DFB-Pokal: Zweitligist Darmstadt 98 will Frankfurts Höhenflug stoppen

Eintracht Frankfurt ist im Derby gegen Darmstadt 98 der Favorit. Doch Obacht: es kommt der formstarke Tabellenführer der 2. Bundesliga.

Die kleine Spitze konnte sich Darmstadts Cheftrainer dann doch nicht verkneifen. "Die wahre Eintracht kommt am Sonntag", sagte Torsten Lieberknecht vor dem Kracher-Spiel am Dienstagabend gegen die Frankfurter Eintracht im Pokal.

Der Cheftrainer der "Lilien" wollte seine Aussage aber ganz bewusst nicht als "Pfeil" gegen den Rivalen aus der Finanzmetropole verstanden wissen. Im Gegenteil: der Respekt ist immens vor dem Duell mit den Frankfurtern (20.45 Uhr, im Liveticker bei t-online), die sich in starker Verfassung befinden und als Favorit in die Partie gehen.

Champions-League-Teilnehmer gegen Zweitligist

Lieberknecht bezog sich mit seiner Aussage mehr auf seine eigene Vergangenheit. Der 49-Jährige war 15 Jahre lang als Cheftrainer, Nachwuchscoach, Präsidiumsmitglied und Spieler bei Eintracht Braunschweig aktiv. Am kommenden Sonntag empfängt Darmstadt die Braunschweiger zum Ligaduell.

Dann wartet auf die "Lilien" wieder das Tagesgeschäft. Denn trotz der Wichtigkeit und Brisanz des "elektrisierenden Derbys" gegen den Champions-League-Teilnehmer aus Frankfurt ist den Darmstädtern bewusst, dass sie maximal mit Außenseiterchancen ins Duell um ein Viertelfinalticket gehen. Zumal die Partie auch noch auswärts stattfindet. Gut 5.000 Darmstädter sind für den Auswärtsblock angekündigt, doch auch auf den anderen Tribünen werden sich Anhänger des Zweitligisten tummeln.

Ein Weiterkommen wäre eine riesengroße Überraschung, aber nach den bislang gezeigten Leistungen in dieser Saison keine Sensation. Mit Borussia Mönchengladbach kickte man in der 2. Runde bereits einen hochdekorierten Bundesligisten aus dem Pokal. Warum also nicht auch den Frankfurtern Paroli bieten?

"Ich wurde in der Stadt mehrfach auf dieses Spiel angesprochen. Die Fans freuen sich auf das Derby. Sowohl für sie als auch für uns ist es ein Spiel, das elektrisiert. Wir spüren alle eine große Vorfreude", so Lieberknecht auf der Pressekonferenz am Montag über das Aufeinandertreffen. Sein Team wolle "ein Spiel abliefern, das einem Derby gerecht wird".

Darmstadt kratzte immer wieder an der Bundesliga

Während das Pokal-Viertelfinale ein lukratives sportliches wie finanzielles Zubrot wäre (auch das Achtelfinale gegen Frankfurt wird bereits im Free-TV in der ARD übertragen), haben die "Lilien" in der Liga ein großes Ziel vor Augen – und sind dort zurzeit absolut auf Kurs.

Nach 19 Spieltagen führt Darmstadt die Tabelle der 2. Bundesliga an, hat aktuell sechs Zähler Vorsprung auf den Relegationsrang drei. Die Sehnsucht nach der Bundesliga ist im sechsten Jahr der Zweitklassigkeit groß. Zumal man in den vergangenen Jahren immer wieder im oberen Tabellendrittel landete.

2020 beendete Darmstadt die Saison unter Dimitrios Grammozis auf Rang 5, mit Trainer Markus Anfang landete der Klub 2021 auf dem siebten Rang. Anfang verließ die Hessen gen Bremen, was die Tür für den neuen Coach Torsten Lieberknecht öffnete. Und der Fußballlehrer hob sein Team noch mal auf ein höheres Level, spielte mit seiner Mannschaft eine herausragende Debüt-Saison. Satte 60 Punkte erspielten sich die "Lilien" in der abgelaufenen Spielzeit.

Eine Punktzahl, die 2019 oder 2020 zum direkten Aufstieg gereicht hätte. So musste Darmstadt vergangenes Jahr den punktgleichen Hamburgern den Vortritt in der Relegation lassen. Doch in dieser Saison soll alles anders werden – und der Traum von der Bundesliga Realität werden. Der große Wurf ist so wahrscheinlich wie nie.

Entscheidend dabei für die Darmstädter bislang: ihre stabile Defensive. Mit nur 15 Gegentreffern stellen sie die mit Abstand beste Abwehrreihe (auf Rang 2 folgt der HSV mit 21 Gegentoren). Zudem kassierte man erst eine einzige Niederlage in dieser Saison – und das am ersten Spieltag beim 0:2 in Regensburg.

Darmstadt ist also seit Mitte Juli in Pflichtspielen ungeschlagen und stellt die beste Abwehr der zweiten Bundesliga. Es könnte schlechtere Vorzeichen geben vor einem Duell mit Eintracht Frankfurt.