem sagte Dieckmann: "Wir vermuten, dass das an einer kalorienreichen Ernährung im frühkindlichen Alter liegt."

Klar ist jedoch: Hodenkrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren. Deshalb sind natürlich auch Fußballprofis betroffen.

Was kann ich zur Prävention von Hodenkrebs tun?

Im Idealfall sollten Männer schon im jungen Alter alle paar Monate ihre Hoden nach Auffälligkeiten abtasten. Darüber hinaus ist eine Vorsorgeuntersuchung im Jahresrhythmus empfehlenswert. Timo Baumgartl appelliert: "Es sind zehn Minuten, die man in sein Leben investiert. (...) Ich kann es jedem jungen Mann empfehlen, das zu machen."

Auf welche Dinge Sie beim Abtasten achten sollten und warum die Behandlung von Hodenkrebs fast immer erfolgreich ist, erfahren Sie hier in unserem Erklärstück aus dem Ratgeber-Bereich.

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