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AnnenMayKantereit: So ist das Album von Henning May und Bandkollegen


Schon gehört?
AnnenMayKantereit: Ist der Hype jetzt vorbei?

MeinungVon Sebastian Berning

Aktualisiert am 05.03.2023Lesedauer: 5 Min.
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AnnenMayKantereit (v.l.): Henning May, Severin Kantereit und Christopher Annen.Vergrößern des Bildes
AnnenMayKantereit (v.l.): Henning May, Severin Kantereit und Christopher Annen. (Quelle: Universal Music Group)

t-online hat offene Ohren für die wichtigsten Alben der Woche und gibt Ihnen Musiktipps. Diese Woche mit AnnenMayKantereit, Motörhead und Wilson Gonzalez Ochsenknecht.

AnnenMayKantereit – Es ist Abend und wir sitzen bei mir

Wenn ich in meiner Instagram-Bubble Fotos von Sonnenuntergängen oder träumerischen Seelandschaften sehe, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass einige Damen aus dem Freundeskreis diese Grüße mit einem Song von AnnenMayKantereit unterlegt haben. Es gab wohl in den letzten Jahren keine Band im deutschsprachigen Rocksektor, die solch einen kometenhaften Aufstieg hatte wie diese Truppe. Von der Studenten-Schmuseband zu Arenarockern. Mit dem gutbürgerlich betitelten Werk "Es ist Abend und wir sitzen bei mir" melden sich Hennig May und seine Kollegen drei Jahre nach "12" zurück.

Bei dem Titel weiß man auch nicht so recht, was man erwarten soll. Ist das jetzt Musik zum Vortrinken und sitzen deswegen alle beim lyrischen Ich? Wird hier eine ernste Beziehungskrise angedeutet? Geht es ums Älterwerden und dass nicht mehr jeder Freitag und Samstag auf der Piste verbracht werden kann?

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Nun, in den 15 Songs bzw. diesen 50 Minuten geht es um all das und noch viel mehr. Der tanzbare Opener "Lass es kreisen" ist tatsächlich noch ein Lockdown-Song. Es geht um Masken, "mit dir mal wieder die Kontrolle verlieren" und "seltsame Zeiten". "3 Tage am Meer" ist dann wieder so ein fröhlicher Track, der sich bestens für Instagram-Storys von Landschaftsaufnahmen eignet. Es geht um Liebeskummer, es geht sogar um "Lottoscheine" und Geschichten aus dem Leben.

Wen übrigens noch immer interessiert, was Abends beim lyrischen Ich gemacht wird: "Karten spielen". Ungefähr genauso aufregend wie das eher monotone Lied. Und so ist es bei vielem, was man auf diesem Album hört. Nett gemacht, Hennig Mays Stimme ist unverkennbar, aber die großen musikalischen Gesten vermisse ich. Oft sind die Stücke zu zurückhaltend. Man kann schon den Eindruck bekommen, dass man sich hier eingängigen Melodien verweigert.

Manchmal, aber nur manchmal, halten der Pop und der Pepp trotzdem Einzug. "Katharina" ist – gerade in diesem Albumkontext – ein wunderbarer Song. Endlich mal ein bisschen Leben, statt daheim sitzen und Kartenspielen. "Ausgehen" kann mit seinen Flamencogitarren und der fetzigen Basslinie auch gefallen. Insgesamt wird mir hier aber zu viel Trübsal geblasen. Und das nicht mal besonders pathetisch oder eindrucksvoll.

Wird der Hype um diese Band denn – bösere Zungen würden meinen: endlich – abbrechen? Bestimmt nicht. Schaut man sich die Kommentare unter den Instagram-Beiträgen zum neuen Album an, dann ist die Vorfreude der Fanscharen ungebrochen. Da kann man direkt die nächste Tour durch deutsche Mehrzweckarenen buchen.

Motörhead – Seriously Bad Magic

"Bad Magic" war der Schlussakkord von Motörhead. Es war das letzte Album, das die britische Headbanger-Institution veröffentlichte, bevor Bandchef Lemmy Kilmister am 28. Dezember 2015 im Alter von 70 Jahren starb.

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Zugegeben: "Bad Magic" war kein "Ace of Spades", kein "Overkill", kein "Bastards" und auch kein "Inferno". Ich hatte bei den letzten Alben des Trios eh oft den Eindruck, dass man "more of the same" rausbrachte. Dennoch waren waren auch die späteren Alben nett anzuhören. Der Opener "Victory or Die" knallte seinerzeit ordentlich aus den Boxen. "The Devil", "Till the End" oder "Evil Eye" waren ebenfalls coole Nummern. Ja, nur die ganz großen Gesten, die Gassenhauer, die Ohrwürmer wollten Lemmy auf diesem ursprünglich 2015 erschienenen Album nicht mehr gelingen.

Unter dem Titel "Seriously Bad Magic" wird das Motörhead-Finale nun wiederveröffentlicht. Drei Bonustracks finden sich auf der CD und Doppel-LP. Zum einen das knarzige David-Bowie-Cover "Heroes". Sagen wir es mal so: Das Original bleibt unerreicht. Die anderen beiden Zugaben "Bullet in Your Brain" und "Greedy Bastards" hingegen wummern in bester Motörhead-Manier.

