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Darts-WM: Experte Paulke zu 16-jährigem Talent: "Er kann Geschichte schreiben"


Darts-WM in London
16-Jähriger bei Darts-WM: "Er kann Geschichte schreiben"

  • Noah Platschko
InterviewVon Noah Platschko

Aktualisiert am 15.12.2021Lesedauer: 5 Min.
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Elmar Paulke: Der Kommentator und Moderator begleitet für DAZN die Darts-WM in London.Vergrößern des Bildes
Elmar Paulke: Der Kommentator und Moderator begleitet für DAZN die Darts-WM in London. (Quelle: Revierfoto/imago-images-bilder)

Ab heute fliegen wieder die Pfeile, denn im Londoner Alexandra Palace beginnt die Suche nach dem neuen Darts-Weltmeister. Wer holt sich den Titel? Und wer überrascht? t-online hat bei Darts-Experte Elmar Paulke nachgefragt.

Wer wird der Nachfolger von Darts-Weltmeister Gerwyn Price? Ab heute herrscht im Londoner Alexandra Palace wieder wildes Treiben. Nachdem das Turnier im vergangenen Jahr im Zuge der aufkommenden Corona-Variante Delta überwiegend ohne Zuschauer auskommen musste, kehren die Fans unter 3G-Regeln nun wieder in den "Ally Pally" zurück. Und schon am Abend wartet das erste Highlight, denn Vorjahressieger Gerwyn Price greift ins Turnier ein.

Price gehört auch in diesem Jahr zu den Top-Favoriten auf den Titel. Doch auch Peter Wright und Michael van Gerwen werden wieder ein Wörtchen mitzureden haben. Das glaubt auch Darts-Kommentator Elmar Paulke (51), der die Weltmeisterschaft wie auch in den vergangenen Jahren mit unterschiedlichsten Experten am Mikrofon begleiten wird.

Auch vier deutsche Spieler sind am Start – darunter der erst 16-jährige Fabian Schmutzler, der sich sensationell für das wichtigste Turnier des Jahres qualifizieren konnte. Schafft er es, Geschichte zu schreiben? Und wie stehen die Chancen der anderen deutschen Spieler?

++ Elmar Paulke macht den großen Check zur Darts-WM ++

Wer sind die Favoriten bei der Darts-WM?

Elmar Paulke (51): "Den Titel werden die üblichen Verdächtigen unter sich ausmachen: Vorjahressieger Gerwyn Price, Michael van Gerwen und Peter Wright stehen da an erster Stelle. Ich würde aber auch noch Jonny Clayton mit reinnehmen. Es gab in diesem Jahr auf der Pro Tour allerdings so viele unterschiedliche Turniersieger wie noch nie. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass da einer vorne mitmischen wird, den aktuell noch niemand auf dem Zettel hat.

José de Sousa beispielsweise war Anfang des Jahres in absoluter Topform, auch wenn er zuletzt etwas nachgelassen hat. Ryan Searle, der zuletzt im Finale der Players Championship Finals stand, ist vielleicht keiner für den Titel. Aber er könnte den ein oder anderen großen Namen rauswerfen. Auch Michael Smith, der "Bully Boy", bei der WM 2019 im Finale, zeigt eine ansteigende Form. Gary Anderson, voriges Jahr noch im Endspiel, denkt natürlich auch groß. Aber ihm fehlt ein wenig die Matchpraxis und auch die Konstanz, um die Topspieler reihenweise wegzuhauen. Das würde mich sehr überraschen.

Der Standard ist insgesamt höher geworden und in die Breite gegangen. Es gibt nicht mehr nur die Top 5, die sich von allen anderen abheben. Sondern es gibt auch mal eine Nummer 13 der Welt, die durchmarschieren kann. Nach jetzigem Stand würde ich trotzdem sagen, dass Price und Wright im Titelkampf die Nase leicht vorne haben. Dann kommt van Gerwen."

Der Zuschauerfaktor

"Vergangenes Jahr waren Corona-bedingt kaum Zuschauer dabei, dieses Jahr herrscht im Publikum wieder ein wildes Treiben. Die Engländer scheinen mit Corona etwas anders umzugehen als wir hier in Deutschland. Was den Einfluss der Zuschauer auf die Spieler angeht: Die Jungs, die in der Zeit ohne Zuschauer den Schritt nach vorne gegangen sind, haben sich in der Spitze festgebissen. Und die lassen sich auch jetzt, wo Zuschauer wieder erlaubt sind, davon nicht beeinflussen.

Gerwyn Price, die Nummer eins der Welt, hat mit das schwierigste Verhältnis zu den Fans. Er wird immer wieder ausgebuht, legt sich zum Teil auch selbst mit den Zuschauern an. Jemand wie van Gerwen, der auch nicht immer nur geliebt wurde, schafft es dagegen immer wieder, die Fans auf seine Seite zu ziehen. Vielleicht hat das aber auch damit zu tun, dass er zuletzt etwas 'menschlicher' gespielt hat. Er hat kein einziges großes Ranglistenturnier gewonnen in diesem Jahr. Ich hatte zwar zuletzt immer das Gefühl, dass er zurück zu alter Stärke gefunden hat. Aber dann hat er doch noch dieses eine Match dabei, in dem er es nicht hinbekommt, Topleistung abzurufen. Wie sagt man so schön im Darts: 'Du gewinnst die großen Turniere nicht mit deinem A-Game, sondern mit deinem B-Game.' Und das bekommt er aktuell nicht hin."