Warum ausgerechnet diese Platte neuaufgelegt wurde, erschließt sich mir nicht so ganz. Steht doch kein Jubiläum an und das Original kriegt man auch verhältnismäßig einfach zu kaufen. Dennoch handelt es sich hier um einen hochwertigen Reissue, den man sich gut ins Regal stellen kann, sollte noch diese "Bad Magic"-Lücke im Plattenregal bestehen.

Antonia Kubas – Liebe und Musik

"Liebe und Musik", nun, das passt ja zumindest thematisch gut zusammen. Musikalisch auch im Fall von Antonia Kubas. Die Berlinerin veröffentlicht nach einigen Singles nun ihre erste EP. Fünf Songs irgendwo zwischen Deutsch-Pop, Singer/Songwriter und etwas Schlager.

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"Jung für immer" ist gut gemachte Popmusik mit einem mehr als eingängigen Refrain. Ja, manchmal mag man sogar an Silbermond oder Juli denken. Nicht die schlechtesten Referenzen. Bei "Zum X-ten Mal" kommt dafür die Schlagervergangenheit der Sängerin zum Vorschein. Irgendwie denkt man an Matthias Reim oder Christin Stark. Das liegt vielleicht auch daran, dass Kubas früher Backgroundsängerin bei Reim war. Das hat wohl abgefärbt.

Bei "Ein Stück vom Himmel" oder "Ich seh dich", dem Finale der EP, präsentiert die Sängerin sich eher als Singer/Songwriterin. Akustikgitarre, dezente Drums, Klavier und Streicher. Songs, die wie gemacht sind fürs Radio. Generell ist es erstaunlich, wie sehr sich Kubas durch verschiedene Stilrichtungen schlängelt, ohne dass man das Gefühl hat, dass diese Stilbrüche zu krass wären. "Wie aus einem Guss" hat man da früher mal zu gesagt. Und das ist als Kompliment gemeint.

The Strokes – The Singles Vol. 1

Was waren die Strokes für ein Hype, als sie 2001 mit ihrem Debüt "Is This Is" auf der Bildfläche erschienen. Der Retro-Sound irgendwo zwischen Rolling Stones, The Velvet Underground, Indie Rock und Post-Punk konnte mit Songs wie "Last Nite", "Someday" oder "Hard to Explain" schnell MTV und die Fachpresse begeistern.

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Das weitere Schaffen der Band war recht divers. Mal rockiger, mal elektronischer, meist cool. Jetzt kann man mit dem Boxset "The Singles Vol. 1" noch einmal auf die frühen Hits der Band zurückschauen. Kein bloßes Best-Of, keine lieblose Playlist, sondern zehn 7"-Singles in einer Box. Wie der Untertitel "Vol. 1" schon nahelegt, ist dies nur der erste Teil einer Reihe. Doch gerade diese Zusammenstellung wird Indie-Puristen Pipi in die Augen treiben.

Denn hier sind nur Songs aus den Jahren zwischen 2001 und 2006 enthalten. Vom Single-Debüt "The Modern Times" über "Last Nite", "Repitilia" bis hin zu "You Only Live Once". Und das alles im klassischen 7"-Format. A-Seite mit Hit, B-Seite mit Bonustrack. Mal Albumtracks, mal Home Recordings, mal Liveaufnahmen. Insgesamt umfasst diese Box auf den zehn Mini-Vinyls 21 Songs. Und darunter teilweise die besten Nummern von The Strokes.

A Black Rainbow – Face

Die Söhne von Uwe Ochsenknecht sind nicht nur Schauspieler, sondern machen auch gerne Musik. Während Jimi Blue Ochsenknecht einst eher mit Teenie-Pop Charterfolge feiern konnte, widmete sich sein Bruder Wilson Gonzalez Ochsenknecht eher düsteren Klängen. Dass der Bruder von Cheyenne Ochsenknecht eher an düsteren Klängen interessiert ist, ist kein Geheimnis. Seine aktuelle Truppe A Black Rainbow belegt dies auch eindrucksvoll.

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Irgendwo zwischen Synthie-Sounds und stark verzerrten Gitarren bewegen sich die sechs Songs der EP "Face". Nun, Wilsons Gesang ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, gleicht eher melodischem Sprechen als Singen. Doch der eher monotone Klang passt gar nicht so schlecht zum unterkühlten Klang der Band.

Etwas schade ist, dass die Nummern etwas gleichförmig sind. Keyboard-getragene Strophen, Gitarren im Refrain. Nur selten bricht die Berliner Gruppe aus diesem Schema auf. Bei "Weird World" hat man zumindest den Eindruck, einen halbwegs eingängigen Refrain hören zu können. Der Sprechgesang (jetzt aber wirklich Sprechgesang) im Titelsong fällt im Verlauf der Stücke auf, aber eher negativ. Das hätte nicht sein müssen.

Nun, "Die wilden Kerle"-Die-Hard-Fans wird diese Düster-Mucke wohl eher weniger abholen. Für Anhänger der Szene könnte sich das Reinhören vielleicht aber lohnen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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