Die Chancen der vier deutschen Teilnehmer

Fabian Schmutzler:

"Fabian ist erst 16 Jahre alt, wirkt aber für sein Alter ganz schön reif. Egal ob da TV-Kameras dabei sind, er geht damit sehr, sehr souverän um. Ich glaube aber, er ahnt noch nicht, was der Alexandra Palace (Spitzname Ally Pally) für ein Brett wird. Wenn knapp 4.000 Menschen im Saal 'Fabulous Fab' singen, dann wird das für ihn etwas ganz Neues sein. Und er weiß, dass er in der ersten Runde gegen Ryan Meikle Geschichte schreiben kann.

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Ein 16-Jähriger hat noch nie die zweite Runde einer WM erreicht. Das wäre famos. Seine Eltern hatten sich eigentlich überlegt, ihm zu Weihnachten Zuschauerkarten für den "Ally Pally" zu kaufen. Jetzt hat er sich qualifiziert und schenkt ihnen die Tickets. So läuft’s manchmal im Leben."

Gabriel Clemens:

"Gabriel hat letztes Jahr ein richtig gutes Turnier gespielt. Das Highlight war sein Sieg gegen Titelverteidiger Peter Wright, womit er als erster Deutscher ins Achtelfinale einer WM einziehen konnte. Bei dieser WM wird er es schwer haben.

Gabriel ist in den vergangenen zwölf Monaten auf der Bühne nicht den nächsten Schritt gegangen. Er ist als Typ keine Rampensau und hat letztes Jahr eher davon profitiert, dass keine Zuschauer da waren. Im Training spielt er ein unfassbares Niveau, aber ob er das im 'Ally Pally' zeigen kann? Das Achtelfinale zu bestätigen, wäre für ihn auf jeden Fall ein Erfolg – dazu müsste er in der dritten Runde aber höchstwahrscheinlich Jonny Clayton besiegen. Ich glaube, bis wir einen deutschen Spieler im Viertelfinale einer WM erleben, müssen wir uns leider noch ein wenig gedulden."

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Florian Hempel und Martin Schindler:

"Die beiden treffen schon in der ersten Runde aufeinander. Beide werden sich zunächst komplett auf sich und ihr Match konzentrieren, verstehen sich auch privat gut. Das Duell Schindler versus Hempel war im April auch das Finale der Super League, das Martin knapp mit 11 zu 10 für sich entschieden hat – und womit er sich überhaupt für die WM qualifizieren konnte. Egal wer von beiden sich durchsetzen wird: In Runde zwei wartet Dimitri Van den Bergh, die Nummer fünf der Welt. Es wäre schon Wahnsinn, wenn einer der beiden den Belgier bezwingen könnte. Warten wir's ab."

Die beiden Frauen im Turnier

Fallon Sherrock:

"Fallon Sherrock kreiert so viele Geschichten, obwohl sie teilweise gar nichts dafür kann. Sie trifft mit Steve Beaton, den 'Bronzed Adonis', auf einen der ältesten Spieler auf der Tour. Jeder freut sich, ihn zu sehen. Und sie ist nicht mehr die krasse Außenseiterin, die guckt, was geht. Sie ist sportlich der Favorit. Ich bin gespannt, wie sie die Nummer angeht. Fliegt sie raus, wäre das für sie eine große Enttäuschung. Aber sie ist cool. Ich traue ihr zu, mit dieser gestiegenen Erwartungshaltung umgehen zu können."

Lisa Ashton:

"Lisa trifft zum Auftakt auf Ron Meulenkamp. Auch sie ist für mich da leichte Favoritin. Den kann sie packen. Viele, mit denen ich gesprochen habe, sagen: Ich will nicht gegen Lisa Ashton spielen. Aber auch bei ihr habe ich wie bei Gabriel Clemens Zweifel, ob sie ihr Spiel auf einer großen Bühne durchziehen kann.

Das grundsätzliche Interesse am Darts:

"Ich begleite diesen fantastischen Sport das ganze Jahr über. Und wir müssen nicht darüber reden, dass die WM ganz klar im Fokus steht. Die Einschaltquoten sind immer doppelt so hoch wie bei anderen Turnieren.

In diesem Jahr ist die Vorfreude besonders groß, weil es bereits jetzt unfassbar viele Geschichten zu erzählen gibt. Wir haben vier deutsche Spieler am Start, Raymond van Barneveld ist zurück, Adrian Lewis (Weltmeister 2011 und 2012) ist wieder in Form und trifft ziemlich sicher in Runde zwei auf Gary Anderson (Weltmeister 2015 und 2016). Dazu entstehen immer wieder fantastische Momente im Laufe des Turniers. Diese WM wird definitiv nicht langweilig."

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Elmar Paulke
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